Bei Barriqueweinen soll der Wein mit dem Holz spielen, nicht umgekehrt. Das Wort Barrique stammt aus dem Französischen und bedeutet schlicht Fass. Die Winzer meinen damit die kleinen, um 225 Liter fassenden, Eichenholzfässer. Wird der Wein darin ausgebaut, übernimmt er im Laufe der Reifung vom Holz Tannine und Vanillenoten und erweitert so sein Aromenspiel. Außerdem geschieht durch das Holz eine ganz sanfte Atmung, was die Reifung fördert. Doch nicht jeder Wein eignet sich. Die besten Voraussetzungen liegen vor, wenn der junge Wein gute innere Qualitäten und komplexe Aromen zeigt. Man kann aus einem einfachen Wein durch Barriqueausbau kein Prachtexemplar machen.
Um den Sortencharakter zu wahren, müssen Wein und Holz gut zueinander passen. Vier Faktoren hat der Winzer, mit denen er bei der Fassauswahl spielen kann: Holzart, Herkunft, Trocknung des Holzes und schließlich, wie stark das Fass innen ausgebrannt wurde. Denn das Ausbrennen mit Feuer ist üblich, was dem Wein mehr oder weniger starke Toastnoten verleiht. Neue Fässer beeinflussen den Wein stärker. Mit mehrmaligem Gebrauch sinkt der Holzeinfluss deutlich. In der Regel gelangen die Weine erst nach der Vergärung ins Barrique. Wie lange der Winzer sie darin reifen lässt, hängt vom angestrebten Weintyp ab. Eins ist jedenfalls klar, Barriqueweine brauchen Zeit. Manche reifen bis zu 24 Monaten.
Hier einige Beispiele gelungener Barriqueweine aus Baden: Nicht so bekannt, aber für den Barrique-Ausbau sehr geeignet zeigt sich die noch relativ neue Rebsorte Regent, die der Rebzuchtanstalt Geilweilerhof 1967 gelungen ist, und die auf Grund ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Pilzbefall deutlich weniger Schädlingsbekämpfung benötigt. Der 2010 Auggener Schäf Regent trocken, im Barrique gereift, vom Winzerkeller Auggener Schäf (1), probiert sich als fruchtiger Rotwein mit südländischem Charakter, dabei schön weich, nicht zu gerbstoffbetont und mit gut eingebauter Eichenholznote. Schön zu Pfeffersteak, Rinderschmorbraten oder altem Hartkäse! Der Winzerkeller Auggener Schäf hat sich übrigens dieser neuen Sorte relativ stark angenommen.
Ebenso gut gelungen zeigt sich der 2010 Wolfenweiler Batzenberg Spätburgunder Rotwein trocken, Barrique, von der Winzergenossenschaft Wolfenweiler (2), ein mundfüllender angenehm trockener Tropfen mit Noten von Schattenmorellenkompott, Johannisbeergelee, Hiombeeren und einem Hauch Holzkohle im Bukett. Schön zu Rehrücken, Hirschkalbsteak oder kaltem Roastbeef!
Als geschmeidig, fruchtiger ebenso mundfüllender Tropfen mit zarten Toastnoten und Anklängen an Heidelbeeren und Kirschen bis hin zu Torf im Bukett sowie einem lang anhaltenden Finish probiert sich die 2009 Durbacher Bienengarten Spätburgunder Spätlese trocken, Barrique, vom Durbacher Weingut Andreas Männle (3). Schön zu einem kräftig gebratenen Steak, zu Hasenpfeffer oder zu einer gepflegten dunklen Zigarre!
Gut zum Barrique-Ausbau eignen sich auch Lemberger, jene Rotweinsorte, die in Österreich als blaufränkisch bekannt ist, und die man in Deutschland vor allem in Württemberg findet, aber auch in Nordbaden. Gut gefallen hat der 2008 Malscher Rotsteig Lemberger trocken, Barrique, vom Weingut Bös im nordbadischen Malsch (4), ein angenehm kräftiger Tropfen mit Noten von gebrannten Mandeln, gerösteten Kastanien, Vanille, Kirschen und Johannisbeeren im Bukett sowie einem weich-fülligen Körper mit Schmelz und feinen Tanninen. Schön zu Räucherspeck, gebratener Leber oder Leberpastete oder auch Schweinelende!
In Restaurants mit gepflegter Küche werden zu gutem Essen gerne Barriqueweine gewählt. So äußert Wilfried Serr, Inhaber und Küchenchef des bekannten Restaurants „Alde Gott“ in Baden-Baden-Neuweier: „Wenn das Holz nicht die Überhand gewinnt, und die Frucht des Weins noch deutlich schmeckbar ist, ist der Ausbau im Barrique zu begrüßen“. Ähnlich sieht es auch Christophe Chipaux, Sommelier im Sonnenhof in Lautenbach: „Hochkarätig sind besonders ausdrucksvolle, im Barrique ausgebaute Weine, welche neben intensiver Frucht auch die Röstaromen des Barrique aufweisen. Sie erzeugen am Gaumen subtile, seidige Tannine und einen oft kräftigen, samtigen Geschmack. Sie harmonieren ideal mit Schmorgerichten, gegrilltem Fleisch und kräftigen, reifen Käsesorten.“ Dass auch Barrique-gereifte Weißweine viel Freude machen, beweist der 2010 Chardonnay trocken, Erzeugerabfüllung Oberkircher Winzer. Ein üppiger Wein mit Schmelz und schön eingebauten Vanille- und Barrique-Noten sowie Anklängen an reife Birnen, Williams-Birnen-Brand, frisches Eichenholz und Maronenpüree im Bukett. Schön zu Spargelsalat, Steinpilzen, Kalbsrahmgulasch oder geräucherte Makrele! Adressen unter
Text: Dieter Simon, Bilder: Dieter Simon, Barriquekeller PR Oberkircher Winzer.