Das 6 ha Bioweingut Beck-Winter in Nittel
hat inzwischen über 50 % PIWI-Reben im Anbau und konnte mit seinem 2023 Sauvitage absolut überzeugen: In der Nase Zitronenmelisse, Paprika, Lindenblüten, auf der Zuge ein sehr gefälliger Tropfen. Absolut hochwertig probierte sich der 2023 Souvignier Gris ausgebaut im Barrique, der mit internationalen Top-Weinen gut mithalten kann. Senior Hans Walter Beck: „Wir haben 2013 mit PIWIs begonnen, zuerst mit Souvignier Gris und Muscaris. Inzwischen haben wir auch Calardis Blanc, Sauvignac und Sauvitage im Anbau sowie als roten Pinotin. Nach und nach wollen wir ganz auf PIWI umstellen.“
Das Weingut G. Gindorf in Schweich
stellte seinen 2022 Facettenreich DREI trocken vor, ein schöner, stoffiger Wein; sowie seinen 2023 Facettenreich DREI trocken, den ich als äußerst gefälligen Tropfen mit leicht rauchigem Unterton notiert habe, beide zu 100% aus Cabernet Blanc gekeltert. Facettenreich nennt das Weingut seine Cabernet Blanc Serie, mit künstlerischen Etiketten, um die Nuancen des Weins zu unterstreichen. Es ist ein kleineres Weingut aber stolz auf seine guten Lagen, insbesondere auf seine Reben in der Steillage Annaberg mit rotem Schiefer. Inzwischen wurden auch Sauvignac und Souvignier Gris angepflanzt.
Bioweingut Hoffmann in Minheim – betrieben von den Brüdern Peter und Uli Hoffmann
2023 Sauvignac trocken, ebenso schön und stoffig der 2022 Sauvignac trocken. Absolut herausstechend war der 2022 ONE.O orange Wein, eine echte Entdeckung für Weinkenner, ein total individueller Tropfen, mit dem man sich erst beschäftigen muss, um ihn zu erschließen. Dann aber ein Erlebnis! Gekeltert zu gleichen Teilen aus Sauvignac, Riesling und Müller-Thurgau. Ein Gedicht zu altem Hartkäse.
Als super vollmundiger Wein probierte sich derOrange Wein bedeutet ja längere Maischestandzeiten, ja Maischegärung auch bei weißen Sorten und kaum Schwefel, wodurch die Weißweine farbkräftiger werden. Uli Hoffmann: „Der Wein hat nichts gesehen als nur die Traube: Zwei Wochen Maischestandzeit mit Spontangärung, absolut null Schwefel, ein Jahr auf der Hefe im Barrique gereift und ohne Filter abgefüllt.“ Das muss man erst einmal bringen. Mit PIWI-Sorten werden Orange-Weine erst so richtig möglich, da es bei keinem oder kaum Schwefel absolut gesunder Trauben bedarf. Es darf kein bisschen Faules dran sein, was mit den resistenten PIWI-Sorten viel besser zu erreichen ist.
Peter Hoffmann hat nach der Ausbildung in Georgien praktiziert und Erfahrungen mit dem dortigen Weinausbau in den großen Amphoren – Quvries – gesammelt – daher! Sehr schön auch der 2021 Pinotin Rotwein – ein Tropfen zum Nachschmatzen.
Bereits seit 2007 betreibt man ökologischen Weinbau. Zu den acht Hektar Reben gehören 10% PIWIs, darunter auch Bronner, Johanniter, Satin Noir, Souvignier Gris und Muscaris.
Dienhart Weine in Maring-Noviand
Alle seine vier vorgestellten Weine haben mir sehr gut gefallen: der 2021 Sauvignac und Riesling Sekt mit einer kleinen witzigen Petrolnote, der leicht rauchige 2023 Cabernet Blanc, der superinteressante sehr vegetative 2022 Sauvignac und Riesling mit anregenden Noten von Artischocken, sowie der sehr schöne Rotwein 2018 Vinum Regius, gekeltert aus 50:50 Cabernet Cortis und Regent.
Das von Timo Dienhart geführte Weingut ist schon seit 1995 bio- und ECOVIN-zertifiziert, und alle Weine werden vegan produziert. Dienhart war sogar vorübergehend Geschäftsführer von ECOVIN und hat in seinen Weinbergen Insektenhotels sowie Blühränge angelegt. Herbizide sind tabu. Hier wird unter den Stöcken noch die Hacke geschwungen, und so blüht es auch in den Weinbergen. Von den 12,5 ha sind 60% mit Riesling, 20% mit Pinot Noir und 20% mit PIWIs bestockt, vor allem mit Sauvignac sowie Cabernet Blanc als auch mit den roten Cabernet Cortis und Regent. Maring-Noviand liegt in einem Seitental der Mosel. Weit in großem Bogen schwingt sich dort die Süd- bis Südwest-Hanglage Honigberg über eine kleine Ebene, in der einst vor Jahrtausenden die Mosel floss.
Stairs n‘ Roses Viermorgenhof in Kinheim-Kindel
Stairs n' Roses, das Weinprojekt von Julia Molitor-Justen und Dr. Daniel Molitor steht für individuelle, teilweise experimentelle Weine abseits des Mosel-Mainstreams, wobei von den sieben Hektar Reben bereits zwei für PIWI-Sorten zur Verfügung stehen. So kann ich den Sekt 2022 Over the Rainbow, erzeugt nach der Methode „Pet Nat“ zu 70% aus Souvignier Gris und 30% aus Hibernal, als sehr interessanten und anregenden Aperitif empfehlen.
Bei der Methode „Pet Nat“, kommt von französisch pétillant naturel = natürlich sprudelnd, kommt der Most im Gegensatz zur allgemeinen Sektbereitung gleich von der Kelter auf die Flasche und vergärt darin, also keine zweite Gärung wie sonst bei Sekt. Das Perlen ist dann in kleinen Blasen und lang anhaltend zu sehen.
Ebenso schön zu probieren war der 2023 Struwwelpitter trocken aus wild gewachsenen viel weniger als üblich geschnittenen Reben der Sorten Riesling, Müller-Thurgau, Cabernet Blanc und Sauvignac. „Da die Rebe eigentlich ein Lianen-Gewächs ist, das an Bäumen hochklettert, ist das sozusagen eine antiautoritäre Erziehung“, so Daniel Molitor.
Gut gefallen hat mir auch der 2023 Next Generation trocken, ein stoffiger Tropfen mit Anklängen an Paprika im Duft, aus 50% Sauvignac, 30% Cabernet Blanc und 20% Hibernal; ebenso der 2023 Rock it feinherb, ein kräftiger Tropfen, 100% Muscaris, mit einem fröhlichen kleinen Minzton in der Nase.
Weingut Schneider-Faber in Kinheim
Vom Bio-Weingut Staffelter Hof in Kröv
war ein super „Pet Nat“ zu probieren: 2022 „RubySoho“ Regent, ungeschwefelt, unfiltriert und mit 6 g/l Restsüße echt trocken, in der Farbe rosé: In der Nase Noten von Erdbeeren, Bitterorange, Waldboden; sehr gehaltvoll auf der Zunge. 14 Hektar werden ökologisch bewirtschaftet, davon 80% Steillagen und 25% mit PIWIs. Das Weingut wurde bereits 862 urkundlich erwähnt und fühlt sich damit als das älteste, zumindest in Deutschland. Eng mit dem Gut verbunden ist der Verein Kulturscheune e.V., der Lesungen, Konzerte, WeinSausen u.a. bietet.
Weingut Louis Klein, Traben-Trarbach
Ein Wein, bei dem man bleiben möchte, habe ich bei dem 2023 Rotling notiert, gekeltert aus weißem Johanniter und rotem Cabernet Dorio, in der Farbe rosé. Prinzipiell ist ein Rot-Weiß-Verschnitt zwar unzulässig, doch eine Ausnahme bildet Rotling, wenn die Trauben zusammen gekeltert werden. Sehr gut und sehr gehaltvoll habe bei dem 2023 Donauriesling trocken festgehalten.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Markus Boor, der ebenfalls Reben eingebracht hat, leitet Ulrike Boor, geb. Klein, das 2009 von Eltern übergebene Weingut. Zusammen werden 11 ha bewirtschaftet rund um Traben, Wolf, Kröv und Kinheim an der Mittelmosel. Als Mitglied bei ECOVON versteht sich ökologischer Weinbau von selbst. Zu den angebauten PIWIs zählen Cabernet Blanc, Sauvignac, Donauriesling, Johanniter, Sauvitage und Satin Noir. Das imposante Gebäude gehört zu den „Via mosel´ Weinarchitektur Gebäuden“.
Ökoweingut Markus Busch, Pünderich
Sehr elegant habe ich bei dem 2023 Souvignier Gris trocken notiert: In der Nase Anklänge an Feigen und Spargel; auf der Zunge viel Stoff und Tiefe mit mineralischen Noten. Sehr gut auch der 2023 Muscaris feinherb: schön rund! Seit 2015 wirtschaftet das vier Hektar Familienweingut ökologisch und ist Mitglied bei ECOVIN. 30% sind mit PIWIs bestockt: Souvignier Gris, Muscaris, Sauvignac, Cabernet Blanc und Satin Noir.
Das junge Bioweingut Christina Andrae in Ernst
Rosé notiert, 2022 Regent – aus ihrem noch ganz jungen Weinberg, und bei ihrem ebenso schönen 2023 Souvignier Gris: Eleganter Duft mit Noten von Zitrus und Haselnuss; am Gaumen vollmundig mit schöner Reife – 92° Öchsle wie sie mir verraten hat.
Süffig bei lediglich 5 g/l Restsüße habe ich bei ihrem sehr guten ihremLassen wir sie persönlich zu Wort kommen: „Ich habe das Bioweingut Christina Andrae 2017 gegründet und verkaufe überhaupt erst seit 2020 meine ersten direkt biozertifizierten Weine. Mittlerweile bewirtschafte ich etwa 2,5 ha an der Terassenmosel, im direkten Umkreis meines Heimatorts Ernst, zu Beginn vorhandenen Riesling auf Terrassenlagen. Gleich 2017 habe ich meinen ersten Weinberg selbst gepflanzt. Die Rebe ist heute unter dem Namen Sauvignac bekannt. Ich setze stark auf die nachhaltigen PIWI-Sorten als Ergänzung zu Riesling und Spätburgunder, um möglichst naturnah arbeiten zu können und gleichzeitig mein Sortiment mit spannenden Aromen zu erweitern. Mittlerweile baue ich im PIWI-Bereich Sauvignac, Regent und Souvignier Gris an.“
Weingut Weckbecker, Moselkern
Auch wenn nur ein Wein vorgestellt wurde, probierte sich dieser sehr gut und gehaltvoll, 2022 Sauvignac trocken: Kräftiger Duft, der mich an einen Kiefernwald im Frühling erinnerte, aber auch etwas von Herbstäpfeln und frischer Erde hatte; auf der Zunge viel Stoff mit Noten von Orangen im Finish.
Seit 1728 betreibt die Familie Weckbecker Weinbau in Moselkern und widmet sich seit 2011 auch dem biologischen Weinbau. Vier Hektar Steillagen werden bewirtschaftet zwischen Cochem und Koblenz. „Unter stetiger Pflege von Hand gedeihen in unseren Weinbergen Weine im Einklang mit der Natur. Wir versuchen jedes Jahr auf ein Neues, das volle Potential unserer guten Weinbergslagen auszuschöpfen und ein Stück Terrassenmosel ins Glas zu zaubern“, so das Credo.
Domaine Sunnen-Hoffmann in Remerschen/Luxembourg
Gut gefallen hat mir der 2022 Insolite Cabernet Blanc, zu dem ich notiert habe: Hochwertiger Tropfen, im Holz ausgebaut, ein Wein, der alles kann, was man sich wünscht. Und so stellt sich das Weingut vor: „Wir sind ein Familienweingut mit insgesamt 9,5 ha in der Region Schengen. Seit 2001 arbeiten wir biologisch, als erstes Weingut in der Moselregion in Luxemburg, und seit 2011 auch mit biodynamischem Pflanzenschutz. Wir haben eine Vielzahl von Rebsorten im Anbau. Der Fokus liegt auf Burgundersorten und Riesling. Zudem pflegen wir auch zwei PIWI-Sorten: Cabernet Blanc und Pinotin. Obendrein bieten wir auch einen guten Crémant.“
Domaine L&R Kox in Remich/Luxembourg
Zu dem 2022 Cabernet Blanc habe ich notiert: schöner individueller Wein und zu dem 2023 Cabernet Blanc: Ebenso individuell, man spürt den Muschelkalk, sehr trocken. Die 12 ha Domaine wird von Laurent und Rita Kox betrieben. Sie bieten eine Vielzahl an Rebsorten und wenden sich auch PIWIs zu. Eine Spezialität ist die alte weiße Sorte Elbling, den sie in Amphoren – Quevries – ausbauen.
Mehr zu PIWIsPIWI steht für pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Es handelt sich um durch klassische Kreuzungszüchtung entstandene Sorten, die das regionale Terroir betonen und gleichzeitig wichtige nachhaltige Eigenschaften aufweisen, wie:
Hintergrund sind insbesondere die beiden Schadpilze echter und falscher Mehltau, die im 19. Jhd. aus der neuen Welt eingeschleppt wurden, und gegen die unsere europäischen Reben leider sehr anfällig sind, ja ohne massive Schädlingsbekämpfung zu Grunde gehen. Da es aber in der neuen Welt urheimische Reben gibt, sind diese offensichtlich resistent. So kam schon um den 1. Weltkrieg die Idee, diese mit unseren Reben zu kreuzen, um sowohl unsre Weinqualitäten zu erhalten, wie die Resistenz zu gewinnen – s.g. PIWI-Sorten. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe, welche deutlich resistenter sind als auch ausgezeichnete Weine bringen, wie diese Probe wieder einmal gezeigt hat. Hier nochmals die PIWI-Sorten der vorgestellten PIWI-Weine in der Übersicht:Weiße SortenCabernet Blanc Donauriesling Muscaris Sauvignac Souvignier Gris Sauvitage Rote SortenCabernet Cortis Pinotin Regent |
Text: Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas. Fotos: PR falls nicht anders angegeben.