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Tschüs Syrah, hallo Riesling

Der Australier Martin Cooper leitet das Weingut Kloster Ebernach an der Mosel

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Exot an der Terrassenmosel: Für den Australier Martin Cooper ist Riesling die Antwort. Auf alles.Exot an der Terrassenmosel: Für den Australier Martin Cooper ist Riesling die Antwort. Auf alles.
Der australische Winemaker Martin Cooper suchte eine neue Herausforderung. Gefunden hat er sie an der Mosel.

 

Martin Cooper steht am Fuß des Weinbergs, formt die Hände vor dem Mund zu einem Trichter und brüllt nach oben zu einem Mitarbeiter: „Hey, kannst du mal runterkommen?“ Grinsend dreht er sich um und erklärt: „Australisches Telefon.“

Die Rieslinge von Martin Cooper kommen als Lagen-Cuvées in die Flasche.Die Rieslinge von Martin Cooper kommen als Lagen-Cuvées in die Flasche.Seit 2013 geht es im Kloster Ebernach in Cochem im Weinberg international zu. Seitdem leitet der Winemaker aus Westaustralien das Weingut an der Terrassenmosel. Davor war der 41-Jährige lange in einem großen Weingut in seiner Heimat als Kellermeister beschäftigt. Als sein ehemaliger Arbeitgeber umstrukturierte, wollte auch Martin Cooper sich verändern. Dass es nach Deutschland gehen würde, war ihm schnell klar, denn: seine Frau Alexandra ist gebürtige Saarländerin. Kennengelernt haben die beiden sich, als sie in Australien als Backpackerin unterwegs war und in sein Weingut als Erntehelferin kam.

 

Cuvées bringen Säure in Balance

Am meisten umgewöhnen musste Martin Cooper sich nach dem Umzug natürlich in Bezug auf das Wetter. „Hier ist es viel kühler und feuchter. Der heiße Sommer 2015 war für mich daher fantastisch. Ich habe gestaunt, dass viele befürchtet haben, es könnte zu trocken werden. Davon habe ich als Australier eine ganz andere Definition“, grinst er. Keine Umstellung war für ihn, dass das Weingut biodynamisch bewirtschaftet wird: „Das ist für mich kein Trend, so habe ich schon immer gearbeitet.“

Was er anders als die meisten Moselwinzer macht: Statt Lagenweinen kommen bei ihm Cuvées aus Steil- und Flachlagen in die Flasche: „Für mich ist es einfach logischer, Blends zu machen, als die Gärung zu stoppen, um die richtige Säure-Balance zu erreichen.“ Außerdem schwört er auf die Ganztraubenpressung, also auf das Keltern ohne vorheriges Entrappen: „So bekommt man den puren Riesling-Saft.“

 

„Die Antwort ist Riesling“

Sektprobe im Weinberg: Das Etikett ziert ein Zitat von Franz von Assisi – passend zum Franziskaner-Kloster Ebernach, zu dem das Weingut gehört.Sektprobe im Weinberg: Das Etikett ziert ein Zitat von Franz von Assisi – passend zum Franziskaner-Kloster Ebernach, zu dem das Weingut gehört.An der Terrassenmosel angekommen, steht für ihn fest: „Die Antwort ist Riesling.“ So heißt auch einer seiner Weine. In Australien war er Experte für Syrah, doch auch für Riesling, sagt er, habe er schon immer eine Schwäche gehabt. „Das besondere am Moselriesling ist seine Lagerfähigkeit. Kalt abgefüllt, erhält er sich lange seine Frische und Spritzigkeit.“ 

Neben dem Domäne MC Riesling in halbtrocken und feinherb, der Auslese „Die Antwort ist Riesling“ und Sekt aus der Steillage hat er jetzt auch ein neues Riesling-Projekt gestartet: Orange Wine. „Vor zehn Jahren war ich in Georgien und habe dort Orange Wine kennengelernt. Als ich an die Mosel kam, war eines der ersten Dinge, die ich mich gefragt habe: Wie würde wohl ein Moselriesling als Orange Wine schmecken?“ Nur die besten Trauben habe er für ihn verwendet. 30 Tage reifte der Wein im Fass und kommt ohne Schwefelung aus. Zum Resultat meint Martin Cooper: „Als Begleitung z.B. zu einem Münster-Käse ist er 'heaven on earth'!“ 

 

Ganz schön steil hier

Anders als in Australien wächst der Wein an der Terrassenmosel an Steilhängen – wie hier am Sonnenberg.Anders als in Australien wächst der Wein an der Terrassenmosel an Steilhängen – wie hier am Sonnenberg.Neben den 5,5 Hektar Weinbergen, die er vom Kloster Ebernach gepachtet hat, kaufte er er noch weitere Weinberge dazu. Im Moment bewirtschaftet er zehn Hektar, möchte aber mittelfristig auf 15 Hektar aufstocken. Die Winzerkollegen, berichtet er, hätten ihn gut aufgenommen: „Viele kamen am Anfang auf mich zu und haben mir Tipps gegeben.“ Wie sehr er sich als einer von ihnen fühlt, demonstriert er, indem er sich an den Steilhang stellt und auf seine Füße zeigt: „Woran erkennt man einen Winzer von der Terrassenmosel? Das eine Bein ist länger als das andere!“

Mehr Infos unter: ebernachwein.de

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Fotos: Alice Gundlach


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