Weißweine 2018: reif und charakteristisch
Nach den Meldungen von Österreich Wein zeigen die 2018er-Weißweine generell eine hohe Reife. Auch die großen Weißweine besitzen trotz des ungewöhnlich warmen Sommers keinen „Hitzecharakter“. Die Säurewerte liegen grundsätzlich etwas unter 2017, was sowohl bei den Grünen Veltlinern wie bei den Rieslingen allerdings kaum wahrnehmbar ist. Beide werden viele Gewächse hervorbringen, die in puncto Sortentypizität wie Aromenspiel keine Wünsche offen lassen. Sehr charakteristisch sind auch die Bukettsorten geraten, wie Sauvignon Blanc und Gelber Muskateller, die in der Steiermark aufgrund der reichlichen Niederschläge etwas leichter als im Vorjahr ausgefallen sind. Die Weine der Burgundergruppe sind ebenfalls sehr gut gelungen und weisen viel Schmelz und eine frühe Balance auf.
2018: Herausragender Rotwein-Jahrgang
Große Euphorie herrscht bei den österreichischen Rotweinerzeugern. Allgemein kann von einer sehr hohen Traubenreife ausgegangen werden. Die Weine zeigen sich tiefdunkel, sehr kraftvoll und dicht, besitzen einen samtigen Tanninhintergrund und adäquaten Säuregehalt, die ihnen entsprechendes Rückgrat und auch eine frühzeitige Balance verleihen. Sowohl für die urösterreichischen Rotweinsorten Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent als auch für die französischen „Globetrotter“ Cabernet, Merlot und Syrah können somit hervorragende Ergebnisse prognostiziert werden.
Witterung und Menge
Es war das zweitwärmste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, das bereits Mitte bis Ende Mai zu einer enorm frühen Blüte führte. Dieser Vegetationsvorsprung blieb über den gesamten heißen Sommer erhalten und brachte die früheste Lese seit Menschengedenken, die mit 2,75 Mio. hl das mengenmäßig überdurchschnittliche Jahr 2017 noch übertraf.
Weingut Nigl in Senftenberg, Region Kremstal: Fülligere Weine, hohes Reifungspotenzial
Martin Nigl: „Die Trauben Grüner Veltliner und Riesling waren vollkommen gesund. Wir konnten bei nur geringem Botrytisbefall sogar eine Riesling Trockenbeerenauslese einbringen. Die Öchslegrade lagen allgemein bei 85 bis 110. Die Weine probieren sich sehr fruchtbetont und etwas fülliger als üblich, auf der Zunge kräftig, dicht und mit guter Harmonie zwischen Frucht und Säure, insgesamt etwas cremiger, weil der Jahrgang sehr reif war. Die Rieslinge zeigen sich sehr klassisch mit schöner Steinobstfrucht und im Alkohol eher leichter, mit maximal 13 %. Insgesamt vermache ich den Weinen ein hohes Reifungspotenzial von 20 bis 25 Jahren.“
Weingut Gross in Ratsch/Südsteiermark: Einer der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts
Johannes Gross: „Durch den Starkregen Anfang September war eine arbeitsintensive Handlese und hoher Selektionsaufwand nötig. Die Öchslegrade lagen im Durchschnitt bis leicht erhöht. Sehr gut war das Gärverhalten. Inzwischen vergären wir den Großteil spontan, was noch nie so problemlos gelaufen ist. Die Weine zeigen sich mit reichhaltiger Frucht, in der Säure etwas milder als 2017, mit gut abgepuffertem Alkohol und gut zugänglich. Der Jahrgang erinnert mich an 2012 , ist früh trinkreif und zählt sicher zu einem der besten des letzten Jahrzehnts.“
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Quelle für Allgemeines: Österreich Wein. Fotos: Landschaft: travelpeter - stock.adobe.com, Grüner Veltliner: superfood -stock.adobe.com, Blaufränkisch: Manfred Ruckszio-stock.adobe.com, weitere Fotos: PR