Mit einem Durchschnitt von 91,7 Punkten haben wir die südtiroler Kellerei Bozen zum Winzer des Jahres 2014 gekürt. Kriterium war, dass mindestens drei 2014 angestellte Weine von unseren Prüfern mit je mindestens 85 Punkten bewertet wurden. Aus diesen drei oder mehr Weinen wurde dann der Durchschnitt für den „Winzer des Jahres“ gebildet. Wobei ich nicht müde werde zu betonen, dass weder ich noch sonst jemand von bonvinitas mitwertet. Die Bewertung erfolgt allein durch neutrale, unabhängige Weinfachleute in Blindproben.
In der Mitte St.Magdalena mit Kirche im Hintergrund Bozen. Foto: Christian Gufler |
Winzerkeller Auggener Schäf, Kellermeister Andreas Philipp und Geschäftsführer Thomas Basler. |
Foto: Markus Dlouhy |
Mit 95 Punkten war der 2013 Gewürztraminer Kleinstein der Südtiroler Kellerei der Jahresbeste überhaupt. Der Tropfen ist aber nicht edelsüß. Mit 8,6 g/l Restsüße liegt er gerade an der Obergrenze von trocken. „Ein dichtes, fülliges, feinwürziges Gewächs unterlegt mit belebender Süße. Schon in der Nase ein frisch-süßer Duft nach Zitronen, Zuckermandeln, Wildrosen mit einem Hauch rotes Paprika Gewürz; mundfüllender, feinwürziger Körper unterlegt von frischer Süße mit nochmaligen feinwürzigen Noten im lang anhaltenden Finish“, lautet meine Weinbeschreibung aus der Nachverkostung. Denn wenn die offizielle Bewertung gelaufen ist, verkoste ich viele Weine nach und mache mir Notizen. Schließlich wollen unsere Leser nicht Punkte, sondern Wein trinken.
Kleinstein ist der Name des Gehöfts des Mitgliedswinzers, woher der Wein stammt, ohne dass es eine eingetragene Lage bedeutet. Mit der Hofbezeichnung ist das Gebiet jedoch enger eingegrenzt als die Lage St. Magadalena, benannt nach dem gleichnamigen Weindorf. Kellermeister Stephan Filippi kann stolz auf diesen Tropfen sein. Mit 91 Punkten bewertet wurde der 2012 Lagrein Taber Riserva. „Aus dem Glas entsteigt ein tiefer fruchtiger Duft nach Kirschen, Kirschlikör, Holunder, Sanddorn, Bitterschokolade; auf der Zunge wunderbar harmonisch, samtig, mit schön eingebauten Tanninen, die sich quasi seidig umhüllt im Finish fortsetzen, ein rundum fruchtiger, samtiger, mundfüllender Rotwein, der gut zu Wildschweinbraten, Hirschkalbs- oder Hammelkeule passt“, habe ich notiert. Bozen, geschützt im Etschtal gelegen umrahmt von hohen Bergen, zählt übrigens zu den wärmsten Städten Italiens.
An zweiter Stelle mit einem Durchschnitt von 88,3, gebildet aus sechs Weinen, lag der Winzerkeller Auggener Schäf aus dem südbadischen Weinort Auggen. 93 Punkte erzielte die 2013 Gutedel Trockenbeerenauslese, aus der für das badische Markgräflerland sehr typischen Rebsorte, wovon eine Trockenbeerenauslese schon eine große Ausnahme bedeutet, da diese Rebe für leichtere, ja man möchte sagen heitere, Weine bekannt ist. Mit einem Anteil von 50 % Gutedel hat dieser Erzeuger, dessen Winzer sich schon seit längerer Zeit dem naturnahen Weinbau verschrieben haben, erfreulich an dieser Traditionssorte festgehalten.
An dritter Stelle folgt das Weingut Schales aus dem rheinhessischen Flörsheim-Dalsheim mit einem Durchschnitt von 87,8 Punkten aus vier Weinen. 89 Punkte erzielte der 2013 Mont Donnerre Riesling Blanc im abgerundeten Bereich in der bonvinitas-Kategorie 3, orangene Punkte für Weine mit über 9 g/l Restsüße. Doch mit lediglich 10,4 g/l Restsüße probiert sich dieser Tropfen noch lange nicht süß sondern sehr schön ausgewogen. Mit 60 Hektar und 230 Jahre in Familienbesitz darf das Weingut durchaus zu den renommierten in Deutschland zählen. „Mont Donnerre“ hat man sich schützen lassen in Anlehnung an den Donnersberg, in dessen Regenschatten das Gut liegt.
Mit durchschnittlich 87,7 Punkten von neun Weinen platzierte sich das Weingut Waldschütz aus dem österreichischen Kamptal, einem Nebental der Donau. Bemerkenswerte 90 Punkte erzielte die Waldschütz Cuvée Reserve 2009 aus Chardonnay & Weissburgunder. „Von ausladender Fülle, edel trocken mit einem Schmelz, der aus der Fülle kommt. Das Ganze aufgesetzt auf ein belebendes, anregendes Fundament. Schon in der Nase ein reifer, fülliger, aristokratischer Duft mit Noten von Kumquat, Earl Grey, Blütenhonig, Vanille, leicht rauchig unterlegt. Im Finish mündet der vollmundige Körper in eine ruhig strömende Kraft. Passt gut zu kräftigem, hellen Fleisch, wie Gänsebraten oder Schweinsteaks aber auch zu Räucherfisch, wie zum Beispiel Räucheraal“, habe ich notiert.
87,6 Punkte aus acht Weinen erzielte das Mosel Riesling Weingut Albert Kallfelz. Mit ebenfalls 90 Punkten besonders gefallen hat das Merler Königslay Terrassen Riesling Großes Gewächs 2012 trocken sowie der 2013 Merler Adler Riesling Kabinett feinherb – gelbe Kategorie, der mit gleichfalls 90 Punkten die Prüfer überzeugen konnte.
Es folgt das Weingut Bös aus Malsch bei Heidelberg mit 87 Punkten aus drei Weinen, wobei der 2012 Lemberger trocken 90 erzielte. „Ein wunderbar ausgewogener Tropfen mit viel Tiefe und Schmelz. Schon die Nase präsentiert sich sehr tiefgründig mit Noten von Heidelbeeren, Schokolade-Nusskuchen, Haselnüssen, Pfeifentabak, leicht rauchig unterlegt. Auf der Zunge erlebt man diese wunderbare Ausgewogenheit zwischen Frucht, Tiefe und Schmelz, die in ein kräftiges Finish mündet mit einem Spiel von runden, reifen Tanninen und nochmals mundauskleidendem Schmelz. Ein großer Wein! Schön zu Rehrücken rosa, Hirschkalbsteak, Château Briand mit Sauce Bernaise oder Ochsenschwanz geschmort in dunkler Sauce“, lauten meine Notizen.
Weiter platziert haben sich der Winzerhof Dagmar Doll aus dem badischen Kappelrodeck, der vor allem mit Gewürztraminer glänzte. „Eine Wucht von Frucht mit belebend fruchtigem Finish. Schon in der Nase viele Noten von tropischen Früchten, wie Mango, Ananas, am Stock gereifte Banane sowie getrocknete Feigen; am Gaumen eben diese Wucht von Frucht, die in ein bleibend belebend-fruchtiges Finish mündet. Ein üppiger Wein, den man gerne trinkt, schön als Aperitif oder schlicht zum Genießen“, habe ich bei der 2013 Bühlertaler Gewürztraminer Beerenauslese notiert. Es folgen das Weingut Stadt Stuttgart vor allem mit Roten sowie das Weingut Markgraf von Baden, Schloss Salem, unweit des Bodensees, das vor allem mit einem sehr guten trockenen Müller-Thurgau als so genannter „Seewein“ die Prüfer überzeugte.