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Eisweinlese in der Pfalz in der Frühe des 22. Januars 2019

bis 165 °Öchsle – zählt noch zum Jahrgang 2018

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Eisweinlese in der Pfalz in der Frühe des 22. Januars 2019 – bis 165 °Öchsle – zählt noch zum Jahrgang 2018. Hier im Weingut Nett, Neustadt. Foto: Klaus VenusEisweinlese in der Pfalz in der Frühe des 22. Januars 2019 – bis 165 °Öchsle – zählt noch zum Jahrgang 2018. Hier im Weingut Nett, Neustadt. Foto: Klaus Venus
Dieses Mal mussten die Winzer länger auf klirrende Kälte warten, um Eiswein einbringen zu können. Denn schon die normale 2018er Weinlese war, bereits im August beginnend, extrem früh gewesen. In der Morgenfrühe des 21. Januars 2019 war es dann schließlich soweit. Das Thermometer zeigte in der Pfalz vielerorts 9,5 °C unter Null. So konnte, wer Trauben hatten hängen lassen, Eiswein einbringen. Denn die weingesetzliche Vorschrift lautet, dass es für Eiswein 8 °C unter Null oder kälter sein muss. Der Effekt ist, dass die Trauben hart gefroren in die Kelter gelangen, so dass beim Keltern Wasser als Eis zurückbleibt. Die Moste weisen dann einen extrem hohen Zucker-, Extrakt- und Aromengehalt auf. So entstehen, sozusagen auf natürliche Weise gefriergetrocknet, wunderbare edelsüße Eisweine, weil die Moste des hohen Zuckergehalts wegen normalerweise nicht durchgären. Meist werden die Trauben mit Folien abgedeckt, um sie vor Nässe und Fäulnis zu schützen. Zur Lese werden die Folien natürlich hochgeklappt, wie das Bild zeigt. Stets beginnt die Lese noch in der Dunkelheit der Morgenfrühe, weil es dann am kältesten ist, denn die aufgehende Sonne lässt das Thermometer rasch steigen.
 
Dieses Mal hatten die Winzer durch den trocken Sommer, der bis in den November hinein anhielt, trotz der langen Zeit, welche die Trauben durchhalten mussten, für Eiswein besonderes Glück, denn die Beeren waren und blieben recht gesund, wie das Bild oben ebenfalls zeigt. So darf sich der Weinfreund auf schöne 2018er Eisweine freuen.

Weingut Alfred Knauff Erben, Gönnheim/Pfalz

Gefrorene Trauben in der Morgenfrühe für Eiswein 2018, natur, nicht abgedeckt: Weingut Knauff Erben, Gönnheim/PfalzGefrorene Trauben in der Morgenfrühe für Eiswein 2018, natur, nicht abgedeckt: Weingut Knauff Erben, Gönnheim/Pfalz

Henning Knauf meldete uns: „Am 22.01.2019 konnten wir endlich nach drei kalten Nächten unsere gefrorenen Trauben einfangen. Mit zehn Helfern und ausreichend Lampen haben wir in den frühen Morgenstunden bei minus 9 °C ca. 1.500 kg Scheurebe aus der Einzellage Gönnheimer Mandelgarten von Hand geerntet. Der Zustand der Trauben war überraschend gut, der natürliche Wasseranteil allerdings nicht mehr hoch, da 80 % der Trauben eingeschrumpft waren. Da wir über die ganze Zeit nicht mit Netzen oder Folien abgedeckt hatten, war die Durchlüftung der Rebzeilen stets gewährleistet. Verdorbene Trauben entsorgten sich von selbst auf den Boden. Wir ernteten natürlich nur die hängenden und selektierten Faules beim Ausleeren der Leseeimer. Ca. 10 % mussten wir verwerfen, wenn Trauben mit unerwünschten Schimmelpilzen befallen waren. Weitere Einbußen durch Vogelfraß hielten sich im Rahmen. Doch mit jeder weiteren kalten Nacht nahm die Größe der Starenschwärme zu. Just nach Beendigung der Lese kurz vor Sonnenaufgang kam ein riesiger Starenschwarm gezielt auf uns zu. Jenen Morgen hätten die Trauben garantiert nicht überlebt. Also insgesamt ein glückliches, spätes aber dennoch gutes Ergebnis mit 158 °Öchsle und 425 Liter 2018 Scheurebe Eiswein. Unseren letzten Eiswein hatten wir 2012 geerntet. Danach waren die Jahre zu mild und die Bedingungen nicht geeignet. Momentan bieten wir unseren Weinfreunden einen 2003 Gönnheimer Mandelgarten Scheurebe Eiswein aus unserer Raritätenecke für 14,50 € pro 0,375 l. Flasche.“

Weingut Nett, Neustadt/Weinstraße

Weingut Nett Eisweinlese Jahrgang 2018. Foto: Klaus VenusWeingut Nett Eisweinlese Jahrgang 2018. Foto: Klaus Venus

Rebecca Nett schilderte uns ebenso farbig: „Schon  mehrere Nächte vorher waren wir immer wieder draußen um zu sehen, ob die Trauben gefroren waren. Man schläft einfach schlecht, weil es spannend ist, und man immer wieder auf das Thermometer schielt. In der Nacht vom 22.1.209 war es dann soweit. Das hieß um 1/2 2 Uhr aufstehen, dann ein Kaffee und die Telefonkette in Gang setzen. Mit 20 Helfern waren wir draußen und konnten bei minus 9,5 °C ca. 1.000 Liter Goldmuskateller mit 155 °Öchsle ernten. Nun ist der Most im Keller und fängt langsam an zu gären. (Anmerkung der Redaktion: Auf Grund des hohen Zuckergehalts, der konservierend wirkt, geht auch die Gärung meist nur langsam voran. Die Hefen haben viel zu tun.) Durch den trocken Spätsommer und Herbst hatten die Trauben sehr gut durchgehalten. Auch die staatliche Weinkontrolle war sehr zufrieden. Denn Eiswein wird streng kontrolliert. Man muss das Rebstück für Eiswein anmelden. Die Kontrolleure sind sogar in den fraglichen Nächten unterwegs um zu sehen, ob es kalt genug ist, die Trauben echt gefroren sind, und Faules ausgelesen wird, damit es echten und sauberen Eiswein gibt. So kann es sogar sein, dass ein Kontrolleur nachts bei der Lese im Weinberg erscheint. Wir erzeugen nur etwa alle 10 Jahre Eiswein, weil das Risiko doch recht hoch ist, um nach langer Wartezeit im Winter noch eine gute Eisweinernte einbringen zu können. Diesen Eiswein werden wir nun ab kommenden Sommer anbieten können.“

Weingut Schröder-Weisenborn, Kallstadt

Kai Weisenborn meldete uns zur Eisweinlese in der betreffenden Nacht: „Bei minus 10 °C starteten wir mit dem Vollernter mit der Scheurebe: ca. 300 Liter mit 155 °Öchsle. Dann folgte die Huxelrebe: ca. 400 Liter mit 144 °Öchsle. Beide Moste wurden filtriert und fangen an zu gären.“

Weingut Frey, Essingen bei Landau/Pfalz

Jürgen Frey meldete uns vergleichsweise höhere Mengen an Eiswein: „Die Temperatur lag zwischen minus 7,5 und minus 10 °C. Zwischen 4 und 7 Uhr morgens haben wir folgendes eingebracht: Ca. 1.100 Liter Chardonnay, 900 Liter Goldmuskateller, 500 Liter Cabernet Sauvignon und ca. 1.000 Liter Merlot/Spätburgunder. Es war übrigens die späteste Eisweinernte in den letzten 50 Jahren.“

Weingut Schneider, St. Martin

Florian Schneider teilte uns mit: „400 Liter Riesling Eiswein mit 165 °Öchsle aus der Lage St. Martiner Schloss Ludwigshöhe.“

Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Fotos: PR sofern nicht anders angegeben.

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