Jens Rüdiger stellte als Impulsvortrag Teile seiner Doktorarbeit vor mit dem Titel „Strategische Erfolgsfaktoren von Weinbaubetrieben bei der Integration von touristischen Elementen“ und betonte, dass der Bereich des Dienstleistung- und Tourismussektor immer durch einen dynamischen Markt geprägt sei, in dem einzelne touristische Akteure miteinander verbunden sind. Die Entwicklung des Lebenszyklus einer weintouristischen Destination und Einflüsse, die die einzelnen Phasen eines solchen Verlaufs bestimmen, sind untrennbar mit politischen und sozialen Aspekten verbunden. Anbieter touristischer Angebote unterstehen diesen Einflüssen. Die Bereitschaft, auf Veränderungen im Lebenszyklus von Produkten oder Dienstleistungen am Markt zu reagieren, nimmt damit direkten Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg von Weingütern.
Daher sollten Weingüter ihre Angebote und Dienstleistungen intervallweise hinterfragen, an veränderte Situationen anpassen und/oder neue Produkte einführen. Der Erfolgsfaktor besteht dabei in der Bereitschaft zu Veränderungen, Prozesse zu hinterfragen, wo nötig Routinen zu verlassen und Angebote anzupassen. Nur so bringen innovative Entwicklungen Wettbewerbs- und Unternehmensvorteile.
Unter der Moderation von Linda Bitsch wurden die Gäste des Seminars, Anna Baum vom Weinschlafwagen in Langenlonsheim, Julian Semet von der Schwarzwald-Tourismus GmbH und Anja Wendling von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, zu einer vertiefenden Diskussion eingeladen zu Themen, die der Impulsvortrag angerissen hatte. Dabei schilderte Baum die Verwirrung der Gäste und der Anbieter nach der Corona-Sperre - was erlaubt ist und was nicht. Im Kontakt mit dem Ordnungsamt, dem Ministerium und dem örtlichen Tourismusbüro konnte sie jedoch die Unsicherheiten ausräumen. In Rheinland-Pfalz kann sie nun unter Einhaltung der Hygieneregeln wieder Gäste empfangen. Semet betonte: „Corona hat auch positive Auswirkungen. Jeder, wirklich jeder, musste sich mit seinem touristischen Angebot auseinandersetzen. Dabei kommt Bewegung in die Angebote. Denn vermehrt strömen Wanderer und Mountainbiker in die Natur. Die Landschaft wird 'genutzt' wie nie."
Wendling vom Tourismusnetzwerk Rheinland-Pfalz nannte Zahlen nach dem Lockdown: "Die Leute wollen raus!" Ein Online-Tourenplaner wurde im Juni stark nachgefragt. Darüber konnte auch gewarnt werden, wenn bestimmte Wanderwege zu überfüllt waren. Die Wanderinteressierten erhielten dann Vorschläge für weniger frequentierte Routen.
Die Aufzeichnung des Web-Seminars findet sich unter www.oenologen.com.
Quelle: Hochschule Geisenheim University