Weinbau: Auch Schutzgemeinschaft Rheinhessen anerkannt

rheinland-pfälzischer Weinbauminister Volker Wissing überreicht Urkunde

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Von  2773
Sonnenuntergang über Rheinhessen. Foto: Rheinhessen Touristik, Achim Meurer' Sonnenuntergang über Rheinhessen. Foto: Rheinhessen Touristik, Achim Meurer
Ingo Steitz, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft RheinhessenIm Rahmen des Weinbautags Rheinhessen am 25. Januar 2019 in Nieder-Olm hat der rheinland-pfälzische Weinbauminister, Volker Wissing (FDP), nach der Pfalz nun auch der Schutzgemeinschaft Rheinhessen die Anerkennungsurkunde überreicht.
 
bonvinitas führte ein Interview mit dem Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft Rheinhessen, Ingo Steitz, Mitinhaber des Weinguts Steitz vom Donnersberg - Weinhof Steitz in Badenheim.
 

bonvinitas: Herr Steitz, würden Sie uns bitte sagen: Was ist eine Schutzgemeinschaft?

Ingo Steitz: Eine Schutzgemeinschaft ist nach der Definition des § 22 im Deutschen Weingesetz eine Organisation zur Verwaltung herkunftsgeschützter Weinnamen, also der g.U. Gebiete (deutsche Weinanbaugebiete) und der g.g.A. Gebiete (Landweingebiete). Anmerkung der Redaktion: g.U. = geschützte Ursprungsbezeichnung; g.g.A. = geschützte geografische Angabe.

Diese Regelung im Weingesetz war notwendig geworden, da durch Brüsseler Recht vorgegeben wurde, dass die Verwaltung der sogenannten Lastenhefte nur durch die Wirtschaft selbst vorgenommen werden sollte.

Eine Schutzgemeinschaft kann anerkannt werden, wenn sie eine Gruppe von Erzeugern vertritt, die für das bestimmte Anbaugebiet oder Landweingebiet hinreichend repräsentativ ist. Dies ist der Fall, wenn die Mitglieder der Organisation in dem Gebiet über mindestens zwei Drittel der Weinbergflächen verfügen und auf sie zusätzlich zwei Drittel der Weinerzeugung entfallen. Die Weinerzeugung bezieht sich insoweit bei Qualitätsweinen auf die geprüfte Qualitätsweinmenge und bei Landweinen auf die in Verkehr gebrachte Landweinmenge. Die Mitgliedschaft in der Organisation kann durch Vereinigungen repräsentativ für deren Mitglieder wahrgenommen werden. Nach ihrer Satzung soll eine Organisation Regelungen vorsehen, nach der Traubenerzeuger ebenso wie Weinerzeuger entsprechend der im jeweiligen Gebiet vorhandenen Struktur vertreten sind. 

bonvinitas: Wer gehört in Rheinhessen dazu?

Ingo Steitz: In Rheinhessen, ebenso wie in den anderen Gebieten in Rheinland-Pfalz vertreten der Weinbauverband und der Genossenschaftsverband sowohl Trauben- wie auch Weinerzeuger und der Kellereiverband ihre Mitglieder als Weinerzeuger im Sinne des Gesetzes

bonvinitas: Welche Vorteile für die Weinerzeuger sehen Sie darin? Was sind Ihre Ziele?

Ingo Steitz: Das Ziel ist es, notwendige Veränderungen der Produktionsrichtlinien z.B. bedingt durch den Klimawandel, wie Mindestmostgewichte, Anbaupotentiale oder auch Rebflächenabgrenzungen durch die Wirtschaftsbeteiligten vorzubereiten und in gemeinsamen Änderungsanträgen bei der in Deutschland zuständigen Behörde einzureichen. Der Abstimmungsprozess wird dadurch erleichtert. Durch die neue EU Verordnung 607/2009 werden viel Fragen der Lastenheftverwaltung auf die nationale Ebene übertragen.

bonvinitas: Wie sagen Sie dazu, dass mehr die Herkunft und das genaue Wachstum die Qualitätspyramide der Weine bestimmen (sollen), nicht vorwiegend die Öchslegrade, die ja bisher bei der Eingruppierung in Deutschland im Vordergrund standen und noch stehen?

Ingo Steitz: Unsere bisherigen Qualitätsbegriffe gelten laut Brüsseler Recht als sogenannte traditionelle Begriffe, die uns auch erhalten bleiben. Diese Begriffe haben allerdings was die Qualitätsvorstellungen der Verbraucher betrifft schon lange nicht mehr die wesentliche Bedeutung. Vielmehr steht heute schmeckbare Qualität in Verbindung mit einer Herkunftsaussage im Sinne einer terroirgeprägten Herkunft im Vordergrund. Diesen Verbrauchererwartungen müssen wir im deutschen Weinbau auch gerecht werden und bestimmte Qualitätsparameter mit der Herkunftsaussage verbinden. Je kleinteiliger die geographische Herkunft desto größer das Qualitätsversprechen muss das Ziel sein.

bonvinitas: Was wird der Weinfreund von einer Schutzgemeinschaft spüren? 

Ingo Steitz: Die Schutzgemeinschaften müssen für klar abgegrenzte Qualitäts/Herkunftsdefinitionen in den einzelnen Gebieten sorgen. Dies wird dem Verbraucher sukzessive einen vielleicht verständlicheren Kompass durch die deutsche Weinwelt an die Hand geben.

bonvinitas: Wo sehen Sie die Zukunft deutscher Weine?

Ingo Steitz: Niemand kann die Zukunft voraussehen. Mein Wunsch für die Zukunft des deutschen Weines ist ein durch gute verständliche Qualitäten begründeter höherer Anteil am deutschen Weinkonsum als bisher und eine einfache aber einleuchtende Kommunikationsstrategie der deutschen Weinwirtschaft.

bonvinitas: Herr Steitz, wir danken Ihnen für diese Aussagen und wünschen den Winzern in Rheinhessen einen guten Weg.

Gesprächsführer Interview: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas; Foto: Ingo Steitz PR
 
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