Genau wie beim deutschen Wein, hat sich auch bei Österreichs Weinen in den letzten Jahrzehnten viel getan. Besonders nach dem Weinskandal in den 1980er Jahren, verschrieb sich Österreich rigoros dem Qualitätsanbau. Heute spielen viele Österreichischen Winzer in der ersten Liga der Wein-Produzenten.
Über die Tradition Österreichischer Weinkultur, deren Zukunftsaussichten, aber auch über die einzelnen Weinanbaugebiete und die wichtigsten Erzeuger gibt dieses üppig bebilderte „Weinbuch Österreich“ von Alexander Jakabb Auskunft. Jakabb, hat sich durch viele Publikationen als ausgewiesener Kenner der österreichischen Szene um den Wein etabliert. Die sehr vielen Bilder von Herbert Lehmann tragen nicht unwesentlich zur Qualität dieses 320 Seiten starken Buches bei.
Die österreichischen Wein-Regionen
Neben den obligatorischen Vorworten und einer kurzen Einleitung, geht es direkt ans Eingemachte. Auf 200 Seiten widmet sich Jakabb den einzelnen Weinanbaugebieten Österreichs. Jedes Anbaugebiet wird durch ein ganzseitiges Panoramabild vorgestellt. Auf zwei detaillierten Karten werden sowohl Städte und Dörfer des Anbaugebietes als auch die wichtigsten Weinlagen aufgelistet. Des Weiteren nehmen Informationen über Boden und Klima einen breiten Raum ein. Die Einzellagen und die Rebsorten werden ebenfalls in kurzen Abschnitten vorgestellt. Überaus lobenswert sind hierbei die detaillierten Aussagen über die Fläche, die Bodenverhältnisse und Vieles mehr. Zeugen sie doch davon , dass sich der Autor mit den Recherchen eine ganze Menge Arbeit gemacht hat. Auch seine Ausflüge in die Historie der einzelnen Gebiete sind überaus informativ und unterhaltsam. Er schreibt locker, für jeden Laien verständlich und versteht es durch kleinere Anekdoten und Einwürfe das Ganze zu würzen und es somit zu mehr zu machen als nur zu einem Nachschlagewerk. In farblich abgesetzten Kästen, wird auf Besonderheiten des betreffenden Gebietes (beste Wein-Lagen, Qualitätskriterien etc. ) hingewiesen. Unter dem Begriff „Kulinarik“ erfährt der Leser, wo es sich lohnt einzukehren.
Wichtige österreichische Wein-Erzeuger
Zum Schluss der Vorstellung werden die Hauptprotagonisten, die Winzer, vorgestellt. Auch hier überzeugt Jakabb mit seiner Ausführlichkeit, was die Porträts der „wichtigsten“ Winzer angeht. Dabei betont er ausdrücklich, dass aus Platzgründen die Auswahl begrenzt werden musste und sich der ein oder andere nicht wiederfinden wird. Doch nicht nur Landschaft und Leute machen ein Gebiet aus. Auch deren Sitten und Bräuche. So erfährt der Leser unter anderem etwas über das Fest „Martiniloben“, was ein „Ruster Ausbruch“ ist oder wer die „Burgundermacher“ sind. Vereise auf entsprechende Homepages oder Möglichkeiten durch Mailadressen zu weiteren Informationen zu kommen sind mittlerweile unentbehrlich und somit auch in diesem Buch zu finden.
Rebsorten
Auf 30 Seiten werden anschließend die wichtigsten Rebsorten vorgestellt. Dort sind nicht nur die Standartsorten Blaufränkisch, Zweigelt, oder Grüner Veltliner zu finden, sondern auch autochthonen Sorten wie Neuburger, Rotgipfler etc. 35 Rebsorten sind aufgelistet mit Flächenangabe, ihren phänologischen Daten, ihren Eigenarten und Besonderheiten und was am Wichtigsten ist, dem Charakter der aus ihnen erzeugten Weine. Auch hier ist die Ausführlichkeit der Rebsortenporträts zu loben.
Der An- und Ausbau von Wein
Sicherlich kann man in vielen diversen Büchern etwas über den Anbau und Ausbau von Wein erfahren. Aber oft ist dies zu fachspezifisch. Im Kapitel „Vom Rebstock ins Glas“ beschreibt Jakabb kurz und präzise die Arbeiten in Weinberg und Keller. Er geht dabei auf die Begriffe Terroir, Klimawandel genau so ein wie, Maischestandzeit und Hefelager. Natürlich darf dabei ein Ausflug ins Wein-Gesetz nicht fehlen. Auch ein Streifzug durch die Verschiedenartigkeit der Weinbehälter und Flaschenverschlüsse sowie eine kurze Einführung in die Sektherstellung wird unternommen. „Bio“ ist in aller Munde. Somit wird auch diesem Begriff Rechnung getragen. Ich war allerdings überrascht, welch breiten Raum die Nischenprodukte „Orange Wines“ oder "Natural Wines“ einnehmen. Lesenswert sicher, aber unbedingt notwendig eher nicht, sind die kleinen Ausflüge in die Bereiche „Wein kaufen“ „Weinkarten“ „Weinbewertungen“. Da hätte ich dem Bereich Essen und Trinken mehr Raum gegönnt.
Ausblick und Facit
Zum Schluss des Buches darf natürlich ein Ausblick in die Zukunft nicht fehlen. Unter der Rubrik „Tradition und Zukunft“ wird auf die Themen Ausbildung genauso eingegangen wie auf Sitten und Bräuche, auf „Wein und Kunst“ und auf „Wein und Glaube“. Zur jetzigen Lage der Weinnation wird Stellung bezogen und ein Resümee gezogen nach 3000 Jahren Weinbau in Österreich. Das „Kleine Wörterbuch zum Thema Wein“ fand ich nicht unbedingt notwendig, aber auch nicht gerade schlecht.
Das „Weinbuch Österreich“ ist mehr als nur ein Nachschlagewerk, es verschafft dem Leser einen detaillierten Überblick über Österreichs Weinregionen deren Weine und Winzer. Es ist ein Lese-Bilder- Buch, bei dem das Lesen genauso viel Spaß macht wie das Schauen. Es ist informativ, gut recherchiert, genauso gut geschrieben. Jetzt heißt es nur noch. Hinfahren, essen und trinken und schauen ob der Autor Recht hat. Die Neugierde ist geweckt.
Pichler Verlag
2015
ISBN 978-3-85431-715-9
45 EURO
Horst Kröber; Coverabbildung, Pichler-Verlag, PR