Erneut den Vogel abgeschossen bei der diesjährigen Bundesweinprämierung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) haben Harald und Uwe Ziegler aus Maikammer in der Pfalz, die das Familienweingut August Ziegler betreiben. Es war der – einzige – Bundesehrenpreis in Gold.
Ihr Credo lautet: „Vertrauen auf das sichere Gefühl, das wir beim Umgang mit der Natur haben. Spüren, was unseren Reben gut tut und entsprechend liebevoll danach handeln.“ Der Ausbau erfolgt reduktiv, teilweise in Holzfässern, teilweise in Edelstahl je nach Jahrgang und Sorte. Notwendige Eingriffe, wie Filtration, sind auf ein Minimum reduziert. Die wichtigsten Sorten sind Riesling und Spätburgunder, gefolgt von Weiß- und Grauburgunder sowie Dornfelder und einer Reihe weiterer. 20 Hektar werden bewirtschaftet in Gimmeldingen, Mussbach, Maikammer und Kirrweiler. 1717 wurde das Weingut gegründet und befindet sich heute in der achten Generation in Familienbesitz. Es ist bereits der vierte Bundesehrenpreis in Gold, den die Zieglers nach Hause tragen dürfen.
Den Bundesehrenpreis in Silber erhielt das Weingut Bungert-Mauer. Der 21 Hektar Betrieb in Ockenheim, Rheinhessen, vor den Toren von Ingelheim, ist ein von Martina und Matthias Bungert geführtes Familienweingut mit viel Rotwein. Auf den Sandböden nahe am Rhein gedeihen sehr gute Portugieser. Matthias Bungert hat sich aber auch Regent verschrieben, jener pilzresistenteren Neuzüchtung, die weniger Schädlingsbekämpfung braucht. Wichtiges Hobby ist Cabernet Sauvignon. Große Teile der Rotweine reifen in Holzfässern. Auf Muschelkalk und Löß-Lehmböden gedeihen auch gute Silvaner und Rieslinge. Die Qualitätsphilosophie beruht auf Ertragsreduzierung und ausgetüftelter Gärtechnik. „Wir können die Gärung sowohl drosseln durch kühlen als auch anwärmen, je nach Bedarf“, so Bungert. Stolz ist er auf seine sieben fest angestellten Mitarbeiter. „Keine Saisonkräfte“, wie er betont.
Weitere 19 Bundesehrenpreise für Wein wurden vergeben sowie drei für Sekt. 4.500 Weine waren angestellt worden. 300 Betriebe hatten sich beteiligt. Zugelassen sind nur Weine, die zuvor schon bei den Gebietsweinprämierungen oder den Qualitätsweinprüfungen als sehr gut bewertet wurden. Außerdem gelten je nach Betriebsgröße Mindestzahlen an Weinen, die angestellt werden müssen. Ein Bundesehrenpreis gewinnt nur, wer in der Gesamtanstellung überzeugen konnte, und zwar auch im Vorjahr. Die DLG will bewusst die Gesamtleistung eines Betriebes hervorheben.
Die weiteren Bundesehrenpreise für Wein nach Gebieten
- Weingut Rüdiger Bös, Malsch, Baden
- Oberkircher Winzer eG, Oberkirch, Baden
- Weingut Leopold Schätzle, Endingen, Baden
- Weinhaus Frank GbR, Triefenstein-Lengfurt , Franken
- Weingut Geiger & Söhne, Thüngersheim, Franken
- Weingut Simon-Bürkle, Zwingenberg, Hessische Bergstraße
- Weingut August & Thomas Perll, Boppard, Mittelrhein
- Weingut Albert Kallfelz, Zell, Mosel
- Weingut Theo Enk, Dorsheim, Nahe
- Weingut Bärenhof, Bad Dürkheim-Ungstein, Pfalz
- Weingut Darting, Bad Dürkheim, Pfalz
- Vier Jahreszeiten Winzer eG, Bad Dürkheim, Pfalz
- Wein- und Sektgut F.B. Schönleber, Oestrich-Winkel, Rheingau
- Weingut Fleischmann, Gau-Algesheim, Rheinhessen
- Weingut Manz, Weinolsheim, Rheinhessen
- Weingut Marcel Schulze, Döschwitz, Saale-Unstrut
- Weingut Drei Herren, Radebeul, Sachsen
- Weingut Karl Busch, Bretzfeld-Dimbach, Württemberg
- Privatkellerei-Weinbau Rolf Willy, Nordheim, Württemberg
Interessant ist das Weingut Leopold Schätzle aus Endingen am Kaiserstuhl, geführt von Leopold sen. sowie Leopold jun. und Tochter Cäcilia Schätzle, das außer dem dritten Bundesehrenpreis in Folge auch noch die Auszeichnung „Beste Kollektion Rotwein trocken“ gewann. Fast die Hälfte der 15 Hektar Rebfläche ist mit blauem Spätburgunder bestockt. Die Familie erzeugt Rotweine mit ganz eigenem Profil: fruchtig, brillant und geschmeidig. Auch wenn die meisten im Barrique reiften, hält der Erzeuger die Holzfassnote sehr dezent. „Wir wollen fruchtige Burgunder“, lautet die Devise. Schätzles bieten außerdem sehr elegante Rieslinge, Grau- und Weißburgunder sowie Muskateller.
Interessant ist auch das n.Weingut Bös in Malsch bei Bruchsal, Baden, das ebenfalls einen Bundesehrenpreis gewann. Erst 1999 haben Rüdiger und Maike Bös mit drei Hektar begonnen, heute betreiben sie knapp 20. Ein Grund für den Erfolg sind viele alte Reben, die in tiefgründigem Muschelkalk oder Löß-Lehm wurzeln, die Bös, der sich um die Produktion kümmert, übernehmen konnte und nicht gerodet hat. Die Weine spiegeln dies mit einem feinen, tiefgründigen Skelett. Bös Philosophie lautet: „Nur perfekte Trauben geben einen perfekten Wein. Ich möchte aus vollreifen Trauben den Charakter des Weinbergs herausarbeiten.“ Bös säht auch Gründünger ein. In den Reben blühen Blumen und fliegen die Bienen. Die Hauptrebsorten sind Spätburgunder, Weiß- und Grauburgunder. Beachtenswert der Lemberger.
Nicht minder interessant ist das Weingut Albert Kallfelz in Zell-Merl an der Mosel, das ebenfalls zu den Bundesehrenpreisträgern zählt. Vom Idealisten zum Individualisten lautet die Philosophie von Albert Kallfelz. Das kann man in der Tat bestätigen. Denn wir hatten schon häufiger Kallfelz-Weine in unseren bonvinitas-Weinbewertungen, und obwohl absolut blind bewertet wird und nicht einmal die Region, sondern nur die Rebsorte und das Land, also Deutschland oder Frankreich, genannt werden, hat einer der Prüfer den betreffenden Wein sofort als Kallfelz identifiziert und lag richtig. Es muss also etwas dran sein. Kallfelz ist ein absolutes Riesling-Weingut, die Sorte steht weit im Vordergrund, und die Weine tragen in der Tat einen eigenen Charakter: elegant, saftig, nicht zu laut in der Säure, ja für Mosel sogar eher dezent, und mit schönen Mineraltönen und nicht zu schwer. Das hat Albert Kallfelz schon viele Auszeichnungen eingetragen und einen hohen deutschlandweiten Bekanntheitsgrad. Er geht einen eigenen Weg, den viele Weinfreunde honorieren. So freue ich mich mit ihm über diese Auszeichnung und finde, sie ist absolut verdient.
Aus kleinsten Anfängen umfasst das Gut in der dritten Generation heute ansehnliche rund 50 Hektar mit Spitzenlagen wie "Merler Königslay-Terrassen", nahezu im Alleinbesitz, sowie "Stephansberg" und "Adler". Fast schon alpin sind die Süd-Südwest ausgerichteten Hänge mit Neigungen bis 70 %. Der Schieferboden stammt aus dem Devon, dem Erdzeitalter vor ca. 400 Millionen Jahren, der mit seinen Mineralien den Charakter der Weine mit prägt.
Quelle: Weingüter und DLG;