Die besten Weißweine trocken der bonvinitas Weinbewertung 21.8.2017

viele Weine mit 89 Punkten, 90 Punkten und mehr bis 92

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Von  4248
Die besten Weißweine trocken der bonvinitas Weinbewertung 21.8.2017

Es waren sehr viele großartige Weine dabei, viele die 89, ja 90 Punkte und mehr erhielten. Hier die besten Weißweine der Kategorie 2 (trocken, über 12% Alkohol, rote Punkte), die ich nach den Blindbewertungen unserer Prüfer nachprobiert habe dem Bild nach von links. Wobei sich noch weitere hochbepunktete Weine in unserem speziellen Bericht über das Weinbaugebiet Nahe finden. Alle diese Weine sowie alle, die mit 82 und mehr Punkten bewertet wurden, finden sich in unserem Weinführer - mit den Suchfunktionen in der Sidebar.

 
Familie Göbel, Weingut Ulrich Göbel, Ernst/Mosel.
Vulkangestein in der Kaiserstühler Lage Burkheimer Feuerberg.
89 Punkte erhielt das 2016 Riesling Hochgewächs trocken Gonder Nikolausberg vom Weingut Ulrich Göbel in Ernst/Mosel, zu ich beim Nachprobieren notiert habe: Rassiger Duft mit Noten von Zitronensaft, Kiwi, Sandkuchen; am Gaumen ein eleganter Riesling mit Frucht weißer Pfirsiche; kräftig-lebendig weiniges Finish, ein Wein wie eine Dampflokomotive, der noch gut fünf Jahre weiter aufbauen dürfte. Stand heute gut zu Räucherfisch, Maultaschen oder Kalbsnierenbraten. 
 
Im dem kleinen Familienweingut bewirtschaften Ulrich und Verena Göbel vier ha Rebfläche. Die beiden Söhne sind dabei, mit einzusteigen. Die Weinberge erstrecken sich beidseitig der Mosel auf Schiefer- und Grauwackeböden (graue bis grün-graue Sandsteine). Im Vordergrund steht Riesling, weiter Kerner, Elbling, Spätburgunder, Dornfelder und andere Sorten. Die Premiumweine stammen von alten Reben auf den Schieferterrassen der Lagen Valwiger Herrenberg, Conder Nikolausberg und Cochemer Rosenhang, insbesondere verspielte Rieslinge. Geboten werden weiter eine gemütliche Straußwirtschaft sowie Gästezimmer und Ferienwohnungen.
 
Ebenfalls 89 Punkte erzielte die 2016 Grauburgunder Burkheimer Feuerberg Spätlese trocken der Burkheimer Winzer am Kaiserstuhl: feiner vielschichtiger Duft mit Anklängen an Stachelbeerkonfitüre, reife gelbe Birnen, Zitronat; weicher, breitströmender, mundfüllender Körper mit ruhigem, angenehm feinherben Finish – wie ein Plüschsofa. Noch gut drei Jahre Zukunft und schön zu Pilzen in Rahm, Kassler mit Sauerkraut oder Kalbstbraten.
 
Die Lage Burkheimer Feuerberg am Südwestrand des Kaiserstuhls besteht aus vulkanischem Verwitterungsgestein, der den Weinen viel Extrakt, sowie eine komplexe, tiefstrukturierte Mineralität auf den Weg gibt. Bekanntlich zählt der Südwestrand des Kaiserstuhls zu wärmsten Gegenden Deutschlands.
 
Ebenfalls 89 Punkte sicherte sich der 2015 Würzburger Stein Silvaner trocken GG (großes Gewächs) des VDP-Weinguts Juliusspital in Würzburg: ruhiger breitströmender Duft nach Herbstäpfeln, Nussgebäck mit zarter Kräuternote; am Gaumen üppig, breit ausladend mit feiner Terroirnote; kraftvolles und angenehm feinherb belebendes Finish, animiert zum nächsten Schluck – wie ein römisches Amphitheater. Gut drei Jahre weiteres Potenzial und gut zu geräucherten Forellenfilets, Tafelspitz oder Kassler mit Sauerkraut. 
 
Historischer Holzfasskeller im VDP-Weingut Juliusspital, Würzburg.
Schatzkammer im Weingut Schales in Flörsheim-Dalsheim.
Dass der Würzburger Stein zu den Spitzenlagen Frankens zählt, ist weithin bekannt. Bereits 1576 gründete Fürstbischof Julius Echter die gemeinnützige Stiftung Juliusspital, wozu das heute von Horst Kolesch geleitete Weingut gehört. Mit rund 180 Hektar rangiert es zweitgrößtes in Deutschland und besitzt als VDP-Weingut Reben in allen fünf Spitzenlagen Frankens, im Würzburger Stein, Randersackerer Pfülben, Iphöfer Julius-Echter-Berg, Rödelseer Küchenmeister und Escherndorfer Lump. Insbesondere bekannt ist das Juliusspital für seine hinreißenden Silvaner, von denen sich in den weiteren Berichten über die Top-Weine dieser Weinbewertung in der Kategorie 1 (trocken bis einschließlich 12%) ein sehr guter leichterer findet
 
Auf stolze 90 Punkte brachte es der 2016 Mont Donnerre Sauvignon Blanc trocken des Weinguts Schales in Flörsheim-Dalsheim/Rheinhessen: Ein Wein wie ein Volksfest, herrlich grüner Duft nach Brennnesseln, Artischocke, Buchsbaum, grüne Paprika; auf der Zunge großartige Balance zwischen Kraft, Reife und grüner Frucht, was sich im Finish erlebnisreich fortsetzt; ein Wein wie ein Volksfest mit drei bis vier Jahre weiterem Potenzial und schön zu gefüllten Paprika, Saftgulasch, Bouillabaisse überbacken oder als Terrassenwein. 
 
Das 60 Hektar umfassende Familienweingut Schales, geleitet von Astrid Schales, liegt in Flörsheim-Dalsheim, der bei den Landes- und Bundesweinprämierungen höchstbewerteten Weinbaugemeinde. Die Reben wachsen auf Jahrmillionen-alten mineralstoffreichen Kalksteinböden. Typik, Originalität & Eleganz lautet das Credo, was bei diesem Wein in bester Weise zur Geltung kommt.
 
Ebenfalls 90 Punkte erzielte der 2016 Grauburgunder trocken des Weingut Klostermühle Odernheim/Nahe: Kräftige, laute Nase mit Noten von Herbstäpfeln, Quittenspeck, Nusskuchen; saftiger, fülliger, geschmeidiger Körper mit feiner Frucht; elegant vornehmes Finish, das man festhalten möchte; ein Wein wie ein Opernball, Potenzial gut vier bis fünf Jahre und schön zu Salatplatten, Schweinelende, Kalbsteak. Über das Weingut haben wir im Rahmen über die Nahe-Weine berichtet.
 
Weingut Albert Kallfelz - von rechts: Albert Kallfelz, Dennis Lehmen (Kellermeister), Michael Wirtz (Ausßenbetriebsleiter). Foto: Schnorbach
Weingut Aufricht (Mitte hinten) in Meersburg-Stetten mit seinen Reben, die fast ans Bodenseeufer reichen.
Die Brüder Manfred und Robert Aufricht. Foto: Winfried Heinze
Gliechfalls 90 Punkte heimste der 2016 Kallfelz Riesling Merler Königslay-Terrassen trocken ein vom Weingut Albert Kallfelz in Merl/Mosel, zu dem ich notiert habe: Wunderbarer reifer Riesling-Duft, kräftig nach weißen Pfirsichen sowie wie wenn die Obstblüte in der Luft liegt; hocheleganter, ausgereifter Körper mit Finesse und Länge und einem eleganten, geradezu aristokratischen Finish – wie ein Spiegelsaal im Schloss. Acht bis zehn Jahre Reifungspotenzial bilden kein Problem, währenddessen der Tropfen noch schöner werden dürfte. Passt Stand heute gut zu Fisch gedünstet, geräucherten Forellenfilets, Kalbsbries oder Hechtklöschen. 
 
Das Weingut Albert Kallfelz, von diesem geleitet, umfasst um 50 Hektar Rebfläche. Die Lage Merler Königslay-Terrassen befindet sich nahezu im Alleinbesitz. Es ist eine der mineralienreichen Schiefersteillagen an der Model, die zu den besten Weißweinlagen der Welt zählen. Fast alpin sind die Schieferhänge, zu denen auch die Merler Lagen Stephansberg, Adler und Fettgarten gehören. Der Weinbau in der Familie reicht bis zum Jahre 1450 zurück. „Den Mosel-Schiefer, der unseren Weinen ihren Charakter und ihre Kraft gibt, müssen wir auf Händen tragen“, betont Kallfelz und fügt sein Motto an: „Vom Idealisten für den Individualisten.“ Dahinter steht die Überzeugung, dass guter Weinbau nur mit viel Fleiß und ehrlichem Handwerk gelingt, was die Weine beweisen.
 
Nochmals ein großartiger Silvaner mit 90 Punkten des Weinguts Juliusspital aus einer der besten Lagen Frankens: 2016 Rödelseer Küchenmeister trocken: Lebendiger Duft nach Zitronensaft, Herbstäpfeln, Zuckermandeln; auf der Zunge weich, geschmeidig, fruchtig; ebenso geschmeidiges Finish – macht Spaß – wie ein französisches Ziehharmonikaspiel. Mit zwei bis drei Jahren Potenzial und schön zu Königsberger Klopse, Matjesfilet in Sahnesauce oder Kalbschnitzel.
 
Wiederum hervorgetan bei unseren Prüfern hat sich das Weingut Aufricht in Meersburg-Stetten am Bodensee mit zwei „Seeweinen“: 90 Punkte für den 2016 Grauburgunder Meersburger Sängerhalde trocken „drei Lilien“: Eleganter Duft nach frischen Äpfeln, Cashewnüssen, Butter; fülliger Körper mit deutlichen Terroirnoten; weiniges belebend feinherbes Finish; ein interessanter Wein wie ein superspannender Vortrag mit weiterem Reifungspotenzial von gut vier bis fünf Jahren, schön zu Räucherfisch, Käseplatte oder zu Gänsebraten. 
 
Der zweite „Aufricht“ wurde mit stolzen 91 Punkten bewertet: 2016 Weissburgunder Meersburger Sängerhalde trocken: reifer Duft nach Honigmelonen, Birnengelee, Buttergebäck; mundfüllender, üppiger, samtweicher Körper; elegantes, reifes Finish mit bleibender Frucht; wie ein Himmelbett! Gut drei bis vier Jahre weiteres Audbaupotenzial und schön als Aperitif, zu gemischten Vorspeisen oder Grillspießen.
 
Hagnau am Bodensee.
Winzerverein Hagnau, Kellermeister Jochen Sahler.
Das von den Brüdern Robert und Manfred Aufricht betriebene Familienweingut liegt in idyllischer Alleinlage im Meersburger Landschaftsschutzgebiet. Es ist Teil des südlichsten Weinbaugebiets Deutschlands mit den gleichzeitig höchst gelegenen Weinbergen nördlich der Alpen. Die Weinberge des Guts reichen bis fast ans Seeufer und profitieren sowohl von den Endmoränenböden wie vom voralpinen Seeklima. Den Brüdern Aufricht gelingt es, diese Besonderheiten einzufangen, zu nutzen und ins Glas zu bringen, wovon die Weine überzeugen. Als Qualitätsmerkmal nutzt man die Lilien, von einer bis zu drei, weil am Bodensee vor über 1000 Jahren das erste Mal außerhalb Burgunds Setzlinge der feinen Sorten angebaut wurden. Denn von der Genetik her stammen alle Burgundersorten aus Burgund, und das Wappenschild der Burgunder-Könige trägt die Burgundische Lilie – also!
 
Ein zweiter Schales hat stolze 91 Punkte abgeräumt: 2015 Weisser Burgunder Spätlese trocken: feingliedriger Duft nach reifen Äpfeln, Mandeln, Blütenhonig; üppiger weicher Körper mit Länge und Schmelz, der in ein ausgereiftes ebenso elegantes Finish mündet. Ein Tropfen wie eine vornehme Dame und mit drei bis vier Jahren weiterem Potenzial. Schön zu Schweinmedaillon, Kalbsteak, Rebhuhn oder Fasan.
 
Unter den Allerbesten dieser Reihe etablierte sich mit 92 Punkten der 2015 Sauvignon Blanc Hagnauer Burgstall trocken vom Winzerverein Hagnau am Bodensee: eleganter reifer Duft mit Sauvignon-blanc-Noten wie Lindenblüten, Melisse, gelber Paprika; sehr saftiger cremiger Körper, nochmals mit sehr ausgereiften Sauvignon-blanc-Noten; bleibend mundfüllendes Finish und dies alles bei angenehmen „nur“ 12,5 % Alkohol! Ein Wein wie eine feine Tafelrunde und mit weiterer Zukunft von gut fünf bis sechs Jahren. Stand heute sehr schön zu Räucherschinken, Schlachtplatte oder Kassler mit Sauerkraut. 
 
Die eiszeitlichen Verwitterungsböden am Bodensee, einmalig in Deutschland, verleihen den Weinen eine filigrane Eleganz und Fruchtigkeit. Auf einer Unterlage von weichem Sandsteinfels, der so genannten Süßwassermolasse, liegt eine mehr oder weniger dicke Schicht Moränenschotter, der von eiszeitlichen Gletschern stammt. Der hohe Kieselanteil speichert die Wärme. Die Vielfalt an Sand, Lehm und Kies sowie die gute Bodenmineralität sorgt für ideale Wachstumsbedingungen und eine gute Nährstoffversorgung. Die Wassermasse des Bodensees wirkt wie ein Wärmespeicher, der die Temperaturen ausgleicht und für ein fast mediterranes Klima sorgt. Ein Teil der Sonnenenergie wird von der Wasseroberfläche in die nahen Rebberge gespiegelt und so der Boden zusätzlich aufgeheizt. Auf diese Weise gedeihen die wärmeliebenden Reben in einer Höhenlage von über 400 m. Die warmen Föhnwinde, die immer wieder von den Alpen hereinbrechen, bringen zusätzliche Wärme. Dieses einzigartige Kleinklima bringt Weine hervor, die auch als „Voralpenweine“ bezeichnet werden.
 
Eine ganze Reihe weiterer Weißweine dieser Kategorie von der Nahe haben ebenfalls 91 und 92 Punkte erzielt. Nähere Beschreibungen finden sich in unserem Artikel über die Nahe-Weine dieser Weinbewertung.

Ein Blick auf unsere Blindwertungsteams:

Auch bei dieser Bewertung: Neutrale Prüfer bei der Blindbewertung. Von bonvinitas selbst wertet niemand mit.

 
Text, Titelbild und Prüfungsbilder: Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas. Andere Bilder PR sofern nicht anders angegeben.
 
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