Wie schon häufiger mitgeteilt, bieten wir nicht nur die Blindbewertungen von Weinfachleuten in unserem Weinführer, sondern ich schreibe auch über Weine, die ich entdeckt und die mir gut gefallen haben, was dann natürlich meine persönliche Meinung darstellt. Hier drei Weißburgunder weit über Durchschnitt!
Bitte wundern Sie sich nicht über die hohen Punkte. Die Weine habe ich auf der diesjährigen VÉRITABLE mit als beste entdeckt, jener Weinsalon, bei dem Uwe Warnecke alljährlich rund 60 Aussteller der „Crème de la Crème“ versammelt. Überhaupt halte ich Weißburgunder für eine kommende Sorte. Wenn der Winzer die Mengenerträge im Zaum hält, gibt es sehr elegante Weine, die in der Fruchtsäure in der Regel dezenter sind als Riesling. Nicht umsonst weist Deutschland mit ca. 5.000 Hektar weltweit die größte Weißburgunderfläche aus, und viele Winzer verstehen es inzwischen, sehr, sehr gute Tropfen auf die Flasche zu bringen.
An einen eleganten antiken Nussbaumschrank erinnerte mich der 2015 Weißburgunder des Weinguts Bergdolt in Duttweiler/Pfalz: In der Nase blumig, springt einen an, auf der Zunge viel Charakter, den man lange im Mund spürt, ein gediegener Wein mit viel Kraft, der sozusagen fest auf dem Boden steht, 90 Punkte (Kategorie 2, trockene Weine über 12%, rote Punkte), ein Biowein vom Duttweiler Kreuzberg, VDP erste Lage. Passt gut zu altem Hartkäse, zu Schweinebraten oder auch zu Schlachtplatte!
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Mit 92 Punkten bewertet habe ich den 2014 Weißburgunder „S“ des Weinguts Dautel in Bönnigheim/Württemberg: sehr feiner Duft, auf der Zunge samtweich eingefangene Terroirnoten, ein sehr interessanter Wein, der mit einer ganz eigenen Note ausklingt – erinnerte mich an einen feingeschliffenen chamois-farbenen Marmor mit schönen Adern. Ich gebe ihm gut 5 - 6 Jahre Zukunft, in denen er sich noch weiter entwickeln dürfte. Stand heute sehr schön zu Frutti di Mare, gekochten Muscheln oder auch zu paniertem Schweinekotelett!
Das Weingut Dautel kann man als eines der Extraklasse bezeichnen, ein VDP-Weingut, das als einer der Pioniere mit Barrique-Ausbau begann und mit viel Feinsinn auf seine Böden und Lagen setzt, vornehmlich Muschelkalk und Keuper bis hin zu Schilfsandstein. Zu den VDP „Großen Lagen“ gehören Michaelsberg, Steingrüben, Kalkschupen, Forstberg. Schon die Namen lassen einen an Terroirnoten im Glas denken. Sehr bemerkenswert ist auch der Besigheimer Wurmberg (Bild) mit über 50 % Hangneigung und vielen Mauern, in dem das Weingut Dautel Riesling anbaut. Auch wenn der vorgestellte Weißburgunder nicht speziell aus einer dieser Lagen kommt, so besticht er doch durch seine wunderbare Eigenwilligkeit.
Wie ein Beethoven Violinkonzert mit wunderbaren und kräftig intonierten Harmonien erlebte ich den 2014 Weißen Burgunder des Weinguts Bernhard Huber in Malterdinge/Baden. Schon in der Nase melden sich vornehm-elegante Barrique-Noten, und wenn man auf der Zunge lernen will, was Harmonie heißt, hier kann man es bei viel Kraft, wobei alles in ein feingliedriges Finish mündet. Ich konnte nicht anders, als 94 Punkte zu notieren, und gebe dem Tropfen gut und gerne 6 bis 8 Jahre weiter aufbauende Zukunft. Stand heute schön zu gegrillten Gambas, zu Spanferkel oder auch zu Gänsebraten.
Auch das VDP-Weingut Bernhard Huber ist ein Ausnahmeweingut, das sich schon lange weit über den Durchschnitt erhebt. Im Sortenspiegel der 26 Hektar befindet sich hauptsächlich Spätburgunder, aber auch die anderen Burgundersorten: Weißer und Grauer Burgunder, Chardonnay und Auxerrois. Bei den weißen Burgundersorten, vom Auxerrois, Weißburgunder, Grauburgunder bis zum Chardonnay, legen wir Wert auf vielschichtige, mineralisch geprägte Weine, lautet das Credo – sehr französisch im Burgund-Stil, möchte ich hinzufügen.
Guten Weißburgundern, mit 85 Punkten und mehr bewertet, wobei nach unserem 100 Punkte-Schema Weine ab 85 Punkten schon als sehr gut gelten, erkennen wir das Prädikat „WEISSBURGUNDER MASTER“ zu, was für diese drei Entdeckungen mehr als in vollem Maße zutrifft.
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas; Aufmacherfoto: bonvinitas