In der Bewertung vom 27.4.2016 hat sich wieder einmal bewiesen, es braucht nicht viel Alkohol für gute Tropfen. Je dicker je besser stimmt nicht generell. Oft sucht man ja gezielt leichtere Weine.
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So haben sich in unserer Weinbewertung vom 27.4.2016 – wie immer durch neutrale, externe Prüfer in Blindbewertung – in der Kategorie 1, leichte trockene Weine bis 12 % (grüne Punkte), sehr schöne Tropfen profiliert. Anschließend probiere ich die Weine immer nach und stelle sie hier vor. Nicht mit langatmigen Weinbeschreibungen, sondern ich stelle Phantasiebezeichnungen in den Vordergrund, die mir beim Verkosten in den Sinn kamen. Dies kann übrigens jeder machen, es gerät zum lustigen Spiel, siehe oben, wozu es keinerlei Fachkenntnisse braucht. Es soll einfach nur Spaß machen.
Gleich mit zwei Gewächsen war das Weingut Reiterer in Wies, Steiermark, erfolgreich. 87 Punkte erzielte der 2015 Reiterer Lamberg Sauvignon Blanc (trocken wie alle anderen), ein mundfüllend angenehm herber Tropfen, bei dem mir ein lauer Sommerabend mit sanftem Wind in den Sinn kam. Passt gut zu Antipasti misti, Artischocken oder Sülze mit Schwartenmagen, auch als Salat.
86 Punkte ergatterte der Reiterer Rosé Schilcher Sekt. Schilcher oder blauer Wildbacher ist eine im weststeirischen Hügelland beheimatete Rebe. Vor allem werden daraus sehr rassige Roséweine gewonnen, die sich auch gut zum Versekten eignen. Der rassige Tropfen mit angenehm schmiegsamen Mousseux und einem betont trockenen Finish mit schöner Frucht und feinherben Noten erinnerte mich an ein Formel 1 Rennen. Bekanntlich bedeutet bei Sekt „trocken“ etwas mehr Restsüße, und so passt dieser gut zu Nusskuchen, Kaiserschmarrn oder Bitterschokolade. Dennoch haben wir das Gewächs der Rasse wegen zu den trockenen gezählt. Christian Reiterers Credo lautet ganz einfach: „Unsere Weine sollen Freude machen und Genuss bereiten“. Dies finde ich bestätigt. Reiterer räumt Schilcher, der als Rosé geschützt ist und nur in der Steiermark gekeltert werden darf, einen engagierten Platz ein, Weine oder auch Sekte, die sich durch ihre frische Frucht und rassige Säure auszeichnen und immer mehr Anhänger finden.
Mit 87 Punkten bewerteten die Prüfer den 2015 Sauvignon blanc vom Weinhaus Zöller in Kirrweiler/Pfalz. Ein weitschweifender Tropfen mit festem, zwischen Fülle und angenehmer Herbe balancierenden Finish, der mich an eine saftige Frühlingswiese mit Vogelgezwitscher erinnerte. Passt gut zu Makrelen oder Jägerschnitzel. Das 20-Hektar-Gut bietet übrigens nur Weine aus eigenem Anbau. Bei Sauvignon blanc zählte man in der Pfalz zu den Pionieren. Thomas Zöller, der heute verantwortlich zeichnet, setzt bei Sauvignon blanc bewusst auf eine frühe Lese. „Dies sollen Weine zum Wehtrinken sein, nicht mit zuviel Alkohol“, gibt er sich überzeugt.
Mit ebenfalls sehr guten 86 Punkten bewertet wurde der 2015 Erlenwein Riesling vom Weingut Erlenwein in Ilbesheim/Pfalz. Ein Wein, der leichtere 12% mit Kraft und Reife verbindet, und mich an ein bequemes strammes Sofakissen erinnerte, mit nachhaltig belebend feinherben Noten im Finish. Passt gut zu Schnitzel, auch mit Kartoffelsalat oder Pilzen in Rahm. Wir freuen uns über das, was ein junger engagierter Winzer, wie Timo Erlenwein, erreichen kann. Denn immer wieder wurden seine Weine von unseren Prüfern sehr gut bewertet. Riesling ist übrigens seine wichtigste Sorte.
85 Punkte erzielte der 2015 Merler Königslay-Terrassen Riesling vom Weingut Albert Kallfelz in Merl an der Mosel. Ein reifer, ausladender Riesling mit elegant fruchtigem Finish, in dem man am liebsten „baden“ möchte. Ein Wein wie ein Spaziergang durch die Obstblüte! Passt gut Räucherlachs, ja Kaviar, ebenso zu Kalbschnitzel natur oder Kalbsnierenbraten. „Vom Idealisten für den Individualisten“, lautet das Motto von Albert Kallfelz. Die ansehnlichen 50 Hektar Reben ganz überwiegend in den weltberühmten Schiefer-Steillagen des Moselstals liefern dazu die Basis, wie sie kaum besser vorstellbar ist. Kallfelz-Weine finden sich auf vielen Weinkarten der erstklassigen Gastronomie, und so hat sich Albert Kallfelz mit viel Engagement einen Namen geschaffen.
Dieter Simon Chefredakteur und Herausgeber bonvinitas. Fotos: Titelfoto bonvinitas, übrige Fotos PR.