PIWI-Sorten (pilzwiderstandsfähige) - die Zukunft des Weinbaus
Leider können sich unsere bekannten Rebsorten gegen die beiden sehr aggressiven Mehltau-Pilzschädlinge, Oidium und Peronospora, die schon im 19. Jahrhundert aus der neuen Welt eingeschleppt wurden, nicht wehren. Die Pilze befallen heftig die Blätter sowie die heranwachsenden Trauben und bilden dort Rasen bereits um die Blütezeit. Um die Ernte und bald auch um den Stock ist es dann geschehen. So gibt es keinen anderen Ausweg als die mehrfache kräftige Schädlingsbekämpfung vielfach mit der chemischen Keule. Doch da es in der neuen Welt einheimische, teils auch wilde Reben gibt, welche die Pilze offensichtlich abwehren, sonst wären diese Reben schon längst verschwunden, kam die Idee, solche „Kraftprotz“-Reben mit unseren Sorten züchterisch zu kreuzen, um diese Widerstandskraft mit unseren guten Weinqualitäten zu kombinieren, was mehrfach beachtenswert gelang: so genannte PIWI-Sorten, die Zukunft des Weinbaus.
Ansgar und Katja Galler – PIWI Pioniere
11 Hektar umfasst das Weingut Galler, welches das Ehepaar Galler erst 2009 fremd übernommen hat. Es gehört zu „Bioland“ und ist seit 2017 als Bio-Weingut zertifiziert. Doch das ist noch lange nicht alles, denn unsere beliebten Rebsorten werden ja auch in einem Bio-Weingut nicht prinzipiell widerstandsfähiger, wenn auch manches, wie ein bunter Weinberg, Stichwort Biodiversität, vielleicht ein wenig hilft, was bei Gallers ohnehin Standard ist. So haben sie sich PIWI-Sorten zugewandt. Bereits 2014 pflanzten sie Sauvignac und Muscaris, wovon sie inzwischen 1,7 bzw. 0,75 ha bewirtschaften. Hinzu kommen ein Hektar Johanniter und weitere PIWI-Sorten, natürlich auch klassische Rebsorten, wie Riesling, Weißburgunder und Dornfelder. Katja Galler: „Bei unseren PIWI-Sorten reichen vielfach nur zwei Schädlingsbekämpfungen pro Jahr, womit man bei den klassischen Rebsorten leider lange nicht hinkommt.“
Sauvignac, Muscaris und Johanniter
Sauvignac wurde 2014 von dem Schweizer Rebenzüchter Valentin Blatter aus den Sorten Sauvignon, Riesling und einer nicht näher bekannten pilzresistenten Rebe gezüchtet, von der Rebschule Freytag in Neustadt an der Weinstraße weiter selektioniert und ist zum Versuchsanbau zugelassen. Muscaris entstand 1987 am Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg aus einer Kreuzung von Solaris (ebenfalls eine PIWI-Sorte) und Gelbem Muskateller und ist seit 2013 offiziell zum Ertragsweinbau zugelassen. Johanniter ist schon eine ältere PIWI-Sorte, die bereits 1968 auch am Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg aus Riesling und einer weiteren PIWI-Sorte gezüchtet wurde, und ist seit 2001 zugelassen. Alle drei Sorten zeigen gute bis sehr gute Widerstandskräfte gegen die genannten Pilze. Katja: „Die PIWI-Reben werden ja immer noch weiterentwickelt bzw. weiter selektioniert. Von Muscaris haben wir eine ganz neue Generation gepflanzt, die keine Schädlingsbekämpfung braucht.“
Natürlich auch viel Natur im Keller
„Weine sind ein Naturprodukt, der Mensch spielt nur eine Nebenrolle“, lautet die Philosophie. So lässt Ansgar, der den Weinbau und den Keller verantwortet, die Weine nur spontan, das heiß natürlich und von selbst, vergären. Zugegebene Reinzuchthefen sind kein Thema. Ein langes Hefelager ist selbstverständlich, und die Premiumweine reifen in gebrauchten Barriques, und Katja fügt hinzu: „Unsere Weine sind alle sortenrein, nichts wird geblendet.“
Das Weingut bzw. Kirchheim liegt übrigens im Leininger Land, und so geben die Gallers ihren Weinen Markennamen nach Vornamen des ehedem bekannten Adelsgeschlechts von Leiningen.
Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Fotos: wie angegeben