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Zwei Super Orange-Weine von Bernd Sacherer, ein Rebell, plus tolle Tropfen von Nove Lune und W2-Bio Waltl

die besten Orange-Weine beim PIWI International Wine Challenge 2022

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Von  2092
Zwei Super Orange-Weine von Bernd Sacherer, ein Rebell, plus tolle Tropfen von Nove Lune und W2-Bio Waltl' Zwei Super Orange-Weine von Bernd Sacherer, ein Rebell, plus tolle Tropfen von Nove Lune und W2-Bio Waltl
Die besten Orange-Weine der PIWI International Wine Challenge 2022. Foto: bonvinitasOrange-Weine sind immer besonders spannend, da so gut wie 100% Natur. Sie sind zwar (noch) nicht gesetzlich geregelt, doch die Winzer verstehen sie als Naturweine ohne Zusatzstoffe - allenfalls mit sehr geringem Sulfiteinsatz. Dadurch oxidieren die Inhaltstoffe rascher, und die Weine werden farbkräftiger, wie man es von älteren Weinen kennt. Viele Winzer lassen auch weiße Trauben länger auf der Maische stehen bis hin zum Angären, was ebenfalls mehr Farbe bringt und Weißweine ins Orange changieren lässt. Noch darf Orange-Wein nicht auf dem Etikett stehen. Manche Winzer schreiben natur, was bislang auch nicht näher geregelt ist.

Vier großartige Orange-Weine

Es waren zwar nur sieben der noch seltenen Orange-Weine beim PIWI International Wine Challenge 2022 eingereicht worden, doch davon kann ich gleich vier großartige und hochbewertete hervorheben. Selbstverständlich wurden alle beim PIWI Challenge von professionellen Prüfern „blind“ taxiert.

Das Verbands-Logo
PIWIs sind pilzwiderstandsfähige Reben, die man deutlich weniger spritzen muss. Denn bereits im 18. und 19. Jahrhundert waren hartnäckige Pilzinfektionen aus der neuen Welt eingeschleppt worden, die an unseren europäischen Reben ohne kräftige Schädlingsbekämpfung enormen Schaden anrichten. Eine Lösung sind PIWI-Sorten, Kreuzungen aus Reben der neuen Welt, die dort vorkommend natürliche Resistenzgene gegen diese Pilze besitzen, mit unseren heimischen Reben. Inzwischen ist da sehr viel gelungen, und es gibt zahlreiche sehr gute PIWI-Sorten, sowohl für den Anbau, wie für ausgezeichnete Weine. So gibt es auch einen internationalen PIWI-Verband, für den wir von bonvinitas diesen Wine Challenge ausgerichtet haben.

Zwei super Orange-Weine vom Weingut Rabenhof

Muscaris, PIWI-Traube. Foto: Rebschule FreytagMit TOP-GOLD bewertet wurde der: Muscaris „Herbstgold“ im Barrique gereift Badischer Landwein trocken mit saftigen 16% Alkohol vom Ökologischen Weingut Rabenhof in Sasbach-Jechtingen am Kaiserstuhl, zu dem ich beim Nachverkosten notiert habe: In der Farbe Orange; in der Nase Noten von getrockneten Aprikosen, Orangenmarmelade, Cashewnüssen, Kiefernholz; auf der Zunge ein hochinteressanter Wein, der Geschichten erzählt mit Anklängen an Bratäpfel, gebrannte Mandeln, Krokant und mit einem Hauch Nougat; trockenes, vielschichtiges Finish mit Sherrynoten. Ein Wein, der überhaupt an Sherry erinnert, mit gut 4-5 Jahren weiterem Potenzial und schön als Aperitif, zu Räucherfisch oder Grillspießen. 

Muscaris ist eine vom Staatlichen Weinbauinstitut im badischen Freiburg gezüchtete PIWI-Sorte, die 2013 in Deutschland zum Weinanbau zugelassen wurde.

Ebenfalls mit TOP-GOLD bewertet: 2020 Solaris & Muscaris „Herbstgold“ badischer Landwein Holzfass gereift trocken mit 15% und ebenfalls vom Ökologischen Weingut Rabenhof: Betörender Duft nach Rosen, Tabak, Karamell, mit einem Hauch Salbei; ebenso betörender Körper mit schönem Schmelz, der gleichfalls viel erzählt und an Kiefernholz erinnert; samtiges Finish. Ein Wein wie goldene Herbsttage und gut passend zu Räucherfisch oder Kassler mit Sauerkraut.

Solaris ist eine ebenfalls vom Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg gezüchtete PIWI-Sorte, die bereits seit 2004 zugelassen ist. Beide Sorten liefern etwas würzigere Weine.

Bernd Sacherer, Inhaber des Weinguts Rabenhof: 'Naturweine gehen nur mit Bio.'

Reben des Weinguts Rabenhof in der sehr guten Lage Oberrotweiler Henkenberg. Man sieht: Kein Herbizid-Einsatz„PIWI-Sorten sind die Zukunft des Weinbaus, denn wenn wir an Artenschutz und Nachhaltigkeit denken, kommen wir ohne PIWIs nicht aus“, so Sacherer, der als Rebell gelten darf, da er bereits 1999 aus den Qualitätsweinprüfungen ausgestiegen ist und seine Orange-Weine schlicht als Landwein deklariert, was ihm mehr Freiraum gibt, so auch diese beiden, die je mit stolzen 98 Punkten und TOP-GOLD bewertet wurden. „Wichtig ist eine kühle Lese, denn jeden auch nur geringen Anflug von Essig müssen wir streng vermeiden. Nur zur Sicherheit gebe ich ein klein wenig Sulfite, doch weit unter den Grenzwerten, sonst keinerlei Zusatzstoffe, was natürlich auch Spontangärung heißt“, so der Rebell. Er filtriert die Weine auch nicht und erklärt weiter: „Wir lassen sie auf der Feinhefe reifen, die wir manchmal wieder aufrühren, bis zur Füllung. Selbst gefüllte Weine dürfen noch eine minimale Hefetrübung aufweisen. Denn Hefe, auch nur in geringer Trübung, schützt die Weine auf der Flasche mehr als Sulfite.“ So darf Sacherer mit als Vorreiter gelten, auch wenn sein Weingut Rabenhof nur ein kleines ist mit Flächen in der sehr guten Lage Oberrotweiler Henkenberg.

TOP-GOLD Orange-Wein von Nove Lune:

Amphoren im Weingut Nove Lune in der Lombardei2021 Bronner und Johanniter Vino Italia trocken in Amphoren ausgebaut vom Weingut Nove Lune in Cenate Sopra: Im Duft Honig, reife Birnen, Orangenmarmelade, begleitet von einem Hauch Waldboden; auf der Zunge ein sehr lebendiger Tropfen, vorne schön trocken, viel Natur und Mineralnoten mit langsam quasi von Ferne aufsteigendem Schmelz, der in einem trockenen kernigen Finish ausläuft. Ein Wein wie eine Waldwanderung, der einen sehr interessanten Aperitif abgibt sowie auch gut zu Räucherfisch oder Kassler mit Sauerkraut passt.

Bronner und Johanniter sind ebenfalls in Freiburg gezüchtete PIWI-Reben. Bronner liefert Weine vom Typ Weißburgunder, Johanniter eher vom Typ Riesling.

Das Weingut Nove Lune: Alessandro Sala

„Mein Weingut ist zwar nur zwei Hektar groß, ich mache aber alles per Handarbeit und habe auch keinen Traktor. Den genannten Orange-Wein habe ich einen Monat in der Amphore gären, dass ganz vorsichtig abgepresst, und ein Jahr in der Amphore weiter reifen lassen“, so Sala.

Weingut Nove Lune, Alessandro Sala lehnt auf einer seiner AmphorenDas Weingut liegt in der Lombardei, bereits am Alpenrand, und Sala betreibt es komplett mit PIWI-Sorten. Der italienische Regionalverband von PIWI International wurde 2017 auf seinem Weingut gegründet. Mit Bio-Weinen hat Sala bereits 2009 begonnen und 2017 die ersten PIWI-Sorten gepflanzt. „Die ermöglichen mir den fast vollständigen Verzicht auf Fungizide und den kompletten Verzicht auf alle anderen chemischen Substanzen, wie Herbizide und chemische Düngemittel, was sowohl der Gesundheit der Verbraucher wie die Umwelt dient. In dem trockenen Jahr 2022 musste ich überhaupt nicht spritzen, sonst maximal zwei- bis dreimal pro Jahr im Gegensatz zu Kollegen, die 20 bis 25mal ausrücken müssen“, erklärt Sala stolz.

Außerdem hat er noch eine sehr gute Cuvee Helios, Bronner, Solaris in der Kategorie edelsüß eingereicht, die GOLD gewann.

Ausgezeichneter Orange-Wein von W2-Bio Weinbau Waltl ausgebaut in Amphoren 

Mit GOLD bewertet: 2020 Muscaris Orange-Naturwein Landwein aus Kärnten von W2-Weinbau Waltl aus Klagenfurt, zu ich dem notiert habe: Tiefer betörender Duft mit Noten von Muskat, Curry, Nougat, getrockneten Aprikosen; sehr mineralischer schön trockener Körper mit viel Rückgrat und Anklängen an Kumquat, der in einem gefälligen Finish verklingt, in dem sich nach und nach ein feines Temperament meldet und nochmals mineralische Noten aufsteigen.

Christian Waltl: „Klassischer Weinausbau interessiert mich nicht.“

W2-Bio Weinbau Waltl, Christian Waltl. Foto: AssamMit diesem Satz ist der Kärntener Bio-Winzer bestens charakterisiert: „Wir haben ausschließlich PIWI Sorten im Anbau. Den genannten Muscaris habe ich bereits 2015 gepflanzt. Schon 2014 habe ich mit Naturweinen begonnen und verfahre bei den Orange-Weinen getreu dem Schema: 3-4 Wochen Standzeit der Maische, die dann angärt, und die ich täglich auf ihren Geruch prüfe. Wenn mich die Zeit reif dünkt, kommt sie auf die Presse und der Wein dann für ein Jahr in die Amphore. Danach lasse ich ihn ein weiteres Jahr im Kastanienfass reifen“, erklärt Waltl. Die Reben wachsen auf Schotterböden im Stadtgebiet von Klagenfurt. Mit knapp zwei Hektar ist der Betrieb nicht groß, und so geschieht fast alles per Handarbeit. Nur ganz manchmal hilft ein Kollege per Schlepper aus. Die Reben lässt er in s.g. Umkehrerziehung wachsen, das heißt entlang eines Drahts in ca. 1,80 m Höhe. Darunter lässt der Bio-Winzer Schafe weiden und hält auch Hühner, die beide für eine natürliche Düngung sorgen, und betont: „Am wichtigsten ist mir die gute Gesundheit der Reben.“

Text: Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas; Fotos wie angegeben andernfalls PR

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