Für das Weinland Portugal ist die Rebsorten-Vielfalt charakteritisch. Hier finden sich mehr als 250 autochtone Rebsorten einheimische Rebsorten. Baga ist eine Sorte, die bisher eher im Hintergrund blieb, weil sie unter Winzern als schwierig und launisch galt. Nun gewinnt sie wieder an Bedeutung.
Die Baga-Reben wachsen fast ausschließlich in der DOC Bairrada in der Region Beiras, die im nördlichen Zentrum Portugals liegt. Dort ist die autochthone Sorte auf mehr als 70 % der Anbaufläche die mit Abstand am stärksten vertretene Traube. Auch im Dão und Douro wächst die Baga-Traube, allerdings in deutlich geringerem Umfang. Optimale Grundlage für die Entwicklung der Trauben bieten Kalk- und Lehmböden, die neben leichten Sandböden typisch für die DOC Bairrada sind. Das Klima der Region ist atlantisch geprägt.
Klimawandel bringt Vorteile für die spätreifende Sorte
Neben den veränderten klimatischen Bedingungen hat sich auch die Einstellung der Winzer zu Baga positiv entwickelt. Pionier dabei ist Luís Pato. 1980 begann er, aus den dickschaligen Beeren Rotweine zu keltern. Dabei entrappte er seine Ernte als erster vollständig, um grüne Tannine im Wein zu vermeiden. Darüber hinaus hält er seine Erträge gering, so dass sich das Aroma in den einzelnen Trauben intensiv konzentriert. Dieses Engagement und seine Erfolge damit brachten ihm den Spitznamen „Mr. Baga“ ein.
Immer mehr Winzer werden Fans
Luís Patos Leidenschaft für Baga teilen immer mehr Bairrada-Winzer: Seine Tochter Filipa Pato und Mário Sérgio Nuno gründeten 2010 die Winzergruppe „Baga-Friends“. Mittlerweile gehören der Gruppe weitere sechs Winzer der Region an: Neben Luís Pato auch Paulo Sousa, António Rocha, Joao Póvoa, François Chasans und Dirk Niepoort. Die Mitglieder dieser Gruppierung und der Großteil der Winzer der DOC Bairrada widmen sich mit sehr unterschiedlichen Ansätzen, aber voller Leidenschaft dem Anbau und der Weiterentwicklung dieser autochthonen Rebsorte. An der Baga-Traube führt in der DOC Bairrada eben kaum ein Weg vorbei.
Während die Philosophie der Familie Pato und von Dirk Niepoort einen neuen Baga-Stil hervorbringt, steht bei Mário Sérgio Nuno und weiteren Baga-Winzern eine klassische Stilistik im Vordergrund. Die Trauben werden beispielsweise nicht entrappt. Die Weine reifen in großen Fässern, die Langlebigkeit steht im Zentrum. Auch Luis Patrão von Vadio Wines greift bei seinen Weinen nur minimal in den natürlichen Gärungsprozess ein. Die Baga-Trauben reifen zuerst in offenen Tanks, damit sich die Fruchtaromatik voll entfalten kann. Vor der Flaschenabfüllung reifen sie dann nochmals 18 Monate in Eichenfässern. Mittlerweile bauen auch größere Betriebe, wie die Adega Cooperativa de Cantanhede, qualitativ hochwertige Baga-Weine aus. Nicht nur sortenrein, sondern auch als Cuvée mit den portugiesischen Sorten Tinta Roriz und Touriga Nacional oder mit internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon entstehen spannende Weine.
Flaschenreife steht ihm gut
Doch egal ob modern oder traditionell gekeltert: Baga-Rotweine brauchen immer etwas Zeit, denn in jungen Jahren sind die Tannine vordergründig und die Aromen von dunklen Früchten wie Kirsche und Heidelbeere eher dezent. Das muss kein Nachteil sein. Durch früheres Öffnen und Karaffieren bieten auch die jungen Weine einen hohen Trinkgenuss. Eine gewisse Flaschenreife ist bei Baga dennoch meist vorteilhaft, meinen die besten Baga-Winzer. Auf jeden Fall zählen Rotweine aus der Baga-Traube zu den spannendsten und tiefgründigsten Weinen, die Portugal derzeit zu bieten hat. Weinkenner finden mehr und mehr Gefallen an der authentischen Sorte, die mit zunehmender Reife intensive Aromen zeigt und an Eleganz und Komplexität gewinnt. Noten von getrockneten Früchten, dunkler Schokolade und Gewürzen kommen zum Vorschein, das Tannin rückt in den Hintergrund. Die empfohlene Trinktemperatur liegt bei 16 bis 18 °C.
Schaumweine aus Baga in allen Farben
Junge Rotweine aus der Baga-Traube schmecken gut zu Wild, Eintöpfen mit Fleischeinlage und anderen kräftigen Fleischgerichten, die mit Sauce serviert werden. Gereifte Weine mit ihren weichen Aromen passen sehr gut zu Fleisch- und Pilzgerichten sowohl kurzgebraten wie auch geschmort. Überraschend aber überzeugend ist auch die Kombination mit frischem Thunfisch und verschiedenen Käsesorten.
Dazu bringt die Rebsorte ungewöhnliche Espumantes, also Schaumweine, hervor. Die Heimat der Baga, die DOC Bairrada, ist das wichtigste Schaumweinzentrum des Landes. Schaumweine aus Baga-Trauben können eine tiefrote Farbe aufweisen, werden aber auch als Rosé und weiß gekeltert. Sie haben eine ausbalancierte Säure und zeigen Aromen reifer, roter Früchte. Sie eignen sich gut als Aperitif, passen aber auch hervorragend zu „Leitão à Bairrada“, Spanferkel nach Bairrada-Art. Außerdem schmecken sie zu leichten mediterranen Gerichten mit Fisch und weißem Fleisch sowie zum Dessert. Regelmäßig erhalten Baga-Schaumweine nationale und internationale Auszeichnungen und Medaillen.