Die Rebfläche beträgt um 2.000 Hektar. Rund 25 größere selbstmarktende Weingüter stehen für gute Qualitäten und bilden die Grundlage, dass die Region mit Recht weiter bekannt wird. Der größere Teil wird genossenschaftlich erfasst. Hier nun der Bericht über den Besuch bei einigen dieser Erzeuger und die Vorstellung von Weinen, die mir besonders gut gefallen haben.
Zunächst zur DOC und den Sorten
Festgeschrieben für bestimmte Rebsorten dürfen die Weine seit 1973 die Qualitätsherkunftsangabe Colli Berici DOC tragen. DOC steht bekanntlich für Denominazione di origine controllata, zu Deutsch kontrollierte Ursprungsbezeichnung, was unseren Qualitätsweinen und dem französischen AOC-System entspricht. An roten Sorten sind für Colli Berici DOC-Weine zugelassen: Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Carmenere, Merlot, Pinot nero und Tai Rosso; an weißen Garganega, Sauvignon Blanc, Pinot bianco, Pinot grigio, Chardonnay, Manzoni bianco und Tai. Merlot und Cabernet Sauvignon stehen im Vordergrund gefolgt von Tai Rosso, zu dem als autochthone Sorte weiter unten noch mehr zu sagen ist.
Die Anzienda Agricola Inama
Das in dritter Generation betriebene 30-Hektar Weingut der Familie Inama liegt eigentlich in San Bonifacio/Verona im nahen Soava-Gebiet. Doch im Colli Berici Gebiet konnte man ein ganzes kleines Tal des ehemaligen Klosters Oratorio San Lorenzo südlich von Lonigo übernehmen mit einem großen zusammenhängenden 12 Hektar Weinberg, der 2002 komplett mit Carmenere bepflanzt wurde. Mateo Inama, der älteste der dritten Generation, die einschließlich seiner beiden Brüder im Weingut aktiv ist: „Wir sind sehr stolz auf diese geschlossene Anlage. Sie liegt rund 60 Meter über Null, ist sehr gut mit Wasser versorgt, und der Standort unter dem bewaldeten Höhenzug führt zu kühleren Winden am Abend wie in der Nacht, was bekanntlich die Aromenbildung in den Trauben fördert.
2012 kaufte man die nicht weit entfernten Rebflächen des Weinguts Lazzarini Villa del Ferro in den Hügeln der Colli Berici östlich von Lonigo. Dort wurde etliches neu angelegt, doch man konnte auch viele alte Reben übernehmen, wie zum Beispiel eine Merlot-Anlage mit Dacherziehung, die 1964 gepflanzt wurde. Mateo: „Die Dacherziehung hat auch Vorteile, wir müssen nicht gipfeln (die oberen Triebe zurückschneiden), und die Trauben werden vor Sonnenbrand geschützt.“ Zur Nutzung der DOC-Bezeichnungen erklärt Mateo: „Wir versteifen uns nicht zwingend auf die DOC-Bezeichnungen, sondern verschneiden die Weine so, wie es nach unserer Meinung am besten passt.“ So kommen etliche IGP-Weine zustande, von deren ausgezeichneter Qualität ich mich überzeugen konnte.
IGP bedeutet Indicazione Geografica Protetta und nach EU-Recht die Qualitätsstufe, die formal unseren Landweinen entspricht, eine Kategorie, die bei uns zwar wenig gebraucht wird, in Italien aber durchaus hohe Qualitäten beinhaltet bis hin zu Kultweinen, wie z. B. der Sassicaia, welcher der Rebsorte wegen lange nicht als DOC Wein zugelassen war. Meist liegt es an den Rebsorten oder Verschnitten, die für die strengen DOC-Richtlinien im betreffenden Gebiet nicht zugelassen sind aber gute Weine liefern. Oft sind es alte autochthone oder von Pionieren neu angepflanzte Sorten. Zu bemerken ist, dass die vorherige italienische Bezeichnung IGT (Indicazione Geografica Tipica) für diese Weine noch zulässig ist und auch verwandt wird. |
So hat mir bei Inama gut gefallen der 2016 „Bradisismo“ IGP Veneto Rosso, 14 % Alkohol, zu dem keine Sortenangabe gemacht wurde, doch zu dem ich notiert habe: Eingängiger lauter Duft mit Noten von Kirschen und Brombeeren, mit etwas Kohle, was ihm Temperament gibt; auf der Zunge viel Frucht und Schmelz, wobei sich im Untergrund die Kohlenoten nochmals melden; kräftiges Finish mit kleinem Biss.
Ebenso schön war der 2007 „Bradisimo“ Cabernet Sauvignon und Carmenere IGP Veneto Rosso, 14,5%: Tiefer, breiter Duft, Brombeeren, Toast, Teer; überzeugender Körper mit einer interessanten leicht metallischen Note; ein Finish, das einem lange auf der Zunge bleibt, mit nochmals der großartigen leicht metallischer Note, die den Wein heraushebt.
Carmenere
Diese ursprünglich aus Frankreich stammende rote Rebe wurde im Zuge der Reblausmisere dort weitgehend durch andere Sorten ersetzt, auch wenn sie heute immer noch als Verschnittwein im Bordeaux-Gebiet zugelassen ist. Doch sie fand eine neue Heimat in Chile und und ist auch im Norden Italiens beheimatet, wo sie jedoch lange nicht für DOC-Weine zugelassen war. Da sie in der Region Colli Berici über eine lange Tradition verfügt, ist Carmenere hier inzwischen sogar sortenrein als DOC zugelassen.
Die Società Agricola Piovene Porto Godi Alessandro
Die Weine dieses Weinguts stachen absolut heraus. Ich konnte mich von einer eine ganze Reihe sehr guter Tropfen überzeugen. Bereits im 16. Jahrhundert als Kloster gegründet kann das Gut auf eine lange Geschichte zurückblicken und wird heute von Vater Tomaso und Sohn Emanuele Piovene Porto Godi geleitet, wie der Familienname der Eigentümer lautet. Es liegt in Toara di Villago unter dem Westhang der Colli Berici. 39 Hektar beträgt die Rebfläche und wird komplett organisch bewirtschaftet. Die komplette Zertifizierung erhielt man mit der Ernte 2018. Emanuele: „Unser Export beträgt um 10%, vor allem sind organische Weine gefragt.“ Einer der Barriquekeller befindet sich in einem alten Eiskeller mit konstant um 15 °C, was den Weinen gut bekommt. Die Fässer sind etwas größer als Barrique und werden bis maximal zehnmal gebraucht, weil eben der Wein überzeugen soll, nicht das Holz.
Hier gab es einen „sehr guten“ Weißwein, einen Garganega. Es ist eine alte Rebsorte, die bereits im 13. Jahrhundert erwähnt und vor allem im Veneto verbreitet ist sowie auch in der Lombardei und Umbrien. Sie bildet die wichtigste Weißweinsorte der Colli Berici, des Soave als auch der DOC Region Gambellara. Der 2018 Garganega Colli Berici DOC mit dezenten 12,5% Alkohol hat mich absolut überzeugt: Frischer Duft nach Zitronensaft mit einem Hauch Zitronenblüte; kräftiger Körper leicht salzig und mit einer dezenten Bitterkeit unterlegt, was ihm sehr gut steht; kräftiges Finish, wobei die zarte Bitterkeit echt nachverlangend wirkt.
„Sehr gut - weit über Durchschnitt“ war auch der Rosé, 2018 „Lola“ Rosato Veneto IGT, 13%: Blumiger Duft nach Brombeeren, Rhabarberkompott, Erdbeeren; auf der Zunge ein saftiger Rosé mit Eleganz; saftiges Finish. Ein Wein mit Schraubverschluss, was in Italien nur langsam kommt, und gekeltert aus Tai Rosso
Tai Rosso
Tai Rosso ist eine typische traditionelle und autochthone rote Sorte der Provinz Vicenza, insbesondere der Colli Berici, wo sie als Colli Berici DOC zugelassen ist. Lange wurde die Sorte Tocai genannt, um jedoch Verwechslungen vorzubeugen, hat das Landwirtschaftsministerium nach langen Auseinandersetzungen mit Ungarn 2007 den Namen Tai Rosso festgeschrieben. Auch wenn Wikipedia meldet, dass Tai Rosso einfachere Rotweine seien, belehrt das Weingut Piovene Porto Godi eines Besseren. Ich konnte jedenfalls ganz ausgezeichnete, wirklich erstklassige Tai Rosso probieren, wie zum Beispiel den "sehr guten" 2015 „Thovara“ Tai Rosso Colli Berici DOC mit stattlichen 15,5%: In der Nase Kirschen, Milchschokolade, Leder; warmer, fülliger Körper unterlegt von Pflaumenmus und weißem Pfeffer; fülliges Finish – sehr gut, habe ich notiert. Wobei Thovara der oben genannte Name des Dorfs ist, in dem sich das Weingut befindet, also ein Ortswein, könnte man sagen.
In gleicher Weise „einer der besten der Reise“ war der 2009 „Thovara“ Tai Rosso Colli Berici DOC, 15%: In der Nase Cassis, Teer, Leder; am Gaumen ein festes Rückgrat und ein Wein, der eine Geschichte erzählt, unterlegt mit weißem Pfeffer; langes fest gebautes Finish.
Sehr gefallen haben auch die Cabernet wie der 2016 „Vigneto Pazzara“ (der Name des Wachstums) Cabernet Colli Berici DOC mit ebenfalls stattlichen 15,5%, gekeltert aus 50:50 Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc: Edler Duft nach Kirschen, Brombeeren, Nougat; kräftiger, saftiger, überzeugender Körper unterlegt mit schwarzem Pfeffer; kräftiges Finish mit schöner Balance zwischen Kraft und reifen Tanninen, wie gemacht zu Rindersteaks. Die französischen Sorten kamen übrigens durch den zuständigen Bischof im 17. Jahrhundert in die Region.
Ebenso schön war der 2012 „Vigneto Pazzara“ Cabernet Colli Berici DOC, 14%, zu dem ich „sehr gut“ notiert habe: Tiefgründiger Duft nach Schokolade, Haselnussmakronen, Leder; wuchtiger, tiefgründiger Körper, aus dem die dunkle Frucht aufsteigt, sehr lang anhaltendes Finish. Weingüter dieser Art ziehen, wie eingangs angedeutet, die ganze Region mit nach oben.
Dal Maso snc Società agricola
Das Weingut Dal Maso in Montebello Vicentino thront schlossähnlich als attraktiver runder Neubau auf einem Hügel. Auch dies ist ein Vorzeigebetrieb der Region. Auch wenn Montebello nördlich der Colli Berici Richtung Vicenza liegt, befinden sich doch die meisten der 35 Hektar Reben des Guts in den Colli Berici. Es wurde bereits 1899 vom Urgroßvater von Nicola Dal Maso, der das Gut heute mit seiner Schwester Anna betreibt, als landwirtschaftlicher Hof gegründet. 1919 wurden die ersten Reben gepflanzt.
Eine Besonderheit und ein großes Steckenpferd Nicolas sind seine Durello Sekte aus der weißen Durellatraube, eine autochthone Sorte der Region. Die Sekte sind als Durello Lessini oder Lessini Durello DOC zugelassen und müssen zu mindestens 85% aus dieser Sorte bestehen. Den ersten Durello hat Nicola 2015 gelesen von seinen dortigen vier Hektar 40 Jahre alter Reben, die vorwiegend auf Vulkanböden wachsen. Er belässt dem Grundwein die natürliche Säure, lässt ihn acht bis zehn Monate reifen, zieht ihn dann mit der Tirage (Zugabe für die zweite Gärung) auf Sektflaschen, um ihn 40 Monate auf der Flasche mit der Hefe reifen zu lassen. So konnte ich den 2015 Durello Lessini DOC Vino Spumante mit angenehmen 12,5% Alkohol probieren, der mir gut gefallen hat: In der Nase Zitronensaft leicht floral unterlegt mit Erinnerungen an Rosmarin sowie auch Ananas; saftiger Körper, der etwas Bodenständiges ausstrahlt mit elegantem, fest gebauten Finish – echt schön trocken, was bei Sekt ja sonst eher etwas milder bedeutet.
„Großartig, ja ein Superwein“ war der weiße 2018 „Ca Fischele“ Garganega Gambellara DOC mit ebenfalls nur 12,5%: Im Duft wunderbar blumig reif mit Noten von Birnen, Orangenmarmelade, Mango; auf der Zunge eine weitere anhaltende Explosion dieser Aromen, die in ein herrlich elegantes Finish münden, in dem die Aromen nur ganz langsam verklingen.
Zu den Roten: „Super“ habe ich notiert bei dem 2017 „Monte Mitorio“ Tai Rosso Colli Berici DOC mit 14%: Tiefer Duft nach Kirschen, Preiselbeermarmelade; saftiger mundfüllender Körper mit wunderbar reifem Schmelz, unterlegt mit dezenten Pfeffernoten; ein Finish, das man glaubt kauen zu müssen, was es dann doch nicht verlangt, das aber sehr lange bleibt.
„Sehr gut“ habe ich auch notiert bei dem 2016 „Col Pizzarda“ Tai Rosso Colli Berici DOC, 14,5%, ein Wein, der aus einem alten Weinberg stammt und in französischer Eiche reifte: Tiefer Duft nach Cassis, Toast, Bitterschokolade; auf der Zunge ein absolut fülliger, runder Rotwein dezent begleitet von einer Toastnote; wunderbares Finish mit deutlichen und zugleich sehr schön eingebauten Tanninen.
Zum Hundertsten des Weinguts, 1919-2019, hat Nicola einen besonderen Jubiläumswein produziert, zu dem ich „sehr schön“ notiert habe: 2015 Rosso Veneto IGT mit 14,5%: Tiefer Duft nach Kirschen, Brombeermarmelade, Milchschokolade und mit einem Hauch Cassis; absolut fülliger Körper – der Mund reicht fast nicht – unterlegt mit dezenten Toast- und Schokoladenoten; hinreißend weiches Rotweinfinish mit Tanninen.
Giannitessari Società Agricola
2013 hat sich Gianni Tessari, der als Kellermeister bereits mehrere Wein-Auszeichnungen errungen hatte, mit Giannitessari selbständig gemacht. Ansehnliche 50 Hektar werden bewirtschaftet in den DOC Lagen Soave, Monti Lessini und Colli Berici. Die Kellerei und der Firmensitz befinden sich in Roncà. Tessari leitet das Gut zusammen mit seiner Ehefrau Anna Maria sowie den beiden Töchtern Valeria und Alice und erzielt bereits einen ansehnlichen Export.
"Sehr schön" war der Sekt 2010 „60 Mesi“ extra brut Lessini Durello Reserva DOC mit 12% Alkohol, 60 Monate auf der Hefe gereift. Lessini Durello ist die Bezeichnung für Sekt aus dem Lessini Gebiet und als DOC anerkannt: Frischer Duft, fast wie Riesling, mit Noten von Pfirsichkompott, Zitronensaft; auch auf der Zunge viel Frische unterlegt von kräftigen leicht floralen Noten wie Paprika und zugleich schön trocken (4 g/l Restzucker); festes Finish mit nochmals floralen Noten.
Gut gefallen hat auch der 2016 „DUE“ Veneto Rosso IGT mit 13%: Tiefer Duft nach Kirschen, Schattenmorellenkompott, Milchschokolade und einem Hauch Toast; fülliger mundauskleidender Körper dezent fruchtig unterlegt mit Anklängen an Mango und getrocknete Aprikosen; schön präsente, reife Tannine im Finish – mit 6 g/l Restzucker angenehm trocken.
„Sehr gut“ habe ich notiert bei dem 2015 „PIAN ALTO“ Colli Berici DOC Rosso, 14%: In der Nase Cassis, Preiselbeeren, Toast, Holzkohle; sehr fülliger mundfüllender Körper leicht kräuterig unterlegt mit einem Hauch Rosmarin; herrlich abgestimmtes Finish mit in Rotweinfülle eingepackten Tanninen. Der Wein ist auf einem Hochplateau gewachsen und aus Cabernet Sauvignon, Merlot; Cabernet Franc und Carmere gekeltert, was nicht auf dem Etikett steht, was mir aber Tochter Valeria verraten hat.
Die Azienda Agricola Punto Zero
In den lieblichen Hügeln über Lonigo liegt auch das Weingut Punto Zero, zu Deutsch Nullpunkt. 65 Hektar werden betrieben, davon 12 Hektar Reben auf kalkigen Böden. Eine große Rolle spielen auch Olivenbäume. 2009 wurde der erste Flaschenwein unter eigenem Namen angeboten, seit 2015 unter der Marke Punto Zero. Bis heute werden lediglich 20.000 Flaschen pro Jahr produziert, weil man sich bester Qualität verschrieben hat, nur Weine der besten Trauben selbst ausbaut und die übrigen an andere Kellereien abgibt. Der Beginn geht auf das Jahr 1994 zurück. Doch man konnte Weinberge übernehmen, so dass der älteste, ein Pinot Blanc, 60 Jahre alt ist. Geleitet wird das Gut von Marcella Toffano, die von ihrem Neffen, Andrea Bonomini, unterstützt wird, der sich in Teilzeitarbeit um das Marketing und den Vertrieb kümmert.
Gut gefallen hat mir der 2018 „TRANSPARENZA“ Pinot Bianco Colli Berici DOC, 12% Alkohol, aus dem genannten ältesten Weinberg: Dezentes Bukett mit Noten von Äpfeln und einer Erinnerung an Forsythien; auf der Zunge frisch, voll, einnehmend, leicht cremig; schön frisches, festes Finish.
Als „sehr gut“ apostrophiert in meinen Notizen ist der 2013 „VIRGOLA“ Syrah Rosso Veneto IGP mit 14,5%: Tiefer, kräftiger Duft mit Anklängen an Kirschen und Pflaumenmus sowie einer Prise Wacholder; wunderbarer Körper leicht unterlegt mit Noten von Holzkohle sowie einem Hauch Teer; kräftiges, saftiges, wunderbar reifes Finish mit reifen, runden Tanninen.
Ebenso „großartig“ präsentierte sich der 2016 Carmenere Rosso Veneto IGP mit 15% Alkohol: Tiefgründiger sanft erdiger Duft, der an Maronen erinnert - frische wie geröstete; warmer Körper mit interessanten Tanninen und ein spannender Wein, leicht mit Koriander unterlegt, der kräftig auf der vorderen Zunge liegt, bevor er mit reifen Tanninen und Toastnoten langsam verklingt.
Auch gut gefallen hat mir der 2013 „Punto“ Merlot Rosso Veneto IGP mit ebenfalls 15%: Süßer Duft mit Noten von Kirschmarmelade, Johannisbeergelee, Preiselbeermarmelade; runder mundfüllender Körper mit viel Schmelz sanft pfeffrig unterlegt; maskulines Finish mit schön eingebundener Fruchtsäure, die den Wein interessant macht.
Die Azianda Agricola Cavazza
Das Haupthaus des Weinguts Azianda Agricola Cavazza liegt in Selva di Montebello in der Gambellara-Region nördlich der Colli Berici und südwestlich von Vicenza und wird seit 1928 von der Familie Cavazza betrieben. 1987 wurde das Weingut der Familie Cicogna in den Colli Berici hoch über Alonte nicht weit von Lonigo hinzuerworben. Den Namen der Vorbesitzers, Cicogna, was Storch bedeutet, hat man für diesen Besitz beibehalten. 40 Hektar werden dort oben als naturnaher Weinbau ohne Glyphosat betrieben. Zur Bewässerung wurde ein 200 m tiefer Brunnen gegraben mit Wasserteich. Außerdem gibt es im Gästehaus mit entsprechendem Rundblick eine schöne Vinothek mit Küche. Cabernet-Sorten, Tai Rosso und Carmenere stehen im Vordergrund. Der Boden ist kalkig mit Muschelversteinerungen.
Als süffiger Tropfen begegnete mir der 2016 „Corallo“ Tai Rosso Colli Berici DOC mit 14% Alkohol: mit Kirschnoten, insbesondere Kirschmarmelade, und Maronen im Bukett; auf der Zunge ein süffiger, fruchtiger Rotwein mit sanften Tanninen im Finish.
Gut gefallen hat auch der 2016 „Cicogna“ Merlot Colli Berici DOC mit ebenfalls 14%: Tiefer Duft mit Noten von Cassis und Bitterschokolade; weicher schmiegsamer Körper dezent unterlegt von schwarzem Pfeffer; kräftiges Finish mit schöner Balance zwischen dezenten Tanninen und Gefälligkeit.
Die Cantina Vitevis
Die Vitevis Cantine Società Cooperativa Agricola entstand offiziell am 1. Juli 2015 durch den Zusammenschluss dreier Winzergenossenschaften der Provinz Vicenza: Cantina di Gambellara, gegründet 1947, Cantina Colli Vicentini di Montecchio Maggiore, gegründet 1955, und Cantina Val Leogra di Malo, gegründet 1961. Der offizielle Sitz ist Montecchio Maggiore. Insgesamt werden Trauben von 2.200 Hektar von 1.500 Winzern aus 56 Gemeinden verarbeitet aus einem riesigen Gebiet, das von Venedig bis an den Gardasee und im Norden bis an die Grenze Österreichs reicht. Trotz aller Größe wird naturnaher Weinbau groß geschrieben. 45% der Fläche sind biologisch unter einem italienischen Zeichen qualifiziert. Auf 60 Hektar werden Bio-Weine produziert, was man weiter ausdehnen möchte. Die Winzer werden von Beratern begleitet. Man will nicht jedem Trend nachlaufen, sondern eine große Familie bilden. So stoßen weitere Winzer hinzu.
Die genannten Gründungsgenossenschaften betreiben nach wie vor eigene Kellereien, so dass es mehrere Standorte gibt. Natürlich wachsen die Reben auf unterschiedlichen Böden, und so produziert man nicht zuletzt aus Gründen der Nachfrage eine ganze Reihe von Marken, zum Beispiel auch spezielle für die Gastronomie, an die man auch in größeren Behältnissen für den Offenausschank liefert. Ohnehin wird ein nicht kleiner Teil der Weine offen verkauft, auch als Sektgrundweine, worüber die Verträge alljährlich bis Juni abgeschlossen werden.
Ich besuchte den Vitevis Teilbetrieb Cantina di Gambellara im gleichnamigen Ort. "Sehr gut" gefallen hat mir der Prosecco Don Millesimato DOC „TULLIO-I°“ Cuvee del Fondatore brut 2018, benannt nach dem ersten Mitglied und ersten Präsidenten der Winzergenossenschaft, mit angenehm leichten 11,5%: Frischer blumiger Duft nach Äpfeln und Stachelbeeren; vollmundiger reifer Körper leicht salzig unterlegt; frisches, fest gebautes Finish, das deutlich nach dem nächsten Schluck verlangt.
Schön war auch der „Monopolio“ 2017 Pinot Nero Trevenezie IGT mit 13%: Feingeschliffener Duft, Kirschen, Schattenmorellenkompott; warmer, schöner Burgunder-Körper mit Eleganz; ebenso elegantes Finish mit gut eingebauten, wie ein Brillant geschliffenen Tanninen.
„Sehr gut“ war der „Monopolio“ 2015 Colli Berici Rosso DOC, 14,5%: In der Nase Kirschen, Brombeermarmelade, Milchschokolade und leicht Vanille; runder, voller Körper unterlegt von eher maskulinen Tanninen; sehr lebendiges, ansprechendes Finish mit guter Balance zwischen Gefälligkeit und schönen Tanninen.
Die Cantina Pegoraro - Società agricola semplice
Das acht Hektar Weingut in Mossano wird von Enrico und Alessandro Pegoraro zusammen mit ihrer Schwester geführt. Der Kern liegt in einem alten Kloster aus dem 12. Jahrhundert. 1960 wurden die ersten Reben gepflanzt und 1990 mit der eigenen Weinproduktion begonnen. Gastlichkeit, Proben und viele Veranstaltungen runden das Bild ab.
Gut gefallen hat mit der weiße Tai: 2018 Tai Colli Berici DOC mit 12,5%: In der Nase Noten von Orangen, Grapefruit, Zitronensaft; am Gaumen ein knackiger Wein, schön trocken, der das Knackige jedoch gut mit Kraft ausbalanciert, was sich im Finish fortsetzt.
Auch der weiße Tai darf ab 2007 nicht mehr Tocai heißen, weil sich die Ungarn diese Bezeichnung schützen ließen. Ohnehin ist diese vor allem in Venetien verbreitete Rebe kein Tokajer, denn nach neuesten Untersuchungen geht sie auf den französischen Sauvignonasse zurück, der in Frankeich jedoch weitgehend verschwunden ist.
Wo wohnen und wo essen
Wie erwähnt ist neben der Provinzstadt Vicenza der Hauptort der Colli Berici die idyllische Kleinstadt Lonigo am Westrand des Hügellands, wo man auch gute Hotels findet, und wo sich im Rathaus das Consortio Vini Colli Berici e Vicenza befindet, das sich um die Qualitäten und das Marketing der Weine kümmert. Ausgezeichnet ißt man im Restaurant Isetta in Grancona, das ich sehr empfehlen kann, ebenso in „la Marescialla“ in Selva de Montebello.