Wenn das Wetter kühler wird, macht eine Weinreise besonders Spaß, ja ist geradezu ein Muss. Ein großartiges Ziel ist der Kaiserstuhl, der sich unweit von Freiburg als ehemaliger Vulkan aus der Rheinebene erhebt und an Frankreich grenzt, und der – Winter hin oder her – zu den wärmsten Gegenden Deutschlands zählt. Typisch sind die Weinterrassen, die teils aus Löss teils aus Vulkangestein bestehen, welche die Winzer in Generationen geschaffen haben. Berühmt sind die Weine, die man dann in Ruhe und gemütlich im Gasthaus oder bei einem Winzerbesuch genießen kann. Nichts ist schöner, als sich bei einer Herbst- oder Winterwanderung durch die Weinberge vom Wind durchwehen zu lassen und dann gemütlich einzukehren.
Dicht benachbart liegt als rund 10 km langer Kalksteinrücken der Tuniberg, der in gleicher Weise zum Wandern durch die Weinberge einlädt. Interessant ist es, den Charakter der Weine zu erschmecken, ob sie nun auf Kalk, Löss oder Vulkangestein gewachsen sind.
Die Weine und die Weinerzeuger
Vom Kaiserstuhl
Im Vordergrund stehen die Burgundersorten, blauer Spätburgunder, Grau- und Weißburgunder. Spätburgunder werden sowohl als Rotweine wie als Rosé bzw. Weißherbst ausgebaut.
Martin Bercher, Vorsitzender des Vereins der Weingüter: „Winterreisen sind für Weinfreunde besonders zu empfehlen, weil die Winzer dann mehr Zeit haben. Außerdem gibt es noch viele gute Tropfen vom vorletzten Jahrgang schön greift. Grauburgunder hat am Kaiserstuhl eine jahrhundertealte Tradition. Die Rebe wurde im 16. Jahrhundert von Lazarus von Schwendi aus Ungarn mitgebracht.“ Schwendi war ein Reichsfreiherr der Region und Feldhauptmann sowie General unter den Kaisern Karl V., Maximilian II. und Ferdinand I. Befragt nach den Besonderheiten der Weine erklärt Bercher: „Eines der Geheimnisse sind die Terrassen mit oft nur sechs oder acht Rebzeilen. Die bergnahen Reben wachsen nur auf dünner Lössauflage und strecken ihre Wurzeln ins Vulkangestein, während die abhangnahen mehr auf Löss wachsen. Der Löss verleiht den Weinen in der Nase und auf der Zunge Frucht, das Vulkangestein Mineralität im Finish, eine großartige Kombination!“ bonvinitas: „Und was muss man an Speisen am Kaiserstuhl unbedingt probiert haben?“ Bercher: „Rindfleisch mit Meerrettich! Schließlich stammen die Habsburger aus dem Schweizer Aargau und hatten im Südbadischen wie am Kaiserstuhl viele Besitzungen. So gibt es Verbindungen zur österreichischen Küche. Sehr lecker sind auch geschmorte Rindsbäckle, wozu ich einen Spätburgunder Rotwein liebe, der dann ruhig 10 Jahre alt sein darf.“
Waldemar Isele, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Achkarren im Ruhestand sowie Geschäftsführer der Kaiserstühler Weinmarketing, wo sich Winzergenossenschaften zusammengefunden haben: „Die Landschaft, die Weine, die Gastronomie sind immer Gründe, an den Kaiserstuhl zu kommen.“ Außerdem empfiehlt Isele nach einer erfrischenden Weinwanderung und natürlich nach dem Besuch eines Weinkellers etwas Deftiges, wir zum Beispiel eine Schlachtplatte, die man sich dann einmal gönnen darf. Isele weiter: „Auch Wild frisch aus dem nahen Schwarzwald gibt es hier großartig.“
Insgesamt umfasst der Kaiserstuhl 4.100 Hektar Reben, mehr als ein Viertel der badischen Rebfläche, mit an die 40 % blauem Spätburgunder, fast 30 % Grauburgunder und 15 % Weißburgunder. Winzeradressen finden sich am besten auf der Website des „Naturgartens Kaiserstuhl“, viele mit malerischen Kellern und schönen Probierstuben.
Vom Tuniberg
Wie erwähnt ist der Tuniberg ein Kalksteinrücken, der sich parallel zum Schwarzwald süd-östlich des Kaiserstuhls ebenfalls aus der Rheinebene erhebt. 1.084 Hektar beträgt die Rebfläche dort, die zu 50 % mit blauem Spätburgunder, zu je 12 % mit Grau- und Weißburgunder sowie zu 18 % mit Müller-Thurgau bestockt ist. Günter Linser, Vorsitzender des Vereins „Tuniberg-Wein“: „Auf dem Tuniberg wurde viel Löss aus der Sahara angeweht, doch der Kalkuntergrund führt zu einem hohen PH-Wert der Böden und in der Folge zu sehr gehaltvollen Weinen.“ Linser empfiehlt unbedingt den12,5 km langen Tuniberg Höhenweg, der über den ganzen Bergrücken führt mit herrlichen Ausblicken auf den Schwarzwald sowie die Vogesen und bei entsprechender Fernsicht bis zu den Alpen. Den Höhenweg begleiten immer wieder viele interessante Weinbaulehr- und Informationstafeln.
Die Konuskarte
Wer seinen Führerschein nicht riskieren und dennoch einladende Weinkeller besuchen möchte, dem sei die Konuskarte empfohlen, mit der man nicht nur die öffentlichen Verkehrsmittel der Region wie im gesamten Schwarzwald bis Basel kostenlos nutzen kann, sondern auch viele Ermäßigungen oder gar freien Eintritt erhält bei den zahlreichen netten kleinen Museen oder Veranstaltungen. Näheres hier. Schon über die Anmedung beim Gastgeber kann man die Konuskarte bekommen. Adressen von Weinerzeugern mit Karte finden sich hier.
Quartiere
Quartiere gibt es viele, von 4-Sterne Hotels bis zu gemütlichen Gasthöfen. Und wer noch mehr ins Winzerleben eintauchen und Winzer näher kennenlernen möchte, dem seien die Winzerhöfe empfohlen, wo viel adrette Ferienwohnungen und Gästezimmer die Besucher erwarten. Näheres findet sich auf der „Genusskarte“, unter „Kaiserstühler Winzerhöfe“ sowie unter Kaiserstühler Weinhotels - je unter Naturgarten Kaiserstuhl, eine Fundgrube, in der man noch viel mehr zu Tage fördern kann, wenn man ein wenig stöbert.
Die typischen Speisen und passenden Weine
Ochsenfleisch mit Meerrettich, geschmorte Rindsbäckle, Schlachtplatte und Wild habe ich schon erwähnt. Zu Ochsenfleisch mit Meerrettich empfehle ich einen Grauburgunder mit etwas Restsüße, der in diesem Fall in der Regel den Sortennamen Ruländer trägt. Es handelt sich um dieselbe Rebsorte, nur hat sich für trockene Varianten die Bezeichnung Grauburgunder eingebürgert. Restsüße weil sich Schärfe und Süße wunderbar ergänzen, und ein trockener Wein die Schärfe verstärken würde. Ein gut gereifter Spätburgunder Rotwein zu den Rindsbäckle wurde ebenfalls schon erwähnt. Zur Schlachtplatte empfehle ich einen trockenen Grau- oder Weißburgunder, der dann kräftiger sein darf. Ein Tropfen mit 13 oder 13,5 % wäre nicht verkehrt. Dass zu Wild ein schöner Spätburgunder Rotwein passt, brauche ich nicht weiter auszuführen. Darüber hinaus gibt es noch etliche weitere Leckereien, wie zum Beispiel „Schifele“. Gemeint ist Schweineschulter Kassler Art, wunderbar mit Kartoffelsalat. Dazu kann man sehr gut einen Rosé genießen. Roséweine sind in der Frucht meist etwas dezenter und passen gut zur Kassler Art. Wer es lieber mit etwas Restsüße mag, dem sei ein Spätburgunder Weißherbst mit Restsüße empfohlen. Natürlich warten auch deftige Winzervesper oder Flammkuchen auf den Hunger, wozu ebenfalls kräftige Grauburgunder wunderbar munden, wozu auch etliche Weingüter mit Straußwirtschaften ein einladen.
Viele schöne Ausflugsmöglichkeiten
Am Kaiserstuhl selbst laden insbesondere Breisach und Endingen ein. Breisach lockt mit seinem schönen Münster hoch auf dem Felsen über dem Rhein mit herrlichem Ausblick auf den Schwarzwald und die Vogesen und dem berühmten sehenswerten Schnitzaltar des unbekannten Meisters H.L.. Das einst habsburgische Endingen bietet ein malerisches altes Stadtbild und unterhaltsame Stadtführungen. Bercher: „Samstags muss man auf dem Markt unbedingt ein Vesper beim Stand des Metzgers Peter Dirr oder in dessen Geschäft am Markplatz genossen haben.“ Außerdem locken das malerische kleine Burkheim mit Stadttor sowie viele kleine Museen und Galerien. Genannt seien das Kaiserstühler Weinbaumuseum in Vogtsburg-Achkarren oder die Kunsthalle der „messmer foundation“ in Riegel in der historischen ehemaligen Brauerei. Auch hier bietet die Seite www.naturgarten-kaiserstuhl.de reichhaltige Informationen. Nahe liegen Freiburg mit seinem großartigen Münster und viel Gelegenheit zum Shoppen sowie der EUROPAPARK, Deutschlands größter Freizeitpark. Auch Ausflüge in den Schwarzwald empfehlen sich oder nach Frankreich ins nahe Colmar, jene alte elsässische Stadt mit dem berühmten Isenheimer Alter von Matthias Grünewald. Und natürlich gibt es eine große Anzahl von Veranstaltungen und Weinfesten, wozu der "Naturgarten Kaiserstuhl" ebenfalls eine wahre Fundgrube beitet. Es gibt einfach unglaublich vieles zu entdecken, was ich hier bei weitem nicht alles aufzählen kann, und garantiert keine Langeile.
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas; Fotos: Aufmacher Landschaft: eliasbilly-stock.adobe.com; Gaststube: dedicas-stock.adobe.com; Flammekuche: kristina rütten-stock.adobe.com; Breisacher Münster: Rolf Fischer. Weitere Fotos PR sofern nicht anders angegeben.