In Bezug auf Silvaner darf das Fürstlich Castell'sche Domänenamt als doppelter Pionier gelten. Erstens wurde 1659 im gutseigenen Schlossberg der erste Silvaner in Deutschland gepflanzt. Zweitens hat man sich dieser Rebsorte in besonderer Weise angenommen und erzeugt hochwertige Silvaner, wie die hohen Punkte im bonvinitas Weinführer zeigen, und beweist somit, dass die Sorte sehr viel mehr kann als Tischweine. Wenn man die Tropfen probiert hat, muss man sagen, es wäre ein echter Verlust, wenn diese Sorte in Vergessenheit geriete, und dass das Weingut großes leistet, den Silvaner hochzuhalten. Ganz besonders stechen die Weine der Lage Schlossberg hervor, der sich im Alleinbesitz befindet und vom VDP als „Große Lage“ klassifiziert ist.
Die Lagen
Im Bereich Steigerwald am südöstlichen Rand des fränkischen Weinbaugebiets gelegen profitiert das Weingut von dem schon mehr kontinentalen Klima. 70 Hektar Reben befinden sich im Eigenbesitz rund um den Weinort Castell in insgesamt sechs Einzellagen: im erwähnten Schlossberg sowie in den weiteren allesamt vom VDP als „Erste Lage“ klassifizierten Lagen Kugelspiel, Reitsteig, Hohnart, Bausch und Trautberg. Hinzu kommt eine ebenso pionierhafte bereits 1973 gegründete Erzeugergemeinschaft mit 50 Mitgliedern und 25 Hektar Reben. Im Vordergrund steht der Silvaner mit 43%, gefolgt von 21% Müller-Thurgau, 7% Riesling, 5% Weißburgunder sowie weiteren Sorten, darunter 14% rote. Der heutige Inhaber, Ferdinand Fürst zu Castell-Castell: „Mit der Gründung der zusätzlichen Erzeugergemeinschaft wollten und möchten wir bis heute Castell als Weinort und zugleich die Existenz der Nebenerwerbswinzer sichern.“
Die Qualitätsgeheimnisse
Weingutsleiter Peter Geil zu den Silvanern: „Eine große Rolle spielen die Gipskeuperböden, in welche die Rebwurzeln mühsam aber doch tief eindringen, und die nur eine geringe Humusauflage besitzen, wodurch die Trauben kleiner und die Erträge von selbst im Zaum bleiben. Zugleich kommen durch den Gipskeuper viele mineralische Spuren in die Weine, insbesondere Kalziumsulfat, was den Weinen in der Jungend Frische und Spritzigkeit verleiht sowie ein hohes Alterungspotenzial, was wir vorzugweise nutzen. Wir ernten die Trauben reif aber nicht überreif, setzen auf schonende Verarbeitung, bei den Lageweinen auf Spontangärung und lassen sie in Holzfässern reifen aus eigener Eiche. Schließlich sind die Fürsten zu Castell zugleich große Waldbesitzer. So kommt zu den natürlichen Hefen ein weiterer regionaler Faktor hinzu. Die Weine der ersten Lagen lassen wir neun Monate, die Weine von der großen Lage Schlossberg sogar 18 Monate auf der Vollhefe reifen.“ Biologischer Säureabbau ist kein Thema. Die Weine kommen erst ein Jahr nach der Ernte in den Verkauf, die großen Gewächse sogar erst nach zwei Jahren. Dass dies sowohl bei den Silvanern wie bei den anderen Sorten zu großartigen Qualitäten führt wundert nicht, wozu Winzermeister Peter Hemberger sowie Kellermeister Christian Frieß ihren Teil beitragen.
Eine große Historie
Der Weinanbau des Fürstenhauses zu Castell-Castell reicht bis ins Jahr 1224 zurück. Mit fast 800 Jahren Weinbautradition gehört die Domäne Castell zu den ältesten deutschen Weingütern. Am 6. April 1659 wurde mit der Pflanzung der ersten Silvanerreben in Deutschland Geschichte geschrieben. Der Name Schlossberg geht auf die ursprüngliche Burganlage der Grafen Castell aus dem 12. Jahrhundert zurück. Zeuge des alten Schlosses ist der weithin sichtbare Treppenturm. Albrecht Fürst zu Castell-Castell übergab im Oktober 1996 das Weingut an seinen Sohn Ferdinand zur Weiterführung in der 26. Generation. Darüber hinaus teilen sich Ferdinand Fürst zu Castell-Castell und Otto Fürst zu Castell-Rüdenhausen die Verantwortlichkeit für die Castell'schen Unternehmenszweige Bank, Forst und Landwirtschaft.