Top Mosel Rieslinge: 125 Jahre DER RING Mosel 1899

mit bis zu 98 bonvinitas Punkten bewertet – bei der Reise zum Jubiläum

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Top Weine von Anfang an bis heute: 125 Jahre DER RING Mosel 1899 mit bis zu 98 bonvinitas Punkte bewertet – bei der Reise zum Jubiläum. Das Bild zeigt die Mosel bei Bremm, links die extreme Steillage Bremmer Calmont. Foto: Reemt Peters-Hein - Adobestock' Top Weine von Anfang an bis heute: 125 Jahre DER RING Mosel 1899 mit bis zu 98 bonvinitas Punkte bewertet – bei der Reise zum Jubiläum. Das Bild zeigt die Mosel bei Bremm, links die extreme Steillage Bremmer Calmont. Foto: Reemt Peters-Hein - Adobestock
Viele tolle Weine probiert – hier die besten der besten
Der Vorsitzende Martin Kerpen bei der Ansprache bei der Gala-Jubiläumsverkostung. Foto: bonvinitasAnlässlich des Jubiläums wurde ich zu einer Pressereise eingeladen, auf der viele Weine vorgestellt wurden, insbesondere bei der Gala-Jubiläumsverkostung am 17.8.2024 im „Deinhard’s“ in Bernkastel. Außerdem konnte ich In den Tagen zuvor und danach Weingüter besuchen, und auch auf Stationen im Rahmen einer Weinbergs-Bully-Fahrt wurden Weine präsentiert, so dass ich hier nur die allerbesten, die ich mit 95 und mehr bonvinitas Punkten bewertet habe, vorstellen kann (unten) – hier das Bewertungssystem. Ab 95 Punkten bedeutet: hervorragend, Spitzenwein. 
 

Die ganze Reise war ein großes Riesling-Erlebnis 

und hat gezeigt, wie großartig Mosel-Rieslinge sind, an die andere kaum tippen können, einfach weil die Terroirs der Mosel für Riesling genial geeignet sind. Und was Rieslinge in der Reifung können! Kaum eine weiße Sorte eignet sich mehr, wozu dann auch Restsüße herrlich passt. Kein Wunder, dass reife feinsüße Mosel-Rieslinge zur letzten Kaiserzeit zu den teuersten Weinen der Welt zählten. 

Zur Gründung DER RING Mosel 1899

Weinversteigerung. Wahrscheinlich in Trier vor dem 1. Weltkrieg. Näheres nicht bekannt. Gestellt von Moselwein e.V.Sie gaben sich selbst einen hohen Qualitätsanspruch, die sieben Gründungswinzer, und wollten selbstgekelterte und selbstgezogene (trinkfertige) Weine auch selbst versteigern. So gründeten sie am 29.4.1899 die „Vereinigung der Weinbergsbesitzer der Mittelmosel“. Die erste Versteigerung der Gemeinschaft fand dann am 23.4.1901 in Bernkastel statt. Es war prinzipiell keine Notgeburt, denn Moselweine, insbesondere Spät- und Auslesen mit natürlicher Restsüße waren damals sehr gefragt und erzielten auch im Export hohe Preise. Ziel war, sich vom seinerzeit beherrschenden Weinhandel etwas unabhängiger zu machen und den Verkauf mehr selbst in die Hand zu nehmen. Jetzt feiert man 125 Jahre!

Warum Versteigerungen? 

Diese waren die damals allgemein übliche Verkaufsform in den Weinbaugebieten und fanden jeweils jährlich statt. An der Mosel wurden die Weine grundsätzlich in den rund 1.000 l fassenden länglichen Mosel-Fuderfässern versteigert. Viele Wirte und Weinhändler, auch aus den Verbrauchergebieten, fanden sich ein, um ihren Jahresbedarf zu decken. So waren die Versteigerungen äußerst wichtige Ereignisse. Zur Lieferung wurden die Fässer dann mit Kranen verladen, anfangs viel auf Pferdewagen, und auch per Schiff transportiert.
 
Verladung von Fuderfässern mii Kran. Foto: Kreisarchiv Wittlich Fuderfässer-Verladung aufs Schiff. Um 1925 bei Kröv - links hinten zu erkennen die Lage Erdener Prälat. Foto: Kreisarchiv Wittlich
 
Flaschenweinversteigerungen in größerem Stil kamen erst in den letzten 70er Jahren durch das strengere Weinrecht von 1971 auf. In der Folge gingen vor allem größere Weingüter mehr und mehr zur Selbstvermarktung von Flaschenweinen über. Viele kleinere Weinhändler gaben auf. 1978 schloss sich die ursprüngliche Vereinigung mit dem „Trierer Ring“ zum „Bernkasteler Ring“ zusammen.

Der Qualität verschrieben

Heute zählt die Vereinigung 39 Mitgliedbestriebe entlang der Mosel zwischen Trier und Koblenz sowie der Saar. Um der größeren Raumschaft Rechnung zu tragen, nennt man sich ab 1.1.2024 nicht mehr Bernkasteler Ring sondern DER RING Mosel 1899. Schon in der Ursprungssatzung steht ein hoher Qualitätsanspruch, und so reichen die Mitglieder zur internen Qualitätskontrolle jährlich mindestens sechs Weine ein, die intern geprüft werden. Es ist eine wertvolle Selbstkontrolle, in der sich die Mitglieder auch gegenseitig beraten.

Großes Gewächs GG

Seit 2005 werden Große Gewächse angeboten. Es sind ausschließlich trockene Rieslinge oder Spätburgunder, gewachsen auf intern klassifizierten Steil- und Steilstlagen, die man über Jahre an Hand der internen Proben festgelegt hat. Selektive Handlese, Höchstertrag 50 hl/ha, Auslesequalität, schonend ausgebaut, mindestens 12 Monate Holzfassreifung und strenge Prüfung durch eine neutrale Fachkommission lauten die Voraussetzungen. Rieslinge dürfen erst ab 1.9. des Folgejahres und Spätburgunder ab 1.9. des zweiten Jahres in den Verkauf kommen je mit GG-Logo auf der Flasche (mit oder ohne Ring). Die Regeln sind teils noch strenger als die seit 2021 geltenden gesetzlichen für Großes Gewächs.

Eine wahre Fundgrube für Weinfreunde

Leider war die Zeit für längere Notizen häufig zu kurz, daher sind die Vorstellungen teils nur im Telegrammstil:

Rieslinge trocken

1.2.3.4.5.

1. 2021 Bernkasteler alte Badstube am Doctorberg Riesling Alte Reben trocken, 12,5%, Weingut Dr. Pauly-Bergweiler; Bernkastel-Kues: fein rauchig, erzählt eine Geschichte über sein Terroir - 95 bonvinitas Punke

2. 2023 Merler Stephansberg Riesling trocken, Weingut Kallfelz, Zell-Merl, 12,5%: fein-reifer Duft mit Zitrusnoten; auf der Zunge tolle Frucht mit Mineralität und viel Schmelz, unterlegt mit Pfeffernoten; sehr harmonisches volumenreiches Finish – viel Zukunft – 95 bonvinitas Punkte

3. 2020 Braunberger Juffer Riesling Reserve trocken, 12,5%, Weingut Martin Conrad, Brauneberg: sehr feiner differenzierter Duft; hochinteressanter Körper, vielschichtig, mineralisch, ebenso vielschichtiges Finish – ein Wein mit großer Persönlichkeit; gut 20 Jahre Zukunft – 96 bonvinitas Punkte

4. 2023 Ürziger Würzgarten Riesling von wurzelechten Reben Kabinett Prädikatswein trocken, 11% Weingut Rebenhof Johannes Schmitz, Ürzig: Sehr intensiver, würziger Duft auf basierend auf Noten von reifen Äpfeln und getrockneten Aprikosen; auf der Zunge viel Rückgrat und Struktur, sowie Mineralnoten, die im Finish erneut aus der Frucht aufsteigen, leicht salzig; Zukunft gut 8-10 Jahre – 98 Punkte, grün = Kategorie 1, trocken bis einschließlich 12%

Johannes Schmitz

Johannes Schmitz, Weingut Rebenhof, ÜrzigAuch andere Weine von ihm waren großartig, und er ist ein echtes Original, das ursprünglich von der Rebveredlung kommt: „Unsere Terroirs sind für Riesling einfach ideal, da das Wasser an den steilen Moselhängen rasch abfließt bzw. in den Schieferböden versickert, und die Berge nicht so hoch sind, dass viel nachkommt. Den Riesling freut das, denn der liebt keine nassen Füße und braucht deutlich weniger Wasser als z.B. Burgundersorten. Mit wurzelechten Reben habe ich keine Probleme. Man muss sie so behandeln und düngen, dass es ein gutes Wurzelwachstum gibt. Dann gleicht der Stock eventuelle Reblausschäden aus. Was im Grunde auch für Propfreben mit amerikanischen Wurzeln gilt, denn die Reblaus mutiert und ist auch dort aktiv, worüber allerdings kaum jemand spricht.“

5. 2018 Ockfener Bockstein Riesling Alte Reben Saar, 12,5%, Weingut Reverchon in Konz-Filzen: Schon beim Einschenken strömt einem die Würze des Buketts entgegen, die beim näheren Reinschnuppern viel Zitrus und Mineralität atmet; auf der Zunge kraftvolle Eleganz aus der erneut die Mineralität aufsteigt, unterhaltsam fein salzig unterlegt, was sich dezent in weißen Pfeffer wandelt, aus dem zum Schluss ein feiner Schmelz aufsteigt - 98 bonvinitas Punkte

Große Gewächse

6.7.8.9.

6. 2021 Thörnicher Ritsch Riesling trocken Großes Gewächs, 12,5%, Weingut Ludwig in Thörnich: edler Duft; auf der Zunge sehr vielschichtig mit Schmelz – 95 bonvinitas Punkte

Der extrem steile Bremmer Calmont, an dem die Reben fast zu kleben scheinen. Foto: Markus Barzen - Adobestock

7. 2020 Erdener Treppchen Riesling trocken Großes Gewächs, 13%, Weingut Rebenhof Johannes Schmitz, Ürzig: intensiver erwartungsweckender Duft auf Basis von Zitronat; auf der Zunge wunderbar reif, mineralisch, rund, was weitere Erwartungen weckt und in ein herrliches Finish mündet, eine Hochzeit aus dezenter Restsüße und Mineralität – 96 bonvinitas Punkte

8. 2018 Bercasteler Doctor Riesling Großes Gewächs, 12,5 %, Weingut Dr. H. Thanisch, Erben Müller-Burggraef, Bernkastel-Kues: Sehr stahliger Duft mit Noten von Zitronenzesten; am Gaumen sehr vielschichtig und höchst individuell, erzählt eine Geschichte über sein Terroir, die sich weit im langen Finish fortsetzt. Großer Wein - 96 bonvinitas Punkte

9. 2019 Bremmer Calmont Fachkaul Riesling Großes Gewächs, 12%, Weingut Franzen, Bremm: super Wein, herrlich mineralisch mit viel Schmelz – 97 grüne bonvinitas Punkte – Kategorie 1 bis einschl. 12%.

Feinherbe Rieslinge

10.11.12.13.
          

10. 2023 Erdener Treppchen Riesling feinherb, 12,5%, Weingut Dr. Pauly-Bergweiler; Bernkastel-Kues: In der Nase Noten von Citrus und Kumqua, auf der Zunge erdig, leicht rauchig - super Wein – 95 bonvinitas Punkte. Orange = Kategorie 3, Weine mit Restsüße

Markus Molitor. Foto: Ralf Ziegler11. 2017 Zeltinger Sonnenuhr Riesling Prädikatswein Kabinett goldene Kapsel fruchtsüß, 7,5%, Weingut Markus Molitor, Bernkastel-Wehlen: Sehr schöner und zugleich sehr interessanter, unterhaltsamer Wein, der schon in der Nase mit feinen Mineralnoten etwas über sein Terroir erzählt; auf der Zunge wunderbar ummantelte Fruchtsüße, die den Wein fast trocken wirken lässt – 95 bonvinitas Punkte

12. 2016 Drohner Hofberg Riesling Prädikatswein Kabinett feinherb, 10%, Weingut Loersch, Leiwen: in der Nase feine Honignoten, am Gaumen sehr gehaltvoll mit viel Eleganz, die den Wein ebenfalls fast trocken wirken lässt – 96 bonvinitas Punkte

13. 2005 Zeltinger Schlossberg Riesling Auslese grüne Kapsel feinherb, Prädikatswein, 11%, Weingut Markus Molitor, Bernkastel-Wehlen: Tiefer vielschichtiger Duft von Kräuternoten bis hin zu Zitronat; am Gaumen ein ganzer Mund voll Frucht, und alles bei großer Eleganz. Ein ganz großartiger Spitzenwein, der zeigt, welche Schätze erstklassige Moselrieslinge mit der Reifung hervorbringen, und ein großes Lob an Markus Molitor, dass er zu solchen Weinen Geduld hat und diese bietet - 98 bonvinitas Punkte

Feinfruchtige

 14.15.16.

14. „URGESTEIN“ 2023 Merler Fettgarten Riesling, 11%, Weingut Kallfelz, Zell-Merl: reifer Duft mit Anklängen an Zitronat und Orangenschalen; am Gaumen sehr üppig und dennoch unverkennbar Riesling; lebhaftes Finish, das Üppigkeit mit Eleganz vereint – 96 bonvinitas Punkte

15. 2018 Graacher Himmelreich Riesling Spätlese Prädikatswein, 7,5%, Weingut Kerpen, Bernkastel-Wehlen: Großartiger Tropfen, bei dem einen der Duft richtig anspringt; am Gaumen eine tolle von der Süße ummantelte Eleganz - 96 bonvinitas Punkte

16. 2015 Bremmer Calmont Riesling Kabinett Prädikatswein, 8%, Weingut Franzen, Bremm: tiefer, fülliger edler Duft; am Gaumen elegante Spitzenklasse; im Finish reif ummantelte Süße, fast trocken – mit lebendiger Säure – 98 bonvinitas Punkte 

Süss- und Dessertweine

17.18.19.20.21.

Weine großer Klasse - viel konnte ich kurz vor Schluss jedoch nicht notieren:

17. 2016 Piesporter Goldtröpfchen Riesling Auslese Prädikatswein, 7,5%, Weingut Lehnert-Veit, Piesport: Große Klasse – 96 bonvinitas Punkte – violett = Kategorie 4, edelsüße Weine

18. 2017 Zeltinger Sonnenuhr Riesling alte Reben Auslese Prädikatswein, 7,5%, Weingut A. Gessinger, Zeltingen: edler Duft, sehr interessanter unterhaltsamer Wein – 97 bonvinitas Punkte

Vorne die Lage Erdener Treppchen, in der Mitte unter den Felsen der Prälat, hinten der Ürziger Würzgarten. Foto:  beatuerk - Adobestock19. 2017 Erdener Treppchen Riesling Spätlese Prädikatswein, 9%, Weingut Meulenhof, Erden: super edler Duft und großartiges Süße-Säure-Spiel – 98 bonvinitas Punkte

20. 2007 Moriander Honigberg Riesling Auslese Prädikatswein, Weingut Markus Fries, Maring-Noviand: elegante Fülle – 98 bonvinitas Punkte

21. 2010 Bernkasteler alte Badstube am Doctorberg Riesling Spätlese Prädikatswein, 8,5%, Weingut Dr. Pauly-Bergweiler; Bernkastel-Kues: super-edle Reife, sehr interessanter Tropfen durch viel Mineralität – 98 bonvinitas Punkte

Die nächste Versteigerung

mit vielen Spitzenweinen und Raritäten, zu der auch Weinfreunde eingeladen sind, findet am 7.11.2024 im IHK Tagungszentrum Trier statt. Hier Näheres. Dort lassen sich wunderbar private Schatzkammern mit Raritäten bestücken. Am Vormittag werden die Weine zum Vorkosten vorgestellt, ehe es nachmittags zur Versteigerung geht. Eindrückliches vermitteln z.B. die Ergebnisse von 2023.

Text: Dieter Simon, Herausgeber bonvinitas (die Bewertungen stellen im Gegensatz zu den bonvinitas Blindberwertungen in Gruppen durch Fachleute meine Meinung dar. Für beides gilt dasselbe Bewertungssystem.) Flaschenfotos: Dieter Simon, bzw. wie angegeben.

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