Chasselas trocken, herrlicher Kneippswein - sehr gut zu dezenteren Speisen
Links im Bild ein 2015 Chasselas badischer Landwein trocken des Weinguts & Weinstube Ernst in Wittlingen, zu dem ich gerne „herrlicher Kneippwein“ notiert und ihn mit 85 von 100 Punkten bewertet habe, was nach unserem Bewertungssystem als sehr gut gilt (grüne Punkte, bonvinitas Kategorie 1, leichtere, trockene Weine bis 12%). Zart im Duft, wie ein junges Mädchen, auf der Zunge blitzsauber und vor allem mit 12 % nicht sehr schwer. Ein unkomplizierter Tropfen, der einfach Spaß macht! „Her damit“, möchte man sagen, der gut zu Rindfleischsalat, Käseplatte, Spargel, wie allgemein zu geschmacklich zarteren Speisen, zum Beispiel Forelle blau passt. Was beweist, dass auch Landweine sehr gut sein können.
Chasselas, zu Deutsch Gutedel, ist ja eine schon im alten Ägypten und heute weltweit angebaute Sorte, vorwiegend als Tafeltraube. Als Wein ist Chasselas vor allem aus der Schweiz bekannt, von wo Markgraf Karl Wilhelm von Baden die Rebe im 18. Jahrhundert nach Südbaden brachte. In Deutschland wird sie fast nur im Markgräflerland angebaut und ist bei den dortigen Winzern bis heute sehr beliebt. Die Weine haben den Vorzug, dass sie nicht zu schwer sind und prima Kneippweine abgeben - im Zuge der Klimaerwärmung eine sehr wichtige Eigenschaft!
Weingut Ernst
1993 als Quereinsteiger in Welmlingen begonnen hat Winzermeister Markus Ernst das Weingut 1998 zum Wohnhaus und neu gebauten Keller nach Wittlingen gebracht, das seither Weinbaugemeinde ist. Vier Hektar Reben werden betrieben sowie die ebenso moderne wie gemütliche Weinstube. Sohn Dominik studiert nach abgeschlossener Winzerlehre Önologie und bringt „neue Ideen“ ein. Mutter Regine und Schwester Nathalie helfen kräftig mit.
Gewürztraminer Spätlese - wie ein "Rosenstrauß" - schön zu Pikanterem
Im Bild oben rechts eine 2016 Gewürztraminer Spätlese vom Winzerkeller Auggener Schäf, die ich mit 89 als hervorragend bewertet habe (orange Punkte, bonvinitas Kategorie 3, Weine mit Restsüße). In der Nase sehr typischer Gewürztraminer-Rosenduft, begleitet von Anklängen an Rosinenkuchen, ein Wein, der Süße mit Charakter und Eleganz verbindet, mit fruchtigem Finish und einem überraschenden wie unterhaltsamen Nachkaueffekt; passt gut zu pikanteren Speisen, wie Rindfleisch mit Meerrettich, Nasi Goreng oder gefüllten Paprika.
Winzerkeller Auggener Schäf
„Schäf“ heißt die wichtigste Auggener Lage mit Kalkschieferböden. Der Name kommt von Schärflig, dem alemannischen Wort für Kalkschiefer. Zusammen mit den Winzern aus dem nahen Laufen beträgt die Rebfläche des Winzerkellers Auggener Schäf rund 500 Hektar. Schon früh hatte man sich dem naturnahen Weinbau verschrieben, gehören doch größere Teile des Auggener Reblands zu einem Wasserschutzgebiet. So befinden sich über 40 Hektar Regent im Anbau, jene widerstandsfähige, vor rund 40 Jahren neu gezüchtete Rotweinrebe, die im Vergleich deutlich weniger Pilzbekämpfung benötigt. „Standesgmäß“ bauen die Auggener Winzer natürlich auch viel Gutedel an, für dessen Weine Kellermeister Andreas Philipp schon viele Auszeichnungen erhalten hat.
Text und Aufmacherbild: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas; Foto der Familie Ernst: Philipp Knoll; Foto vom Winzekeller Auggener Schäf: PR