„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Dieses Epigramm von Erich Kästner, sicherlich allseits bekannt, gilt auch für das „Projekt Mamusia“. Mamusia ist ukrainisch und heißt auf Deutsch Mutter. Mit Mamusia betitelt die ukrainische Autorin, Olia Hercules, auch ihr Kochbuch, in Anlehnung an die Küche ihrer Mutter. Über 100 Rezepte, von traditionellen und modernen Gerichten aus der Ukraine, aber auch aus anderen osteuropäischen Ländern, von Aserbaidschan über Moldawien bis zum Kaukasus, zeigen die Vielfalt der osteuropäischen Küche. Was ist nun das „Gute“ daran, außer dem Buch selbst? 4 Euro vom Verkaufserlös eines jeden Buches gehen an ein Hilfsprojekt in der Ukraine. Allein dies wäre Grund genug, sich dieses wunderbare Buch zu kaufen. Kochen als Handwerk, Authentizität pur
Während es auf dem Büchermarkt nur so wimmelt von vegan, vegetarisch, molekular, Slow Food und vielen anderen Bewegungen (ohne dies jetzt abzuwerten) ist Mamusia ein Kochbuch, was vor Authentizität nur so strotzt. Dazu tragen neben den Rezepten auch die naturalistischen Bilder der Gerichte und Personen bei, die einem das Gefühl geben mit in der Küche zu stehen; dabei zu sein. Nicht minder wichtig und nicht nur bloße Auflockerung sind die persönlichen kleinen Anekdoten, die die Autorin beisteuert. Hier wird das Kochen wieder zum Handwerk, fernab jeder schickimicki Küche. Hier geht es in des Wortes wahrster Bedeutung auch ums Eingemachte. Regional und saisonal ist die Devise. Keine modernen Geräte, Maschinen und Hilfsmittel. Back to the Roots: Küche, Herd, Backofen und los gehts.
Von wärmend und deftig bis leicht und frisch
Ukrainischer Rote-Bete-EintopfDie Autorin hat ihr Buch, was die Speisen betrifft, in acht Rubriken eingeteilt. Den Anfang machen Suppen und Eintöpfe. Nicht nur hier zeigt sich, was die Küche der osteuropäischen Länder ausmacht: Das Einfache! Und dass dies nicht zu Lasten des Geschmacks geht, beweisen die Rezepte, die gut nachzukochen sind. Dass der ukrainische Rote Bete Eintopf Borschtsch dabei an erster Stelle steht, wundert eigentlich nicht. Dieses Nationalgericht schmeckt und macht satt und die Zutaten sind überall zu bekommen. Dies gilt auch für die Pilzsuppe mit Buchweizen. Etwas filigraner und frischer wird es dann bei einer Sauerampfersuppe oder einer kalten Rote Bete Suppe. Natürlich darf auch der Klassiker die Soljanka nicht fehlen.
Alles aus Teig
Das nachfolgende Kapitel Brot und Gebäck zeigt, wie vielfältig die Küche hinsichtlich dieser Teigwaren ist. Ob es die allseits bekannten „Piroggen“ sind ein „Moldawisches Fladenbrot mit Käse und Sauerampfer“ eine Riesenkäseschnecke oder mit Lamm gefüllte „Tataren-Teigtasche“ alles ist einfach und schnell zuzubereiten und sowohl als Snack zwischendurch als auch zum Picknick geeignet.
Gemüse und Salate
17 Gemüse- und Salatrezepte sind eine wahre Spielwiese für eingefleischte (man verzeihe mir das Wortspiel) Vegetarier. Tolle Kombinationen wie „Rote-Bete-Salat mit Backpflaumen“, „Armenische Bohnen mit Eiern und Kräutern“ oder ein knackig frischer „Weißkohlsalat mit gerösteten Sonnenblumenkernen“ dürften genauso schmackhaft sein wie „Kartoffelküchlein mit Ziegenkäse“ oder die herzhaften „Kohlrouladen“
Klöße, Nudeln & Co
Dass man auch simplen Beilagen Beachtung schenkt, zeigt das kleine Kapitel „Klöße, Nudeln & Co.“
Mit Fisch und Fleisch
Hähnchen mit Backpflauem und Waldnüssen aus Aserbaidschangeht es weiter. Hier kommen u. A. ein „Weißes Knoblauchkaninchen“ eine raffinierte „Gefüllte gebratene Schweinelende“, ein „Hähnchen mit Backpflaumen und Walnüssen“, als auch ein „Gegrillter Wels" und eine „Eingelegte Makrele“ zum Einsatz.
Jetzt gehts ans Eingemachte
Nicht nur die jetzigen Zeiten zeigen, wie wichtig Vorratshaltung ist. Entsprechend ist „Eingemachtes & Eingelegtes“ hoch im Kurs. Ob Auberginen, Knoblauch, Gurken, Tomaten oder Gemüse. Wie was konserviert werden kann, wird in diesem Kapitel aufgezeigt. Zum Thema konservieren gehören sicherlich auch die kleinen süßen „Verführerkonfitüren“ dazu. Von A wie Aprikose über Himbeere und Kirsche bis hin zu einer „Rosenkonfitüre“ ist für jeden Geschmack etwas dabei. Eine „Wassermelonenkonfitüre“ dürfte hierbei sicherlich an Extravaganz nicht zu übertreffen sein.
Das Süße kommt immer zum Schluss
Sicherlich nicht nur für mich überraschend, sind die vielfältigen, kreativen, Süßspeisen, die das Herz eines jeden Leckermauls höherschlagen lassen. Ob klassisch in Form eines Apfel- oder Käsekuchens, ob klein, wie „Berliner Quarkplätzchen“, „Kleine Joghurtpuffer“ oder „Ukrainische Biscotti“ oder mächtig wie eine „Napoleontorte“ oder eine Geburtstagseistorte mit Erdbeeren“, für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Ein Gläschen in Ehren, kann keiner verwehren. Wer sich nicht unbedingt an einem „Russischen Brottrunk“ laben möchte, fände sicherlich eher Gefallen an einem „Johannisbeer-Wodka oder einem Winterpunsch. Na, denn man Prost.
Fazit:
Schlemmen und Gutes tun mit dem „Mamusia“ Kochbuch. Olia Hercules’ schmackhafte Rezepte zeigen, wie abwechslungsreich und vielfältig die osteuropäische Küche tatsächlich ist. Die authentischen Rezepte lassen sich allesamt leicht nachkochen und erlauben einen modernen Blick auf die traditionelle osteuropäische Küche. Die Fotos sind ehrlich und authentisch. Die privaten Bemerkungen der Autoren sind unterhaltsam, und lassen die Leserschaft ein wenig osteuropäische Lebensart schnuppern.
Also zwei gewichtige Gründe, sich dieses schöne Kochbuch zuzulegen:
- zum Ersten, weil es tolle Rezepte beinhaltet
- zum Zweiten, weil, wie schon anfangs erwähnt, 4 Euro pro verkauftem Buch an ein Hilfsprojekt in der Ukraine gehen. Eine bessere Win-Win-Möglichkeit gibt es nicht.
Text: Horst Kröber, Abbildungen: DK Verlag, Aufmachermontage: bonvinitas
Mamusia
Olia Hercules
240 Seiten, 246 x 189 mm, fester Einband (Cover mit Goldfolie)
mit 150 farbigen Fotos
DK Verlag
August 2022
ISBN 978-3-8310-4612-6
24,95 €