Eine Reise an die Mosel unterhalb der alten Römerstadt Trier ließ mich sehr gute Tropfen entdecken, die ich hier vorstellen möchte: eine Reise wert. Riol, Leiwen und Mehring lauteten die Ziele:
Bemerkenswert gute Tropfen: Weingut Schmitz Römerhof in Riol
Aus kleinen Anfängen nach dem 2. Weltkrieg als landwirtschaftlicher Mischbetrieb entstanden umfasst das von Franz-Peter und Junior Daniel Schmitz geleitete Gut heute 11 Hektar Reben, rund 40 % Steillagen rund um Riol, das ca. 20 km flussabwärts von Trier ebenfalls an der Mosel liegt. Riesling steht im Vordergrund gefolgt von rund drei ha Spätburgunder und weiteren Sorten. Architektonisch sehr gelungen ist die neue Vinothek. Junior Daniel stieß nach dem Studium auf der Weinbauhochschule Geisenheim University und Praktika im Weingut Gesellmann im österreichischen Burgenland sowie in Südafrika 2013 hinzu. Gleich zu Beginn durfte er einen Wein ganz nach seinen eigenen Vorstellungen erzeugen, FILIUS genannt. Des guten Erfolgs wegen wurde - ungeachtet von Daniels gesamter Mitverantwortung - die Serie FILIUS fortgesetzt, heute ist der achte im Angebot.
Gut gefallen hat der 2016 Pinot brut Deutscher Sekt, 12,5% Alkohol, mit dem begrüßt wurde, und zu dem ich „sehr gut“ notiert habe: In der Nase Noten von Erdbeere und Sommeräpfel; auf der Zunge sehr eingängig und herrlich trocken; hält im Finish großartig zusammen.
„Sehr gut“ habe ich auch zu der 2018 Riesling Spätlese Mehringer Zellerberg Deutscher Prädikatswein Mosel, trocken, 13%, notiert: Herrlicher Duft nach Pfirsichen, Zitronat, leicht mit Blütenhonig unterlegt; vollmundiger, edler, hocheleganter Rieslimg mit schönem Schmelz; edles Finish mit viel Gerüst. „Enstanden per Spontangärung“, wie Daniel verrät.
„Sehr schön“ habe ich auch bei dem FILIUS VIII Riesling Spätlese Mehringer Zellerberg Deutscher Prädikatswein Mosel, halbtrocken, 12%, notiert: Elegant süßer Duft nach Pfirsichen und Blütenhonig; saftig eleganter, schön eingängiger Körper unterlegt mit einem Hauch Orangenschale; kerniges Finish, wirkt fast trocken und macht viel Spaß – ebenfalls spontan vergoren.
Ein „sehr schön“ geerntet hat auch die 2018 Maximiner Herrenberg Riesling Auslese Deutscher Prädikatswein Mosel mit 7,5%: Ein großartiger fruchtsüßer Mosel mit edlem Duft nach Pfirsichen, reifen Zitronen, Ananas; auf der Zunge große Fülle begleitet von eleganter Süße; mundfüllendes Finish.
Weingut Berweiler in Leiwen - mit schöner Vinothek
Es ist noch ein ganz junges Weingut. Die Quereinsteigerin Sandra Berweiler hat es erst vor zwei Jahren von ihren Eltern übernommen und mit eigener Flaschenweinerzeugung begonnen. Die Eltern der in dritter Generation Weinbau treibenden Familie hatten sich auf Fasswein konzentriert, führten aber seit 15 Jahren sehr erfolgreich eine Straußwirtschaft, die Sandra 2018 zur Vinothek mit guten ländlichen Speisen weiter ausgebaut hat und bereits als „ausgezeichneter Moselgastgeber“ geehrt wurde. So ist die idyllische Vinothek sehr gepflegt und Wein wird nur in den edlen Riedel-Sortenweingläsern geboten. Ursprünglich kommt die junge Winzerin von der Medizintechnik und hat dann die Ausbildung zur Winzermeisterin absolviert. Vier Hektar werden bewirtschaftet in der extremen Steillage Schweicher Annaberg, im Leiwener Rosengärtchen sowie im Pölicher Held mit insgesamt 90% Riesling. Sandra lässt alle ihre Weine spontan vergären und setzt auf biologischen Säureabbau.
Gut gefallen hat mir die sehr angenehme 2018 Riesling Spätlese Alte Reben Pölicher Held Prädikatswein Mosel mit 12,5% Alkohol: Edler Duft nach Pfirsichen, Apfelkompott, Sommeräpfeln; auf der Zunge eine elegante Fülle, viel Stoff; saftig kerniges Finish; ein ruhiger Wein mit dezenter Säure. „Es sind wurzelechte Reben, ca. 80 Jahre alt, die auf sehr steinigem Boden stehen und nur kleine Trauben bringen“, erklärt Sandra dazu.
„Sehr gut“ habe ich notiert bei „Sandra’s Riesling“ 2018 Spätlese trocken Prädikatswein Mosel, 12,5%: Kräftige, laute Nase, Pfirsich und Zitronensaft klassisch comme il faut; kräftiger mundfüllender Riesling, schön ausgewogen, unterlegt mit mineralischen Terroirnoten von grauem Schiefer; kräftig, weiniges Finish.
Weingut Lenhardt in Mehring – jung und engagiert
2017 ist mit den Geschwistern Eva und Christian Lenhardt, beide Absolventen der Weinbauhochschule Geisenheim University, die junge Generation in das mütterliche Weingut eingestiegen und hat erneut mit dem Ausbau bis zur Flasche begonnen. Denn ab 2001 waren nur noch Fassweine erzeugt worden. Inzwischen konnten sie die Fläche auf fünf Hektar ausdehnen mit vielen alten Reben und überwiegend Steillagen im Mehringer Zellerberg und Blattenberg. „Das Wichtigste für uns beide ist eine gezielte Ertragsregulierung, der optimale Lesezeitpunkt mit mehreren Lesedurchgängen und damit die genaue Selektion der Trauben direkt im Weinberg“, lautet das Credo.
Sehr überzeugend fand ich den 2018 Mehringer Riesling Kabinett Prädikatwein Mosel, 9,5%: Frischer, ansprechender typischer Moselriesling mit Pfirsich hoch drei in der Nase sowie Noten von Zitronensaft; üppiger Körper untermalt von Rieslingrasse, was ihm Temperament gibt; bleibt kräftig auf der Zunge. „Sehr gut“ heißt es dazu in meinen Notizen, insgesamt ein ganz typischer leichter Mosel, feinherb und schön ausgewogen.
In gleicher Weise „sehr schön“ war die 2018 Mehringer Blattenberg Riesling Spätlese Prädikatswein Mosel, 9,0%: Edler, reifer Duft, absolut sauber, wie ein süßer Kristall; auf der Zunge viel Kraft, üppig, unterlegt mit Blütenhonig; feinfruchtig, elegantes Finish. „Aus unserem steilsten Weinberg mit mehreren bis zum letzten Lesedurchgang des Herbstes gewonnen“, verriet mir Eva.
Classisches Weingut Hoffranzen in Mehring – sehr gute Tropfen
Seit Sommer 2019 leiten Carolin Hoffranzen und ihr Ehemann Martin das 1601 gegründete Weingut in 17. Generation. Neun Hektar Reben gehören dazu, alle im Eigenbesitz, in den Lagen Mehringer Blattenberg, Zellerberg und Goldkupp sowie im Detzemer Maximiner Klosterlay, praktisch ausnahmslos Steillagen mit bis zu 60% Steigung. „Wir sind stolz auf unsere Steil- und Steilstlagen, teilweise mit wurzelechten und viele Jahrzehnte alten Reben“, lässt Carolin wissen. 95% sind mit Riesling bestockt, „weil es sich an der Mosel so gehört“, erklärt sie weiter und betont: „Wir betrachten die Pflege dieser Kulturlandschaft als Aufgabe ebenso die Ausprägung der Weine entsprechend den verschiedenen Lagen und Böden.“ Den Klimawandel sieht sie nicht nur negativ, weil dieser zur natürlichen Säurereduzierung der Rieslinge beitrage. Ein Teil des Kellers besteht aus einem Schiefergewöbe mit Fuderfässern. Daneben gibt es natürlich auch einen modernen Keller mit Edelstahltanks.
Dass der Namenszusatz „Classisch“ gerechtfertigt ist, beruht nicht nur auf der langen Geschichte des Weinguts, sondern zeigte sich auch bei der Probe der Weine, wovon mir gleich fünf sehr gut gefallen haben:
2018 Späte Lese trocken Mehringer Blattenberg Riesling Spätlese Alte Reben, Prädikatswein Mosel, 11,5%: Im Bukett schöne Rieslingart mit Noten von Zitronensaft im Vordergrund; auf der Zunge viel Wein mit dezentem Schmelz, leicht salzig unterlegt; kräftiges, bleibendes Finish.
2018 Layterrassen Mehringer Blattenberg Layet Riesling Alte Reben (wurzelecht) Qualitätswein Mosel, 13 %: Sehr edler Duft, reif, absolut brillant, leicht unterlegt mit Ananas; kräftiger Körper mit leichtem Schmelz auf einem temperamentvollen Fundament fußend; viel Finish mit mineralischen Noten.
2018 Contur Riesling alte Reben Qualitätswein Mosel, 12,5%: In der Nase herrlich fruchtige Süße mit einem Hauch Mango; am Gaumen wunderbar ausgewogen zwischen Frucht und Frische, das mit einem kernigen Finish belohnt, und das gleich nach dem nächsten Schluck verlangt. „Sehr gut, wie man sich einen Mosel erträumt“, habe ich notiert.
Ebenso schön waren zwei fruchtsüße Gewächse: 2018 Caro Mehringer Blattenberg Riesling Spätlese fruchtig Prädikatswein Mosel, 8%: In der Nase eine Fülle reifer Frucht, absolut brillant; auf der Zunge ebenso herrliche Süße und Frucht; gekonnt elegantes Finish und keineswegs aufdringlich.
2006 Mehringer Blattenberg Riesling Auslese fruchtig Prädikatswein Mosel, 9%: edler Rieslingduft mit Noten von Pfirsichen, Mango, Blütenhonig, zarte Petrol-Reifungsnote; auf der Zunge schöne Balance zwischen üppig und Eleganz - „super“ steht in meinen Notizen; großartiges Finish und ein „großartiger Wein“.
Weingut Endesfelder in Mehring - mit Lena Endesfelder, Deutsche Weinkönigin 2016/17
2016/17 war sie deutsche Weinkönigin, Lena Endesfelder, Juniorchefin des Weinguts in vierter Generation, das sie zusammen mit Mutter Cordula leitet. Auch Lenas Sarah Sonnen geht zur Hand. 1984 hatte Vater Michael, Cordulas Ehemann, mit der Flaschenweinvermarktung begonnen. Als er 2011 bei einem tragischen Traktorunfall ums Leben kam, änderte sich für die drei Frauen schlagartig alles. Doch die drei haben alles in die Hand genommen, und das Weingut steht sehr gut da. Lena war zuvor schon Ortsweinkönigin, dann Königin der Römischen Weinstraße sowie Gebietsweinkönigin Mosel, und dass sie auch Absolventin der Weinbauhochschule Geisenheim University ist, versteht sich fast von selbst. Noch ist es ein kleines Weingut mit 2,6 Hektar in den Lagen rund um Mehring – vieles in Steillagen.
Sehr schön waren die halbtrockenen Weine sowie die Beerenauslese: 2018 Riesling halbtrocken Qualitätswein Mosel, 11% und mit 7,6 g/l Weinsäure und 15,5 g/l Restzucker sehr gut ausgewogen: In der Nase schöne Rieslingnote, Pfirsich, Zitrone; auf der Zunge süffig, macht Spaß, leicht zugänglich; elegantes Finish – „sehr schön“ findet sich in meinen Notizen und ebenso beim:
2018 Riesling Steillage halbtrocken Qualitätswein Mosel, 12% Alkohol und mit lediglich 12,8 g/l Restzucker nur knapp über trocken: Breiter Duft mit Noten von Äpfeln; am Gaumen ein sehr individueller Wein mit mineralischen Noten, der eine Geschichte erzählt, leicht salzig unterlegt; sehr schönes Finish mit guter Balance zwischen Kraft und Eleganz.
„Großartig“ war die 2018 Riesling Beerenauslese Prädikatswein Mosel, 6,5%: edler Duft; auf der Zunge ein herrliches Baden in tropischer Frucht, was sich im Finish lange fortsetzt.
Hier ein guter Tropfen vom Weingut Thanisch, das ich leider nicht besuchen konnte, aber auf jeden Fall vorstellen möchte, mit einem Wein, der bei Tisch kredenzt wurde:
Weingut Thanisch in Lieser
Sehr schön zu trinken war der 2018 Weißburgunder trocken Gutsabfüllung Weingut Thanisch Qualitätswein Mosel mit 13%: In der Nase Äpfel, Quittenspeck, weiße Schokolade; auf der Zunge schön frisch, leicht salzig unterlegt; kräftiges, mineralisches Finish. Guter, frischer Essensbegleiter mit schöner Säure und Kraft.
Inhaber und Leiter des 9-Hektar-Weinguts in Lieser an der Mosel ist Jörg Thanisch. Natürlich steht, wie es sich für Mosel gehört, Riesling im Vordergrund, in der erstklassigen Lieserner Steillage Niederberg Helden, sowie in der anschließenden Lage Weisenstein, die zu Bernkastel-Kues zählt, als auch in der welbekannten Lage Brauneberger Juffer. Thanisch schwört auf Riesling, den er grundsätzlich spontan vergärt, hat aber auch Burgunder-Sorten im Anbau. Seine Reben im Filetstück von Niederberg Helden sind bis 47 Jahre alt.
Übrigens empfiehlt sich auch ein Ausflug ins nahe Trier.
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Text: Dieter Simon, Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas.