In Folge der eiskalten Nächte Ende vergangenen Februars haben wir deutschlandweit sowie in Österreich über 2.000 Winzern angefragt: „Wer hat die eisigen Nächte für Eiswein genutzt?“ Aus Deutschland kamen die einhelligen Antworten: Leider nein. Grund ist, die Ernte 2017 begann schon vergleichsweise früh im August und war in Folge der Frühjahrsfröste um Ostern merklich kleiner als der Durchschnitt. Daher, und weil der Winter noch weiter weg war, wollten sich die Winzer nicht auf Eiswein einlassen, sondern haben alles in der Lesezeit eingebracht. Nebenbei, auch wenn im Februar Eiswein geerntet worden wäre, hätte dieser noch als Jahrgang 2017 gezählt. Und bekanntlich bleibt bei Eiswein ein Teil des Wassers, das der Saft der Traube von Natur enthält, als Eis in der Kelter zurück. Dadurch entsteht eine natürliche Konzentration des Mostes, seiner Inhaltsstoffe und Aromen.
In Österreich jedoch war das Klima 2017 deutlich anders: So gut wie keine Frostschäden, und so ließ die Österreich Wein Marketing kürzlich verlauten: „Im Gegensatz zu den meisten großen Weinnationen Europas, die die niedrigste Weinernte seit vielen Jahren zu beklagen hatten, konnte Österreich 2017 eine Lese einbringen, die mit 2,5 Mio. hl rund 25 % über dem fünfjährigen Durchschnitt liegt, und dies bei exzellenter Güte.“ Außerdem kamen geeignete frostige Eisweinnächte bereits im Dezember 2017.
Eisweinernte im Weingut Lustig, im Weinviertel
Uns meldete zum Beispiel das Weingut Lustig aus Pulkau im Weinviertel, Niederösterreich, nördlich von Wien: „Es war ein super Eisweinjahr, eines der besten der letzten Jahre. Wir haben am 2. Dezember um 4 Uhr früh mit der Eisweinernte begonnen. Etwas überraschend zwar, aber zum Glück hatte unser Sohn Maximilian ab Mitternacht die Temperatur verfolgt und um 3 Uhr früh Alarm geschlagen. Ab 4 Uhr ernteten wir dann per Traktorbeleuchtung und der kurzfristig zusammengetrommelten Lesetruppe absolut gesunde gefrorene Grüne Veltliner Trauben bei - 8,5 °C aus einem unserer 50 Jahre alten Weingärten der Lage (oder wie die Österreicher sagen Riede) Wieser. Bei dieser Temperatur haben sich die Trauben auch noch super pressen lassen, und so haben wir 550 Liter Grünen Veltliner Eiswein 2017 ins Fass gebracht mit 31,5 °KMW (Klosterneuburger Mostwaage, was per Faktor 4,86 rund 153 °Öchsle entspricht). Wir haben schon lange nicht mehr einen so sauberen fruchtigen und schönen Eiswein geerntet.“
Eisweinernte im Weingut Payr, im Carnuntum
Das Weingut Payr aus Höflein im Carnuntum, südöstlich von Wien, hat ebenfalls am 2. Dezember 2017 bei -7 °C einen Chardonnay Eiswein eingebracht mit 25,5 °KMW (rund 129 °Öchsle).
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas; Fotos: PR