Wie immer probiere ich die von unseren Prüfern in Blindverkostung bestbewerteten Tropfen nach und darf sie hier vorstellen (dem Bild nach von links), wobei sich die Gesamtheit der Weinbewertung in unserem Weinführer findet.
Weingut Juliusspital: Leiter des Weinguts, Horst Kolesch (links), und Weinbergsmeister, Lothar Flösser.
Weingut Müller-Catoir, Verkostungsraum. Foto: Rainer Reith
Château Bertinerie, Blaye Côtes der Bordeaux. Foto: Muriel Meynard
Château Bertinerie, Barrique-Keller. Foto: Muriel Meynard
Sartori Casa Vinicola
Sartori Casa Vinicola: Andrea Satori
Weingut Schloss Gobelsburg Schatzkammer. Foto: Michael Moosbrugger
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Wer leckeren nicht zu schweren Sekt liebt:
Mit 86 Punkten (grüne Punkte, Kategorie 1: trocken bis 12 % Alkohol) bewertet wurde der Arnea Soave Spumante brut von Casa Vinicola Sartori in S. Maria Negrar bei Verona im Valpolicella-Gebiet, Italien, zu dem ich notiert habe: In der Nase Orangen, Mango, Zitronat, auf der Zunge zwischen Temperament und feiner Reife balancierend, wie ein Debutantinenball, mit gut 3 bis 4 Jahren weiterer Zukunft, schön als Aperitif, zu Fingerfood oder Antipasti oder auch zu Crème brulée. Sartori ist ein großes veroneser Familienweingut mit Weinkellerei und Export in alle Welt.
Ebenso 86 Punkte (Kategorie 1) erzielte der N.V. Blanc de Blancs brut Sekt aus Österreich des Weinguts Schloss Gobelsburg in Gobelsburg, Niederösterreich: Reifer Duft nach Herbstäpfeln, Mandelgebäck, Marzipan; auf der Zunge schöne Rasse die in Vollmundigkeit mündet, wie eine sehr elegante Damenhandtasche, passt gut zu Austern, Frutti di Mare sowie auch zu Weincreme und weißer Schokolade. Die Weinberge liegen ums Schloss und werden entsprechend den verschiedenen Terroirs gepflegt.
Vier Rote aus Frankreich und Italien:
87 Punkte (rote Punkte, Kategorie 2: trocken über 12%) erhielt der 2014 Elegance Château Haut Bertinerie ADC Blaye Côtes de Bordeaux: Tiefer Duft nach Kirschen, Johannisbeergelee mit einem Hauch Teer; auf der Zunge ein fruchtiger Rotwein mit gut 4 bis 5 Jahren weiter aufbauende Zukunft und reifen Tanninen im Finish, ein Wein wie eine Violine. Passt gut zu Ossobuco, Zwiebelroastbraten oder Rinderschmorbraten. Die Weinberge werden von der Familie Bantegnies bewirtschaftet. Stammsitz ist das Château Bertinerie. Weiter gehört das Château Manon la Lagune dazu, zusammen über 60 Hektar mit biologischem Weinbau.
Ein weiterer Tropfen dieses Weinguts, ebenfalls mit 87 Punkten bewertet (ab 85 Punkte bedeutet sehr gut, ab 89 hervorragend – unser System findet sich hier) ist die 2014 Réserve Château Bertinerie, ebenfalls Blaye Cote de Bordeaux: Edler Duft typisch Merlot und Cabernet-Sorten nach Kirschen, Tanninen, Preiselbeerkompott mit einem Hauch schwarzer Pfeffer; auf der Zunge wunderbar schmiegsam mit fruchtigem Finish bei kräftigen Tanninen. Ein Wein, der mich an einen antiken großen Tisch aus Teakholz erinnerte, der noch jung wirkt und über 10 Jahre weiter aufbauen dürfte. Passt durch die kräftigen Tannine zu kräftigeren Gerichten wie Rumpsteak, Saftgulasch oder Wildhase.
Ein schöner Tropfen aus Italien mit 87 Punkten bewertet, 2012 Regolo Rosso Veronese IGT ebenfalls von Sartori: fruchtig runder Duft ach Heidelbeerkonfitüre, Cassislikör; fruchtiger sehr zugänglicher Körper mit schön eingebundener Süße und feinen Tannin- und Toastnoten im Finish, wie ein mit dunklem Holz getäfeltes Zimmer. Der Wein wirkt obwohl aus 2012 noch jung, sozusagen als junger Erwachsener. Ich gebe ihm eine erwartungsvolle Zukunft von 10 bis 12 Jahren. Passt gut zu Rinderschmorbraten, Rehkeule, Sauerbraten. Der Regolo Rosso Veronese gehört zu den wichtigsten Weinen von Sartori, in denen sich nach eigener Aussage das "Bouquet Sartori" widerspiegelt, eine Cuvée aus den bekanntesten Rebsorten Veronas.
Ein zweiter von Château Haut Bertinerie mit 88 Punkten bewertet, 2014 Réserve, Blaye Côtes de Bordeaux: tiefe, vornehme Nase mit Noten von Kirschen, Cassis, Holzkohle – sehr ausgewogen; am Gaumen ein runder, samtiger Bordeaux comme il faut mit großer Zukunft, wie ein Nobelrestaurant. Der Wein wirkt noch jung, ich gebe ihm gut 15 Jahre weitere Entwicklung. Schön zu Hirschkalbskeule, Lammlachsen, gebratene Entenbrust.
Zwei beste trockene Franken Silvaner:
Ebenfalls stolze 88 Punkte erzielte der 2014 Würzburger Stein Silvaner Silvaner trocken, VDP großes Gewächs vom Weingut Juliusspital in Würzburg, Franken: Im Duft viel Süße und Frucht, Äpfel, weiße Schokolade, Stachelbeerkonfitüre; mundfüllender Körper mit mineralischen Terroir- und sanften Barriquenoten, die sich im Finish unterhaltsam fortsetzen, wie im Autosalon mit neuen Fahrzeugstudien. Auch dieser Tropfen wirkt noch jung mit viel Zukunft. Ich denke, dass er 5 bis 6 Jahre weiter aufbauen dürfte. Das VDP-Weingut ist Teil der Stiftung Juliusspital, welche auch Träger des gleichnamigen Krankenhauses ist. Seit über 435 Jahren tragen die Erlöse des Weingutes zur Finanzierung sozialer Aufgaben bei. Mit rund 180 Hektar Rangiert es als zweitgrößtes Weingut Deutschlands mit Besitz in den renommiertesten Weinlagen Frankens.
Mit 91 Punkten bewertet wurde der noch junge 2015 Würzburger Stein, VDP Erste Lage, Silvaner trocken (Bocksbeutel ganz rechts) nochmals vom Weingut Juliusspital in Würzburg: Sehr feiner aristokratischer Duft nach frischen Äpfeln, Mandeln, Schlagsahne; kräftig anspringender frischer Körper mit Schmelz, der in ein kraftvoll breitströmendes Finish mündet mit Terroirnoten. Ein noch junger Tropfen, wie eine Lokomotive unter Dampf mit auf Grund guter Ausgewogenheit zwischen Fruchtsäure, Extrakt und Alkohol gut 6 Jahren Zukunft. Passt gut zu Pfannekuchen mit Pilz/Fleischfüllung, Schweinebraten, Grillsteaks. Über das Weingut siehe oben.
Mit Restsüße:
Mit stolzen 90 Punkten (orange Punkte für Weine mit Restsüße, wobei bei uns Weine ab 89 Punkten als hervorragend gelten) bewertet wurde die feinfruchtige 2012 Riesling Spätlese aus der Lage Haardter Bürgergarten, die als VDP Erste Lage eingestuft ist, vom Weingut Müller-Catoir in Haardt, Mittelhaardt Deutsche Weinstraße, Pfalz: Sehr ansprechende Nase, reif, ausgewogen mit Noten von reifen Zitronen, Pfirsichkompott; auf der Zunge wunderbar fruchtige Eleganz mit harmonisch eingewobener Süße was sich im Finish fortsetzt, wie ein Brillantcollier. Die Reife steht dem Tropfen gut, der dennoch frisch wirkt und ein weiteres Potenzial von gut 5 Jahren haben dürfte. Schön zu cremigen Süßspeisen, zum Kaffee „danach“ oder schlicht zum Genießen. Wie erwähnt besitzt das traditionsreiche 21 Hektar VDP Weingut „Erste Lagen“ und „Große Lagen“ in Haardt und Gimmeldingen. Es wird vom heutigen Inhaber Philipp David Catoir geleitet und ist ökologisch zertifiziert.
Edelsüß
Mit ebenfalls 90 Punkten (violette Punkte – edelsüß) bewertet wurde der 2012 Riesling Eiswein aus der Oppenheimer Herrenberg vom Weingut Martinshof in nahe gelegenen Dienheim in Rheinhessen: Schon im Bukett fruchtige Eleganz mit einer Wucht an tropischen Früchten auf der Zunge, die man gar nicht alle aufzählen kann, muss man probieren, was sich im Finish fortsetzt. Ein sehr gelungener Eiswein, wie eine Mozartsinfonie, einfach zum Genießen! Solche Weine haben eine große Zukunft von 10, 15 Jahren und mehr. Das Weingut wird vom Ehepaar Achim und Anke Martin geführt. Dienheim liegt an der rheinhessischen Rheinfront, wo das rheinhessische Hügelland zum Rhein hin abfällt. Die Lagen an diesem Hang sind bekannt gute, wozu auch die Steillage Oppenheimer Herrenberg zählt.
Text: Dieter Simon, Herausgeber und Chefredakteur bonvinitas. Aufmacherbild: bonvinitas; andere Bilder PR falls nicht anders angegeben.